Guten Morgen.
Ein paar Minuten nehme ich mir so gerne Zeit zum Schreiben. Derzeit herrscht in meinem Kopf aber Öde und Flaute. Ebbe. Ich warte auf die Flut. Sie muss ja gar nicht so heftig kommen, ein paar wenige Wellen reichen manchmal schon aus, um sich von ihnen berühren zu lassen, um sie zu fühlen, um sich von ihnen ins Meer ziehen zu lassen, ins Meer der Inspirationen und des Glücks. Ein wundervoll sonniger Tag liegt vor uns. Zu schön ist es, wenn wir ihn nutzen können, der Sonne ein Stück entgegen gehen, uns von ihr streicheln lassen. Helligkeit tut der Seele gut. Das Leben ist grau genug, stehen wir also auf und machen uns einen guten Tag, tun das, was uns gefällt, jedenfalls ein paar Minuten lang. Immer noch fällt es mir nicht leicht, einen vernünftigen Text hinzubekommen, der dem Aufbauen meiner eigenen Seele und meinem Herzen hilft. Und doch bringt es mir ungeheuren Spaß, bringt es mir riesige Freude, ein paar wenige Buchstaben aneinanderzureihen, die dann Worte und Sätze hervorzaubern. Von kreativer Magie kann ich im Augenblick nicht sprechen, ich muss aber sagen, dass es auch ganz angenehm ist, fest auf dem Boden zu stehen. Ich hätte sogar mal wieder Lust, eine Lesung zu geben. Gerne aus dem Buch F25, gerne in einer Schule. Dieses Gefühl, wieder vor einem Publikum lesen zu wollen, hatte ich lange nicht. Oder auch Dietmars schöner Gitarrenkunst mit dem einen und anderen Gedicht zu begleiten. Im Grunde könnten wir in Kirchen, in Pflegeheimen oder sonst wo auftreten, wir müssten uns nur mehr kümmern. Am liebsten wäre mir, wenn jemand sagt, da und dann ist eine Lesung, fahr mal hin und gib dein Bestes. Mir ist danach, wieder mehr unter Menschen zu gehen, mich auszutauschen, mir Kraft und Ideen zu holen. Ebenso würde ich aber auch sehr gern allein verreisen. Es muss gar nicht in die Ferne sein, ein paar Tage am Meer wären bestimmt schon eine unglaubliche Erleichterung des vollen Kopfes. Sonderbar – einerseits ist mein Kopf voller Gedanken, anderseits fühlt er sich ganz leer und dumpf an. Manchmal versteht man sich selbst nicht, dann heißt es, in sich zu kehren, den Gedanken zu lauschen, was sie wirklich wollen, sich nicht verrückt zu machen, die Gedanken zu ordnen, die guten herauspicken und die schlechten über Bord schmeißen. Wink ihnen nach und lass sie von dir forttreiben. So hast du Platz für Neues und Spannendes. Meistens liebe ich das Leben. Doch manchmal ist es echt hart, ist es kein Spiel, ist es unglücklich. Nicht immer liegt es an uns selbst, die äußeren Umstände können verheerend sein, zum Beispiel natürlich im Krieg, auf der Flucht, im Schmerz und erst recht im Wahnsinn. So viele Menschen haben nichts zu Essen, müssen in Furcht leben, ob sie die nächsten Tage überleben. Und so viele Menschen lassen sich durch Kleinigkeiten beirren. Deswegen: Genießt den Tag! Genießt die Sonne! Geht raus und lasst euch von ihr verwöhnen.
Nun ist der Tag schon wieder vorüber. Ich sitze in meinem kleinen Zimmer und genieße die Stille der Nacht. Vielleicht werde ich gleich noch ein wenig Musik hören, vielleicht ein paar Zeilen lesen, auf jeden Fall würde ich gern ganz und gar innerlich zur Ruhe kommen und ohne zu viele Gedanken zu Bett gehen. In die Klarheit möchte ich zurück gelangen, viel zu oft fühle ich mich schwammig. Ich muss zugeben, dass ich mich schon wohler und freier gefühlt habe. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, mich an einen neuen Roman zu setzen. Mir glückt es kaum, mein Tagebuch zu füllen. Und ihr wisst ja inzwischen, dass es mich unzufrieden macht, wenn ich nicht frei schreiben kann. Derzeit sehe ich mich nicht als Schriftsteller meinen Lebensweg beschreiten, doch morgen kann es schon wieder ganz anders aussehen. Jeder Tag bringt eine Erneuerung. In den Körper, in die Seele, in den Geist, und in die ganze Welt. Kein Tag gleicht dem anderen, es sei denn, du weißt nichts mit dir anzufangen und langweilst dich. Gehe ich spazieren, befreie ich mich aus meiner Komfortzone, tauchen beinahe immer neue Gedanken auf, die sich gut anfühlen, die mich beleben, die mich hoffen lassen. Leider gehe ich viel zu wenig spazieren. Ach ja, heute Nacht liebe ich das Leben sehr. Ich bin dankbar, dass ich atmen, denken, glauben, hoffen, sprechen, sehen, riechen kann. Dass ich fühlen kann. Nimm dir Zeit für dich. Nimm dir Zeit, damit du weißt, dass du lebst. Du lebst für dich. Am Ende gehst du allein. Du lässt alles, was du geliebt hast und liebst, hinter dir. Du lässt deine Familie zurück, dein Zuhause, deine so geliebten Klamotten, und alles andere auch. Was du mitnimmst, ist dein Geist. Und die Seele? Tritt mit der Widergeburt in den neuen Leib. Es ist die Seele, die fühlt. Es sind so viele Fragen, die uns beschäftigen.