Was du für dein Glück brauchst

Warum bin ich vormittags nicht so richtig klar und fit? So voller Elan und Kraft? Gehts euch auch so? Oder seid ihr gleich total ausgeruht, könntet Bäume ausreißen vor Vitalität? Ich fühle mich oft eher matschig. Ist es das Nikotin? Verklebt so langsam alles im Gehirn? Und wieso ist man überhaupt schlecht gelaunt? Rastet manchmal schneller aus? Steht sich selbst im Weg? Jeden Tag fühlt man sich anders. Mir wäre es lieb, wenn es nur Nuancen wären, die die Unterschiede ausmachen. Alles, was extrem ist, ist anstrengend. Ja, das Leben ist nicht immer leicht. Für mich ist es kein Spiel. Wenn das Leben extrem ist, merkt man natürlich deutlicher, dass man am Leben ist. Durch Krankheit und Schmerz. Durch Freude und Glück. Durch Sport und harte körperliche Arbeit. Leicht ist das Leben zum Beispiel, wenn man in der Natur ist und sich treiben lässt, in den Himmel schaut, die Wolken und Vögel betrachtet, seine Gedanken sanft treiben lässt. Und wenn man abschalten kann, seinen Gedanken Pausen gönnt. Mein Leben fühlt sich leicht an, wenn ich etwas Gutes schreibe. Von dem ich jedenfalls meine, dass es gut ist. Oder bei einem angenehmen Gespräch. Mein Leben fühlt sich meistens leicht an, wenn ich eine Zigarre rauche und mit Cupi in Berlin telefoniere. Wenn ich Musik höre, die mich anspricht. Einen Film anschaue. Entspannte Freunde treffe. Spazieren gehe. Langsam so daher radele. Im Zug sitze. Etwas Schönes lese. Da gibt es sicherlich noch mehr. Wir sollten uns jeden Tag was Gutes tun. Mir gehts gut, wenn ich mich nicht zu sehr in mich verkrieche, an der Oberfläche bleibe. Das  Leben ist abwechslungsreich. Leicht zu sagen ist, das Leben sei ein Geschenk, wir müssen dankbar sein. Für viele Menschen ist das Leben ein einziger Kampf, es geht jeden Tag ums Überleben. Deswegen scheiße ich auf alle Esoterikbücher, die dir vorgaukeln, jeder könne ein unbeschwertes Leben leben. Dem ist garantiert nicht so. Diese Autoren und Lebensverbesserer sollten sich vier Wochen in ein Flüchtlingsheim einquartieren, mit 200 Euro im Monat. Oder Spargel stechen. Erdbeeren ernten. Diamanten abbauen usw. Du hast riesengroßes Glück, dass es dir so gut geht – das ist alles. Ja, vielleicht hast du im Leben davor, oder auch in mehreren Leben, besonders gut gehandelt, warst nett, fürsorglich und ehrlich. Aber wo führt es dich im nächsten Leben hin? Denn in diesem Leben denkst du doch meistens nur an dich, Hauptsache dir gehts gut. Es gibt natürlich Ausnahmen, die überwiegend für die Armen und Ärmsten, Kranken und Kränksten da sind. Aber wo landest du im nächsten Leben, wenn du nur an dich und deine Familie denkst? Diese Frage ist erlaubt. Wieso sollte jemand, dem es hier so gut geht, ins Parasies kommen? Er hat doch schon jetzt den Himmel auf Erden. Ist aber vielleicht vollkommen blind. Nicht dankbar. Meckert und motzt rum. Über arme Menschen. Über Flüchtlinge. Über Asoziale. Stopft sich mit teurem Biofraß voll und sagt: Esst nicht so viel billiges Fleisch. Können sich aber die meisten Menschen auf der Welt nicht leisten. Geben damit aber noch in Talkshows an. Sehen ja so gesund und vital aus. Haben ja so eine ungemein gesunde Farbe im Gesicht. Rosa Wängchen, keine erkennbare Pore in der aalglatten Haut. Haben die Weisheit mit Löffeln gefressen. Guten Appetit! Würde ich mich also gesünder ernähren, wäre ich wahrscheinlich klarer, nicht mehr so vernebelt. Es ist nicht einfach, den richtigen Weg zu finden, alle paar Meter gibt es Abzweigungen. Stur geradeaus ist egoistisch. Dann verpasst du es, die wahre Welt zu betrachten und zu erkennen. Dann hast du zwar auch eine Realität, aber eine sehr knappe. Ein enges Sehen. Man kann es sich nicht immer leicht machen, sollte man jedenfalls nicht. Ärzte ohne Grenzen, Umweltschützer, viele viele Wissenschaftler und Millionen Arbeiter machen es sich nicht so leicht. Etliche Handwerker gehen körperlich über ihre Grenzen hinaus und leiden in jungen Jahren schon an extremen Schmerzen, die sie bis zum Tod begleiten. Da ist nicht jeder seines eigen Glückes Schmied. Diesen Spruch kann man sich in vielen Fällen sparen. Kannst du was für deine Krankheit? Hast du als Kind einen Unfall und sitzt von nun an im Rollstuhl, weil du im letzten Leben ein Arschloch warst? Wer maßt sich an, so etwas zu behaupten? Viele Esoteriker. Sollen diejenigen dankbar sein, die plötzlich behindert sind, vorher aber noch ein verhältnismäßig schönes und geordnetes Leben hatten? Dankbar, dass sie überhaupt noch leben? Sabbern, nicht mehr sprechen können, Spastiker sind? Die ihre Kinder sterben sehen? Die ihre Kinder verhungern sehen? Ihnen nichts zu essen und zu trinken geben können? Die ihre Kinder als Sklaven verkaufen müssen? Da könnte ich mir eigentlich die Fragezeichen sparen. Oder etwa nicht! Ich bin nicht frustig, auch wenn es sich so anhört. Ich stelle mir nur einige Fragen. Mein Sohn strotzt vor Gesundheit. Ich habe eine Familie, die einigermaßen gesund ist, ein Haus, einen Garten – Liebe. Allein die Liebe hilft dir nicht ein unbeschwertes Leben zu leben. Der Körper braucht Nahrung. Der Körper braucht ein Dach über dem Kopf. Der Körper braucht Wärme. Wenn möglich, Zärtlichkeit. Das alles lässt die Seele und das Herz gesunden. Umso freundlicher kannst du zu deinen Mitmenschen sein. Nur mit diesen Dingen kannst du glücklich werden. Zeit. Zeit zu haben für dich und deine Liebsten, darauf kommt es auch noch an. Versuch, sie dir zu nehmen.

Soweit erstmal wieder ein kleiner Text. Vielen Dank, dass dir mich lest.

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