Wut und Hass statt Poesie

Ich schreibe ja zu gerne – vor allem ganz spontane Sachen. Wie diesen Blog, zwischendurch, mal eben kurz, ohne zu wissen, was am Ende dabei rauskommt. Ich habe eine ziemlich treue Leserschaft, der ich, zugegebenermaßen, bestimmt schon dann und wann höllisch auf die Nüsse gegangen bin. Aber damit lässt es sich leben, und da ihr mir immer noch folgt, schreibe ich weiter wie mir das Maul gewachsen ist. Klar, manchmal gebe ich mir Mühe, versuche ich etwas Poesie einfließen zu lassen, die Schönheit des Wortes, die Heiligkeit der Sprache soll erklingen. Doch oft überkommt mich die blanke Wut. Der reinste Hass. Weil ich so vieles nicht verstehe. Es gibt Dinge, die für mich einfach nicht nachvollziehbar sind. Meistens ganz einfache, klare Dinge, die jeder raffen müsste, der klar denken kann. Man macht sich das Leben oft viel zu kompliziert. Denkt zu esoterisch zum Beispiel. Oder zu wissenschaftlich. Oder zu religiös. Nimmt vieles viel zu wichtig – am meisten natürlich sich selbst. Will anderen erzählen, was gut für sie ist. Angeblich gut. Dabei hat jeder sein eigenes Päckchen zu tragen – oder auch ganze Pakete, bis hin zu Felsbrocken. Meistens geht es darum, von sich abzulenken, bloß nicht die eigene Schwäche zu zeigen. Stark und cool sein, oder durchweg möchtegernwitzig. Ja, es gibt wirklich witzige Menschen, einige haben das Talent, sich selbst Witze einfallen zu lassen, die ziemlich gut sind. Spontane Witzigkeit finde ich aber am aller aller besten. Aus dem Bauch raus einen Spruch, der sitzt, der passt, der ins Schwarze trifft. Humor ist so wichtig für Herz, Seele und den ganzen Körper. Richtig aus vollem Halse lachen – das passiert nicht allzu oft. Am Anfang beim Kiffen schon. Nachher leider nicht mehr, wenn der Rausch zur Routine geworden ist, ist Lachen nicht einmal mehr eine Begleiterscheinung. Einen guten Freund habe ich – Till – der bringt mich völlig aus der Reserve. Immer mal wieder. Egal, ob nüchtern oder berauscht, er hat das Talent, Menschen zum Lachen zu bringen, er kann ganze Partys unterhalten. Spontan. Ohne Konzept. Von solchen Typen gibt es nicht sehr viele. Es gehört Mut dazu, die Hülle fallen zu lassen. Egal, worum es geht, die Spontanität ist oft ein Allheilmittel gegen Trübsinn.

Es ist halb zehn – ich sitze in der Schreibbar, im Büro, gleich werde ich hoch konzentriert an „weg“ arbeiten.

Habe ich getan, es ist kurz vor zwölf, bin gut vorangekommen. Jetzt noch ne gute Stunde, dann hol ich meinen Sohn von der Schule ab und begleite ihn zum Schlagzeugunterricht. Heute Nachmittag werde ich im Garten aktiv sein. Das gute Wetter bietet sich an. Wäre ich jetzt zu Hause, würde ich Feierabend machen, ließe mich auf andere Sachen ein, die nichts mit der schriftstellerischen Tätigkeit zu tun haben. Vielleicht würde ich mich auch hinlegen. Faulenzen. Tut ja auch gut. Aber ich möchte endlich, endlich mit „weg“ fertig werden. In 2 Monaten könnte ich das gedruckte Buch in den Händen halten. Es sei denn, Jean hat keine Zeit oder Lust, sich um das Cover und das Setzen der Seiten zu kümmern.

Voraussichtlich werde ich im Mai wieder lesen – aus F25 – im Phillies in der Südstadt. Diesmal ohne Musik, die ganze Sache wird ernster als im Havana.

Ich kann mich nicht mehr aufraffen, weiterzuarbeiten am Roman. So zwei, drei Stunden volle Konzentration, zu mehr bin ich nicht in der Lage. Ich müsste mich schon zwingen. Könnte ich ja mal versuchen. Moment – ich schalte mal um … Nee, geht nicht. Bin k.o. Die Medis schlagen an.

 

 

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