Zu still

Guten Morgen um 4 Uhr 30

Die Wolken ziehen nach Nordosten. Krähen krächzen aus der Ferne. Ebenso Hunderte von Vögeln, nur dass sie zwitschern und nicht krächzen. Glücklicherweise. Ich kann mich an einen längeren Traum erinnern. Noch weiß ich nicht, was ich schreiben werde. Meine Gedanken gehen an den Roman BLOCK zurück. Soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst. — Meine Laune ist fantastisch. Leider langweile ich mich gerade etwas. Ich bin noch ganz leer. Worte fehlen, die ich tippen könnte. Ich könnte mein Buch weiterlesen. Ich könnte zum Meer runtergehen. Doch am liebsten bleibe ich hier sitzen und hoffe auf ein paar gelungene Sätze. Ich könnte einen Brief schreiben. Ich weiß aber gerade nicht, wer der Empfänger sein könnte. Ich will mich nicht verfangen. Die Wellen rauschen, ich höre sie bis hier oben. In der letzten halben Stunde ist es schnell heller geworden. Der Himmel ist schon wundervoll blau und wird nur von einigen weißen Schleierwolken gebrochen. Der Wind hat nachgelassen. Gerade segelte in Tannenhöhe ein mächtiger Fischreier über den Garten. Nun ist es schon zehn nach fünf, und mehr als diese wenigen Zeilen, ist mir nicht gelungen. Ah, die Mauersegler sind wieder da. Das blaue Sandspielzeug liegt, seitdem ich hier bin, noch unberührt auf dem Rasen. Die Blume blüht noch immer in einem kräftigen Rot. Es könnte eine Seelilie sein. Die zarten Äste des Bambustrauches tanzen. Die schmalen, spitzen Blätter zittern. Eine Drossel singt ihr Gutenmorgenlied.

Sonntagabend um 21 Uhr 30

Nichts zu hören. Totenstille. Für den Augenblick. Gerne hätte ich jetzt ein Glas Wein. Bin aber zu faul, um nochmal loszugehen. So tut es auch ein Kännchen schwarzer Tee. Tabak habe ich noch genug. Würde ich das Kraut fressen statt rauchen, wäre ich tot. Gleich werde ich ein paar Minuten Musik hören und die Küche in Ordnung bringen. Ansonsten liegt nichts an. Schreiben und lesen, lesen und schreiben. Mehr nicht. Gerade kann ich nachfühlen, wie es den Menschen geht, die zu viel allein sind. Kein Wunder, dass ihr frustriert seid. Drum bin ich so ungeheuer froh, einen relativ großen Freundes- und Bekanntenkreis zu haben. Freundschaften sind zu pflegen. Oft sind sie von längerer Dauer als die Ehe. Ich kann verstehen, warum der Einsame zu Drogen greift. Ich kann nachvollziehen, warum die Einsame zur Flasche greift. Bringt aber nicht viel, lässt die Wirkung nach, fühlst du dich noch beschissener. Kleine Lückenfüller, sonst nichts. Verabrede dich lieber. Doch bist du vielleicht so negativ. Denk darüber nach, wenn du dich traust. Und ändere dich. Ich hasse zu besoffene Menschen. Leiernde, lallende Stimmen, die die Ohren vergewaltigen. Wenn du dich schon besaufen musst, sei wenigstens glücklich dabei. Manch einem würde ein Joint guttun. Zu viel Alkohol lässt dich dumm werden. Ach, was soll der ganze Scheiß. Mach, was du für richtig hältst. Hauptsache du lässt mich in Ruhe. Ich muss sagen, gerade ist es selbst mir zu still. Kein Vogel zwitschert. Keine Welle rauscht. Kein Blatt raschelt. Das Telefon klingelt nicht. Dabei, ich hätte jetzt gar keine Lust zu sprechen. Die Küche wartet immer noch. Ich glaube, die Musik, die ich gleich anstelle, wird mir guttun.

Gute Nacht!

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