Wenn du schreibst, lebst du

Es gibt glückliche „Zufälle“. Es gibt glückliche Begegnungen. Meine Mutter sagte, Gleiches zieht Gleiches an. Das Leben ist wie ein Bumerang. Drum sieh zu, dass du dir dessen bewusst bist. Vermagst du es Zeichen zu deuten, weißt du, warum du Schmerz oder Glück erfährst. Es ist nicht gesagt, dass du schon in diesem Leben für all deine Taten entweder belohnt oder bestraft wirst. Ich denke zu viel. Mache es zu kompliziert. Die Kunst ist es, dich bewusst leer zu machen. Natürlich nicht unbedingt, wenn du gerade etwas schreiben möchtest. Oder doch? Oder gerade dann? Um die Gedanken, die sich dir gerade offenbaren, aufzufangen und widerzugeben? Doch leer ist doch leer. Schreibst du einen Roman, wirst du gezwungen, nachzudenken. Willst du jedoch einfach drauflos schreiben, um deine Seele zu befreien, dann schreib drauflos. Nimm keine Rücksicht. Schreibst du, um deine Seele zu befreien, schreib nur für dich, ohne den Hintergedanken zu festigen, jemand müsse deine Werke lesen. Es kommt stets darauf an, was du beabsichtigst. Ich denke zu viel. Jetzt gerade auch. Ich bin ganz und gar nicht frei. Aber ist das nicht das Lebensziel: Frei zu sein? Was heißt es denn, wirklich frei zu sein? Sieh zu, dass deine kleine Welt in Ordnung ist. Lass dich nicht verrückt machen.

Du liest. Du schreibst. Du denkst. Wenn du schreibst, bist du. Wenn du schreibst, lebst du.

Ich möchte es heute Abend ganz leise und still haben. Schon das dumpfe Summen des Laptops vernehme ich zu laut. Mein Kopf ist stimmenfrei seit 22 Jahren. Das Schreiben rettet mich über jeden Tag. Bin ich hier, bin ich da. Ich nehme mir Zeit. Ganz langsam ist das Denken. Jedes Wort ein Genuss. Jeder Satz ein Glück. Frei bin ich nicht. Vielleicht tut sich gerade ein Weg auf. Ein gesunder Weg. Warum nicht. Das Leben ist die wahre Schule. Nicht, die Schule ist das wahre Leben. Vergiss es. Mach was Cooles aus deinem Leben. Packst du es nicht in der Schule, werde zum Künstler. Sei ganz bei dir. Nimm meine Texte. Sing. Werde YouTuber. Mach bitte was Cooles. Glücklich wird kaum jemand. Lieber ein armer Künstler, als ein reicher Sklave. (Darf man das so schreiben?) Lieber arm und frei, als reich und versklavt. Geh den einfachen Weg. Mach es dir leicht. Das wünsche ich dir. Das Leben ist viel zu oft viel zu schwer. Wozu soll das gut sein? Auch wenn das Leben unbeschwert ist, lernst du. Du lernst immer. Stetig. Du lernst jeden Tag dazu. Lerne dich zu leeren. Leere dich, um zu lernen.

Wieder sind ein Tag und eine Nacht vorüber. Es ist 21 Uhr 33. Auch heute Abend genieße ich die Stille. Auch heute Abend kann ich ganz bei mir sein. Ich fühle mich klar und ausgeglichen, meine Laune ist den ganzen Tag über ziemlich gut gewesen. Bestimmt kann ich auch wieder fantastisch schlafen. Schade nur (und das noch immer), dass meine Fantasie eingeschlafen ist. Nun gut – ich kann damit leben. Ich muss damit leben. Ich bin froh, dass ich medikamentös so gut eingestellt bin. Keine Tiefs gerade. Keine Hochs. Gerade auf der Mittellinie. Nicht nervös oder grundlos aufgeregt. Vielleicht hängt es mit dem Aikido zusammen, wo ich mich vor drei Wochen angemeldet habe. Es scheint sich derzeit ein neuer Weg aufzutun. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dranbliebe. Aller Anfang ist schwer, ich stelle mich ziemlich ungeschickt an. Der Meister sagt: „Das erste Jahr ist harte Arbeit, danach geht es wie von selbst.“ Angenehm ist der Muskelkater. Angenehm ist es, vor dem Trainieren zu meditieren. Ich hoffe sehr, dass es mir bald gelingt, alles draußen zu lassen in der Welt, die im Trainingsraum nichts zu suchen hat. Zwei Stunden nur der Meister und die Schüler. Zwei Stunden volle Konzentration. Hinzu kommt, dass ich vier Wochen lang zur Probe in ein Fitnesscenter gehen werde. So der Plan. Ich habe das Gefühl, meinen Körper nur so mit mir rumzuschleppen, ein dicker, fetter Anhängsel, der keine Kondition hat und zu nicht viel in der Lage ist. Aikido ist kein Kampfsport. Aikido kann zu einer Lebenseinstellung reifen. Doch davon bin ich noch meilenweit entfernt. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, wie es weitergeht und wie ich mich geistig, seelisch und körperlich entwickele. Ich bin eher der Typ, der nicht viel durchzieht, alles ziemlich schnell abbricht, bis eben auf das Schreiben. Da hänge ich nun schon fast 34 Jahre dran.

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