Was bedeutet normal?

Ich liebe die Verrücktheit. Ich will ein ganz normales Leben führen. Tue ich. Mit meiner Verrücktheit. Denn darauf verzichten will ich nicht. Dankbar bin ich für meine verrückte Psyche. Denn wer durfte sich schon wie Gott fühlen? Es war so widerwertig. Es war so unbeschreiblich schön. Wahnsinnig. Mächtig. Kaum auszuhalten. Erschütternd. Tränen sind geflossen. Und nun? Sitze ich in meinem kleinen Schreibzimmer und freue mich über mein neues Buch „Die letzte Version … vom Paradies“. Es ist so wunderschön geworden. Fett ist es geworden – 602 Seiten. Gedichte. Reime. Der pure Wahnsinn setzte sich damals aufs Papier nieder. Und doch eine Klarheit, die ebenso wenig zu beschreiben geht. Und nun? Sitze ich an meinem Roman BLOCK, und schreibe ihn doch in die dritte Person um. Zumindest versuche ich es wieder. Nebenbei lese ich Gedichte, die vielleicht auch noch dieses Jahr erscheinen. Vielleicht. Vielleicht vor Weihnachten.

Es ist windig. Die Sonne scheint. Ich trinke Früchtetee, rauche eine Zigarette. Ja, ein normales Leben ist zu leben. Kannst du mir erklären, wie es ist, normal zu sein? Was bedeutet normal? Was ist normal? Fühlst du dich etwa normal? Dann tust du mir schon ein wenig leid. Die armen Depressiven, die nie eine Manie erlebt haben. Die armen Maniker, die nie eine Schizophrenie erlebt haben. Ein großes Unglück ist es, wenn du nicht zurückkehrst in das „normale“ Leben. Normal ist es doch, wenn du gut leben kannst, du nicht kriminell oder krank bist. Ich empfinde es nicht als normal, zehn Stunden am Tag vor der Glotze zu hängen. Unnormal ist es, sich im Fußballstadion die Seele aus dem Leib zu schreien. Verrückt ist es, sich nach Zeichen zu richten und ihnen nachzulaufen. Zum Bespiel einem Vogel zu folgen. Verrückt ist es, sich in einen Engel zu verwandeln. Der Größenwahn lässt grüßen. Krankhaft verrückt zu sein, ist scheiße. Richtig scheiße. Die armen Menschen, die mit einer posttraumatischen Belastungsstörung fertig werden müssen. Oder mit Neurosen. Wie verdammt anstrengend das ist. Besonders mag ich die Hypomanie. Ich bin verliebt in sie. Auch die Melancholie mag ich sehr gern. Wut, Zorn und Hass sind widerlich. Die braucht kein Mensch.

Sei heute verrückt. Mach was Besonderes. Knote deine Schnürsenkel zusammen und mach kleine Schritte.

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