Ich liebe sie

Wieder ist fast ein Jahr rum. Wie schnell es doch vergangen ist. Das Drehbuch F25 habe ich geschrieben und eine Menge Briefe. Seit zwei Jahren sitze ich an dem Roman BLOCK – und wieder bin ich ganz am Anfang. Ich fühle mich aber einigermaßen ruhig innerlich. Bereit. Es kann weitergehen. Mache mir momentan nicht so großen Druck. Ganz ohne Druck geht es natürlich nicht, du darfst dich aber keinesfalls verrückt machen. Nur eine Lesung habe ich im Jahr 2021 gegeben. Und beim Poetry Slam war ich dabei. Immerhin. Das Jahr, muss ich sagen, war stark von Corona geprägt. Ein Ende ist leider nicht abzusehen. In diesem Jahr war ich mehrmals hypomanisch und noch öfter depressiv. Mir ist klargeworden, dass ich schon Tausende Hypomanien und depressive Phasen durchlebt habe. Dennoch ist es ein großer Gewinn für mich, dass ich auf den „Mittagsschlaf“ verzichten kann (der stets eine Stunde nach der Medikation einsetzte). Es war egal, ob ich morgens um neun oder nachmittags um drei die Medis genommen habe – eine Stunde später bin ich sediert gewesen.

Ich bin meiner Frau unsagbar dankbar, dass sie meine Bipolarität mitträgt. Das ist nicht immer ganz einfach. Zum Beispiel, wenn ich sage, ich gehe zu Lidl einkaufen und lasse mir bei einem Autohändler einen Benz zurückstellen, den ich zwei Tage später kaufe. Oder dass ich andauernd mein Konto überziehe, Kredite aufnehme usw. Dass ich unzufrieden bin, weil ich meiner Meinung nach nicht oft genug zum Schreiben komme. Dass ich keine Ordnung halten kann, schnell überfordert bin, nur eine Minirente bekomme und und und. Und trotzdem ist unsere Ehe nach 15 Jahren noch immer stabil. Weil wir uns versprochen haben, gemeinsam durch dick und dünn zu gehen. Weil wir ganz viel sprechen, uns unterhalten, lachen, uns nach wie vor lieben. Auch wenn die Schmetterlinge im Bauch ausgeflogen sind – mir ist, als wüchse und wüchse unsere Liebe ins Unermessliche. Aber es ist auch nicht so, dass ich gar nichts aushalten müsste. (Grins)

Mein Sohn gibt mir sowieso die größte Stabilität. Ich kann es mir nicht leisten, wieder so „richtig“ manisch, oder noch schlimmer, schizophren zu werden und womöglich in der Klapse zu landen. Nur gemeinsam können wir hier funktionieren. Meine Frau sorgt dafür, dass Ordnung und Disziplin im Hause Taube herrschen. Und ich? Ich tue, was ich kann. Ich träume zum Beispiel. Ich versprühe ganz oft gute Laune. Ich baue auf. Ich bin zuverlässig. Gerne überpünktlich. Ich liebe. Wenn es meiner Frau nicht gut geht, versuche ich alles mir menschenmögliche für sie zu tun. Mit meinem Sohn lasse ich Drachen steigen. Fahre mit ihm jedes Jahr in den Urlaub. Spiele mit ihm. Kämpfe mit ihm. Mache mit ihm Hausaufgaben. Mit Liebe mache ich ihm jeden Morgen Frühstück für die Schule. Ich halte meine Versprechen. Ich schaffe meinen Job in der Tagespflege. Jeder von uns liebt die Freiheit. Wenn sich jemand verabreden möchte, tut er das. Wir vertrauen uns. Wir hören zu. Es gab noch keinen Tag, an dem ich mich nicht über meine Frau gefreut habe. Ich liebe sie!

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