Wie auch immer

So clean, so klar, so wunderbar. Der Frühling ist da. Die Vögel zwitschern früh am Morgen, die Luft ist zum Verlieben. Mir geht es gut. Ich fühle mich ausgeruht und ausgeglichen. Leicht euphorisiert seit langem mal wieder. Ich dachte schon, das kommt nie wieder. Es ist ein ganz leichter Schub, genau richtig. Nichts zum Verrücktwerden. Klar, meine Fantasie ist nicht da, seitdem ich das Aripiprazol nehme, habe ich im Ganzen nur drei oder vier Bücher lesen können (in den letzten drei Jahren). Wie gesagt, ich hasse und liebe das Medikament. Ich hasse es, weil die Inspiration fehlt, ich liebe es, weil ich mein Leben und das Leben meiner Familie nicht aufs Spiel setze. Die Frage ist natürlich: Wie bin ich wirklich? Wie wäre ich ganz ohne Psychopharmaka? Wie weit verändert es mich? Wie ehrlich ist mein Leben? Auf jeden Fall fühle ich die Liebe. Ich hatte Zeiten, da habe ich gar nichts gefühlt. Oder eben viel zu viel. So viel, dass mich jeder tiefer Gedanke regelrecht erschüttert hat. Die Dünnhäutigkeit ist nicht mehr so extrem. Vielleicht ist es aber auch das Alter, das einem ein dickeres Fell beschert. Gerade bin ich glücklich über diese paar Zeilen. Gerade fühle ich mich in meinem Körper wohl. Wahrscheinlich hat das eine Menge mit dem Intervallfasten zu tun, welches ich seit fünf Wochen zelebriere. Immerhin habe ich bis jetzt schon fünf Kilogramm abgenommen. Und mit dem Aikido hat es sicherlich auch zu tun.

Bestimmt fällt es auf, dass ich mich in diesem Blog kaum politisch äußere. Aber ehrlich gesagt bin ich froh, dass meine kleine Welt momentan in Ordnung zu sein scheint. Der Irak-Krieg, der 2003 ausbrach, hat mich damals den Verstand gekostet. Er brachte mich in die Klapse. Doch heute (mit dem dickeren Fell) kann ich besser mit dem ganzen Irrsinn umgehen. Ich habe wieder Lust Lesungen zu geben. Gerne in Schulen. Also wenn jemand eine Idee hat, wo eine Lesung angebracht wäre, schreib mir bitte. Für heute mache ich Schluss, vielleicht fällt mir ja in den nächsten Tagen wieder etwas mehr ein.

Es geht auch ohne Alkohol. Du wirst sehen, wie wunderschön das Leben sein kann, gerade jetzt im Frühling. Ich habe richtig Lust darauf, klar durchs Leben zu gehen. Und ich glaube ganz fest daran, dass eines Tages auch mein Kopf wieder mit Fantasie gefüllt ist. Manchmal ist eben eine Auszeit angesagt. Es geht immer wieder um Akzeptanz. Bekomme ich keinen Roman mehr zustande, ist dies zu akzeptieren. Mir bleibt dann keine Wahl. Ich kann mich nicht zur Fantasterei zwingen. Wie ihr inzwischen wisst, kann ich nur das schreiben, was mir auf der Seele liegt. Was in mir ist. Und zurzeit ist es mehr oder weniger das Hier und Jetzt. Der Moment. Der Augenblick. Nicht irgendwohin abzuschweifen. Immer mehr verfestigt sich der Gedanke in mir, das Rauchen aufzugeben. Seit Jahrzehnten bilde ich mir ein, dass ich es liebe. Dass das Nikotin wie täglich Brot für mich ist. Ich werde es mit Hypnose versuchen. Mit Akupunktur. Tatsächlich möchte ich von nichts mehr abhängig sein. Keine Sucht soll mich noch in ihren Klauen halten. Ich habe das Verlangen, die Nikotinbestie zu besiegen. Für immer und ewig. Millionen von Menschen schaffen es, warum sollte ich schwächer als jene sein. Ein wenig Angst habe ich davor, wieder mehr auf die Waage zu bekommen. Doch glaube ich, wenn ich es schaffe, das Rauchen zu bezwingen, werde ich auch alsbald mein Gewicht in den Griff kriegen. Auf jeden Fall habe ich Bock auf die totale Klar- und Freiheit. Allein kriege ich das allerdings nicht hin. Ich muss mir Hilfe suchen. Und ich bin mir sicher, dass ich sie finden werde. Habe ich euch heute schon gesagt, dass ich mein Leben liebe? Ja, das tue ich. Ich liebe es sehr. Also heißt es nun, das Beste zu geben, und das Allerbeste daraus zu machen. Wir haben nur dieses eine, in diesem Körper, in dieser Zeit, auf dieser Erde. Wie auch immer.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.