Zwischendurch erledigt

Dazwischengequetscht. So ziemlich alles. Selbst die Termine mit Freunden. Keine Zeit für das, was wirklich wichtig für dich ist. Meistens in Hetze, meistens unter Druck. Alles muss schnell gehen. Kaum eine Verschnaufpause, in der du dich auf dich besinnst. Im Kopf schon wieder der nächste Termin. Dinge, die dir lieb sind, bleiben auf der Strecke. Du musst funktionieren. Kannst dir morgens nicht überlegen: Ach, was mach ich denn mal heute? Und gehst dann mit genug Zeit an die Sache. Irgendwas ist fast immer. Dinge, mit denen du nicht rechnen konntest, die unverhofft und plötzlich in dein Leben knallen. Du überlegst, wem du absagst. Was sich verschieben lässt. Klar, immer die Dinge, die du am liebsten machen würdest. Ich bin genervt. Komme nicht zum Schreiben an BLOCK seit fünf Tagen. Mal kurz ein paar Zeilen dazwischenquetschen macht keinen Sinn und bringt keine Freude. Ich bin unzufrieden, auch wenn ich gut im Schnitt liege. 63 Seiten sind bis jetzt verfasst, das heißt, etwas über eine Seite pro Tag. Ein Viertel ist also schon mal geschrieben. Auch jetzt gerade sitze ich hier unter Druck. Wäre ich nicht nikotinsüchtig, würde ich diese Sätze nicht schreiben. Der Tag ist schon wieder so dermaßen vollgepropft, dass alles zwischendurch erledigt wird. Ich nehme mir in diesem Augenblick vor, an der Leseprobe zu arbeiten, um Agenturen anschreiben zu können. Was mich noch nervt, ist, dass ich keine Poesie mehr in Hirn und Herz verspüre. Ich kann nicht schweben auf den neuen Medis. Sie halten mich auf dem Boden. Ja, ich werde wahrscheinlich nicht psychotisch, kriege aber bestimmt tiefe Falten und Furchen im Gesicht, weil ich nicht die Schönheit sehe und fühle. Ich bin, so wie ich mich momentan fühle, einer von 8 Milliarden „Normalos“. Ich nehme mir selbst die Freiheit meines kreativen Geistes. Vergewaltige ihn. Das ist nicht der Sinn, ganz bestimmt nicht. Für einen schlichten Roman mag das so taugen, aber ganz bestimmt nicht für poetische Verse, die mir so wichtig sind. Ich trage wieder die Sonnenbrille. Das Schreiben strengt mich an. Und doch muss ich es tun. Ich kann nicht anders. Ich will auch nicht anders. Nicht mal der Wein am Abend hilft mir, schön zu denken bzw. schön zu schreiben. Was für ein riesengroßer Mist! Ich kenne das Gefühl genau, wenn ich durchs Schreiben beglückt werde, wenn ich hinterher weiß, da ist dir heut wieder was Wundervolles gelungen. Wenn sich die Worte aufs Papier setzen, ohne dass ich lange überlegen muss. Ich fühle die Falten über der Nase, die sich bilden, wenn ich mich anstrenge. So wird das nichts. Ich werde BLOCK zu Ende schreiben, klar, aber nur unter großer Anstrengung. Bin ich es, der sich selbst zwingt? Oder sind es irgendwelche hohen Mächte, gegen die ich mich nicht wehren kann? Oder vielleicht ist es ja auch gerade das harte Thema, womit ich mich befasse. Es wird ein harter Roman, kein schöner, so wie „weg“. Wie würde ich mich fühlen, wenn ich den zweiten Teil gerade schriebe? weg – Teil 2. Ja, es könnte sein, dass es mir besserginge. BLOCK ist Schufterei. Wichtige Schufterei. Nicht jede Arbeit macht Spaß, und doch muss man sie tun. Wahrscheinlich ist das die Normalität. Ich kann mir nicht aussuchen, was ich gerade verfasse. Schade. Oder auch nicht. Genauso wenig, wie du dir aussuchen kannst, wo du wohnst. Die Umstände zwingen dich. Du kannst dir auch keine Krankheit aussuchen. Entweder du hast die oder die. Wer ist schon ganz gesund.

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