Die Klarheit

Guten Tag.

Gehts euch gut? Ich hoffe es sehr.

Ich warte auf die Klarheit, auf die Klarheit meiner Gedanken, oder eher auf die Klarheit meiner Seele? Irgendwie ist man doch oft wie bedöselt, nicht so ganz geordnet, man nimmt sich etwas vor, oder viel vor, viel zu viel – und am Ende bekommt man kaum etwas auf die Reihe. Und ist nicht zufrieden. Ist mit sich selbst nicht im Reinen. Ist unausgeglichen. Ich nehme mir schon so lange vor, regelmäßig spazieren zu gehen, gerade für die Klarheit, und natürlich weil mein Bludruck zu hoch ist. Ich möchte ganz klar ans nächste Werk gehen. Gestern habe ich zwei Stunden geschrieben, danach ging es mir so, als habe ich sechs Stunden hart malocht, ich war völlig ausgelaugt. Vor ein paar Jahren noch fiel mir das Schreiben leichter, es war mehr Energie und Schwung da. Heute, klar, ist mir bewusster, was ich da gerade schreibe. Nichts möchte ich dem Zufall überlassen, jeder Strich soll sitzen. Deswegen brauche ich für zwei Seiten oft zwei Stunden, ich überlege länger. Dafür bin ich anscheinend etwas gelassener, dränge mich nicht selbst so sehr, versuche mir so wenig Druck wie möglich zu machen. Das Ergenbis soll makellos sein. Rund. Ohne Käntchen und Eckchen. Es soll durch die Augen ganz sanft in die Seele dringen, auch wenn das Thema hart ist. Ich versuche, nachdem ich die Geschichte wieder verlassen habe, objektiv zu urteilen. Sehr oft, als ich meine Blogbeiträge schrieb, habe ich mich in einen Rausch getippt. Ich bin im Tunnel gewesen, ohne nach rechts und links schauen zu können. Man kann sagen, dass meine Seele zu war, in der Dunkelheit. Vielleicht. Ich habe mir Druck gemacht, totalen Druck, glaubte, ihr erwartet etwas von mir. Natürlich hat jeder Mensch der Welt etwas zu sagen, aber es ist angebrachter, auf dem Teppich zu bleiben, nicht radikal zu werden. Kein Mensch ist allwissend, kein Mensch versteht die ganzen Zusammenhänge. Für mich ist es wichtig, mich nicht zu sehr in Verschwörungen hineinzusteigern, oberhalb zu bleiben, nicht zu tief tauchen usw. Die Kliniken sind voll von Menschen, die nicht mehr an die Oberfläche zurück kommen. Die Isolation ist für viele in den letzten Monaten noch extremer geworden. Ganz allein klarzukommen ist schwer. Ich wünsche euch ganz viel Kraft, versucht, gut für euch zu sorgen. Hört nicht auf zu sprechen, verstummt nicht. Gott treffen wir vor allem in unserem Gegenüber. Der Mensch braucht Kontakt, braucht Austausch, es ist so wertvoll, seine Eindrücke, ob schöne oder düstere, teilen zu können.

Die Klarheit. Wie klar kann man denn werden? Und hält man die höchste Klarheit überhaupt aus? Eines weiß ich: Meine zukünftigen Bücher sollen voller Klarheit sein. Aber was heißt das? Ich nehme ja ziemlich harte Medikamente, Psychopharmaka, die die Seele beeinflussen, gar beeinträchtigen. Setze ich sie ab, werde ich vielleicht wieder krank. Fühle mich dann total klar. Halte den Zustand aber nicht aus, weil ich dann eben glaube, alles zu verstehen und zu wissen. Jenes Wissen ist zu mächtig für mich. Es ist zu schmerzhaft. Weil es zu wahr ist?

 

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