Ich würde gerne wieder dorthin, wo ich gewesen bin. Zurück in die Fantasiewelt. Die Medikamente lassen es derzeit nicht zu. Leider. Dafür bekomme ich mein restliches Leben (so einigermaßen) auf die Reihe. Könnte man jedenfalls annehmen. Doch würde man in mich hineinschauen können – oh Schreck! Da ist nichts als Leere. Alles grau in grau. Wie erfüllt von fantastischen Gedanken ich noch vor einigen Jahren gewesen bin! Wundervoll. Und nun: Schutt und Asche. Ich bin froh drum, dass ich heute Abend ein paar Sätze schreiben kann. Auf Nikotin. Ja, ich rauche wieder. Nach zweieinhalb Monaten der Entgiftung hänge ich wieder am Glimmstängel. Es ging nicht mehr ohne. Vielleicht kickt mich das Nikotin zumindest so weit an, dass ich wieder Lust zum Schreiben bekomme. Es wäre zu schön. Ich will kämpfen. Ich will für die richtige, die gute Sache kämpfen. Schreiben fühlt sich richtig an. Schreiben fühlt sich gut an. Für mich. Rauchen fühlt sich richtig an. Rauchen fühlt sich gut an. Für mich. Zurzeit jedenfalls. Rauchen und Schreiben. Schreiben und Rauchen. Nikotin. Ich brauche es.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich letzte Woche Montag bei meinem Psychiater gewesen bin? Und hatte ich schon erwähnt, dass ich mit einer Einweisung für die Psychiatrie wieder rausgegangen bin? Nein? Tja. An dem Spruch „Einmal Klapse, immer Klapse“ klebt eine Menge Wahrheit. Seit 34 Jahren habe ich mit dem Kram nun schon zu tun. Ein lebenslanger Krampf und Kampf. Er hört nicht auf. Vor fast zwölf Jahren habe ich die Selbsthilfegruppe „über den Berg“ ins Leben gerufen. Viele Betroffene sind gekommen und gegangen. Ich kenne keinen Einzigen, von dem man behaupten kann, er sei inzwischen geheilt. Jeder und Jede muss kämpfen. Schizophrenie, Bipolarität, Borderline, Depressionen, Traumata, Neurosen … alles beschissene Krankheiten, die man als solche akzeptieren sollte. Ohne Therapie und ohne Medikamente ist da kaum etwas zu machen.
Ach, wie herrlich, wieder ein paar Zeilen zu schreiben, jetzt, auf Nikotin, um 22 Uhr 51.
Gute Nacht