Verdammt gute Laune!

Hi.

Hab echt verdammt gute Laune, hier im Büro, morgens um halb neun am Dienstag. Die Zigarre glimmt, der Kaffee schmeckt.

Bin wieder nach über 20 Jahren musikalisch unterwegs, mit WAHN, meiner alten Band, von der nur Andreas und ich übrig geblieben sind, und … ich weiß nicht, ob ich seinen Namen nennen darf … mit einem Musiker, den ich am Sonntag kennen gelernt hab, mach ich ne Popgeschichte. Das erste Stück „Vom Winde verweht“ ist in Arbeit. Ich glaub, das passt. Wir sind „Henric’s“. Mit Andreas schufte ich die Rocksache weiter, mit Henric’s aber was ganz, ganz Neues. Hab hier über hundert Songtexte im Rechner, manche fast 30 Jahre alt. Wie ich finde, immer noch höchst aktuell und den Zeitgeist treffend. Immer mal wieder hab ich die Texte verschickt, an Agenturen, an Pop und Rockkünstler, aber nie kam eine Antwort. Nur von den Toten Hosen ein paar sehr freundliche Sätze. Zum Glück hab ich endlich begriffen, das man am besten alles selbst in die Hand nimmt. Ist ja nicht immer das Schlechteste. Klappt ja auch beim Onanieren. Man kommt zumeist zum Höhepunkt. Mehr will man ja auch nicht. Egal jetzt. Zehn Jahre hat Karlo meine Texte gehabt, guter Freund in Berlin. Zehn Stücke hat er auf die Reihe gekriegt, ist dann aber leider an seine Grenzen gestoßen oder so was, hat nicht weitergemacht, meinte, ich sei zu größenwahnsinnig. Gut. Dann soll er das meinen. Jetzt hab ich ihm mitgeteilt, dass ich die Dinger selbst vertonen werde. Hab ich richtig hammermäßig Bock drauf. Freue mich total auf den 16.3., an dem WAHN drei Stücke spielen. Also Andreas und ich. Ganz alte Sachen. Ich glaub, ich habs schon geschrieben, dass ich in den 90ern oft mit Depressionen aus dem Muckraum getorkelt bin. Weil es einfach nicht besser wurde, weil es meistens alles zu laut war, hab mich fast nie selbst gehört. Und da ich sowieso kein geschultes musikalisches Gehör habe, war es nie richtig schön. Nur die Stücke zu schreiben und zu komponieren hat mir riesige Freude bereitet und zu zweit einzuproben. Ich hab auch kein Bock auf die Proberaumatmosphäre, dunkel, kalt, laut, verraucht (na ja, das würde mich wirklich nicht stören), aber diese langen Kellergänge usw. Und dann abends treffen, der ein oder andere kommt zu spät, der Nächste ist zu dicht usw. Zum Glück gibt es heut andere Möglichkeiten, um zu üben. Vor allem können wir als Henric’s auch vormittags proben, da wir beide ziemlich flexibel sind. Ob es wirklich was wird, wird sich natürlich erst im Laufe der nächsten Monate rausstellen. Aber ihr kennt das – man sieht sich zum ersten Mal – und da ist was. Eine Welle, man spürt was. Man versteht sich auf Anhieb. Ich glaub, wir sind sehr motiviert. — Mein Sohn erfreut sich richtig cool am Schlagzeugunterricht, wir hören ganz viele alte Sachen – momentan im Auto die DOORS. Gehe bald zu Deep Purple und zu Led Zeppelin über. Wir rocken voll ab.

Also, macht euch ne schöne Woche   !

Mittwoch im zehn. Büro.

Hab gestern Abend die ganze Limmerstraße mit Plakaten für unsere Lesung versorgt. Gehe gleich noch mal los, ein paar Schaufenster und Eingangstüren zuplakatieren. Heut Abend die letzte WAHN-Probe, dann noch zwei Abende aufs Lesen vorbereiten. Es soll flutschen, trinke fleißig Wein und Whisky für die Stimme. Wein macht alles schön geschmeidig, Whisky, rau. Ein nettes Zusammenspiel. Klar – die Cigars tun ihr übriges. So richtig klare Stimmen hab ich noch nie sehr gern gemocht, am besten gefällt mir Jim Morrison. Ich mag die Tiefe. Auch die Tiefe seiner Seele. Die passende Musik dazu. Zu hohe Stimmen kann ich überhaupt nicht leiden. Dazu noch klar, ist der totale Abtörn für mich. Etwas rauchig, rockig, verwegen, verkommen … Die meisten deutschen Pop- und Rockstars sind die vollen Spießer. Ach ja – wären sie doch manchmal etwas voller, das würde bestimmt helfen. Aber das ist es, was die Masse will – Klarheit, Gesundheit, seichte Texte, nicht zu viel Tiefgang. Am besten Liebeslieder. Oder Verstehersongs. Am besten Frauenverstehersongs. Und bloß nichts Vulgäres. Keine Obszönitäten. Bloß nicht. Streng verboten. Trauen sich nur die ganzen notgeilen Schlageraffen. Ich hoff, das der Rock n Roll niemals ganz stirbt. Er macht das Leben eindeutig bunter. Aber ja – die alten Sachen werden schon weitergereicht … bestimmt. Ich mach ja jetzt selbst Pop. Jogge auch. Mag saubere Klamotten. Wohne in einer der spießbürgerlichsten Gegend Hannovers. Brauche aber unbedingt Linden, am besten täglich. Hier bin ich genauso zu Hause wie in meinem Haus. Fühle mich pudelwohl. Mag die Menschen, die Verrücktesten sowieso, solange sie nicht aggressiv sind, weil sie zu viel saufen und das Zeug nicht vertragen. Diese Leute sollen lieber zu Hause bleiben, wenn sie sich was von Lidl besorgt haben. Am besten gleich wieder rein in die Bude. Bis zum nächsten Einkauf. Es gibt ja genug Menschen, die sind von Grundauf unzufrieden, unglücklich, wissen nicht, was das Leben für großartige Chancen bietet. Ziehen sich runter, geben aber anderen die Schuld, ist ja klar, und das immer, und das Schlimme, ziehen den besten Freund auch noch gleich mit in den Abgrund. Es sind immer, immer die Anderen. Die ganze Welt ist böse zu einem. Und man selbst ist so unfassbar gut, und schlau, und was man nicht alles kann und draufhat. Man labert nur von sich selbst. Ich kann die ganze Ego-Scheiße nicht mehr hören. Da wird mir kotzübel von. Und da man dann den Kontakt nicht aufrecht erhält, ist man das größte Arschloch. Sollte man aber mit umgehen können. Ich rate jedem, zu keiner Pflichtveranstaltung zu gehen, es sei denn, man muss unbedingt – beruflich zum Beispiel. Das Leben soll Spaß machen. Und wenn es dir Spaß macht, wirst du beneidet, das ist ein Dorn für den Missgönner im Auge. Er hasst dich immer mehr. Und bist du auch noch erfolgreich, im Leben und im Beruf und im Hobby und in der Familie – dann Gute Nacht. Du erweckst Mordgelüste. Der Prominente muss bewacht und beschützt werden, weil er dermaßen gehasst wird. Politiker werden oft genug Opfer von Attentätern. Sogar Künstler, die mit diesen Menschen überhaupt nichts zu tun haben, werden angegriffen. Verbal sowieso. Satiriker haben es nicht leicht, sie müssen einstecken können – können sie aber, sie teilen ja auch genug aus. Dann musst du damit rechnen, eins in die Fresse zu kriegen. Egal jetzt – worüber ich mir so meine Gedanken mach.

Machts erst mal gut

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.