Mach endlich das Beste, das aller Beste draus!

Ich mag auch gern die Stille, die absolute Ruhe, bis auf das Tosen des starken Windes da draußen, bis auf das rhythmische Ticken der alten Uhr, die mein Vater durch einen Betrug an eine alte Dame abgezockt hat. Mein Erbstück. Von wem jetzt? Ich mag das Klacken der Tasten. Ich mag das sichere Wissen, dass meine Frau und mein Sohn heut Nacht in unserem Bett schlafen und ich mich in der nächsten Stunde zu ihnen lege. Die Nachttischlampe leuchtet, ich gucke sie noch eine ganze Zeit an, schreibe noch ein paar Sätze ins Tagebuch, lese etwas Celine, schlafe ein, wache neben ihnen auf, der Tag kann beginnen. Dann gehts auf nach Hamburg. Ich arbeite mit Jean zwei Bücher durch, wir rauchen, essen, trinken, quatschen ununterbrochen. Über so ziemlich alles. Er hört zu, ich hör zu, keiner will dem anderen was beweisen. Keiner ist auf den anderen neidisch oder missgünstig. Der Neid zerfrisst so viele Seelen, die Missgunst erst recht. Wenn du gesund bist, hat du gute Chancen, dein Leben zu meistern. Körperlich und seelisch. Bist du seelisch krank, musst du es dir eingestehen, musst du an dir arbeiten, keine Schuld irgendwo anders suchen. Keiner ist schuld, höchstens du selbst an deinem eigenen Zustand. – Es ist schwer zu ertragen, immer zu hören, wie scheiße alle sind. Wie krank die Welt ist. Ja, ist sie, aber ich hab kein Bock drauf, mich vollends runterziehen zu lassen von Menschen, die todunglücklich und dauerunzufrieden sind. Jeder hat genug mit sich selbst zu tun, kämpft für ein gutes Leben, will sich nicht mit noch mehr Depressionen beschäftigen. Ich schaff das nicht. Irgendwann ist die Luft raus, dann schaff ich es nicht mehr, zu motivieren und aufzubauen, vor allem nicht, wenn nichts zurückkommt. Du fühlst dich dann wie ein Idiot, der nicht ernst genommen, dem sowieso nicht zugehört wird. Also ist es besser, allein sein Ding zu machen. Oder eben mit Menschen, die selbst was auf dem Kasten haben, mit Menschen, die Erfolg haben, das heißt nicht, dass sie viel Geld haben müssen, ich meine Menschen, die in ihren Bereichen Profis sind. Die genau wissen, was sie tun, die sich weiterentwickeln, sich nicht jeden Tag abschießen mit Dope und Suff, nicht stehenbleiben oder sich sogar zurückentwickeln. Menschen, die gehen, immer weiter gehen, mit Zielen, mit Wünschen, mit Träumen, Menschen, die permanent an sich arbeiten und nicht erzählen, wie geil sie sind. Das brauchen erfolgreiche Menschen nicht. Sie werden an ihren Ergebnissen erkannt und gemessen. Und ich hab vor allem keine Lust mehr drauf, mich beleidigen zu lassen. Ich kenn zwei Menschen, die erzählen seit 30 Jahren das Gleiche. Wirklich. Sollen sie weiter erzählen, sich gegenseitig, anderen Menschen, die sie seit 30 Jahren kennen, aber bitte nicht mehr mir. Es ist mir zu anstrengend. Der eine lästert über den anderen, irgendwann ist der an der Reihe, dann der, dann der Nächste und wieder zurück. Wozu der ganze Aufwand? Um sich selbst zu bestätigen, wie gut, wie geil oder sogar, wie weise man ist. Wenn sich nach 30 Jahren nichts geändert hat, wird es das wohl auch nicht mehr. Da lern ich lieber neue Leute kennen, ehrlich. Ich bin offen, komm schnell ins Gespräch, tausch mich sehr gern aus. Ich bin interessiert an anderen Menschen. Es geht nicht immer um einen selbst. Jedes Mal fragst du: „Hey, wie gehts dir?“ Dann wird erst mal erzählt. Dann sagst du: „Ja, meine Mutter liegt im Krankenhaus!“ Scheißegal. Der andere labert weiter auf dich ein, wie geil er ist. Geht gar nicht auf dich ein. Egozentrisch bis zum Abwinken. Ist für einen Abend ganz inspirierend, aber nach ein paar Wochen nur noch zum Kotzen. Und nach Jahren erst recht. Man hat auch kein Bock drauf, den Menschen darauf hinzuweisen, weil man einfach denkt, der muss das doch merken, das raffen. Aber nee. Du fühlst dich stattdessen verletzt, nicht verstanden. Du weißt, die Person legt auf und nichts hat sich geändert. Und es wird sich auf die nächsten Monate und Jahre wahrscheinlich nichts ändern. Und wenn du vielleicht doch mal eine Kritik anbringst, ganz vorsichtig, wirst du fertiggemacht. Ja, du wirst gehasst, giltst als arrogant und eingebildet. Du bist eben das volle Arschloch. Dabei geht es nur darum, dass du dein Leben einigermaßen auf die Reihe bringst. Du bist zufrieden. Du hast gute Freunde, immer noch. Mehr als genug, so viele, dass du dich mit ihnen kaum treffen kannst. Deine Tage sind ausgefüllt, mit Familie, mit Arbeit, mit Hobby usw. Jede freie Minute ist kostbar, du lebst jeden Tag so, als wäre es der letzte. Und wenn jemand behauptet, er lebt auch so, und deswegen kifft und säuft er sich bis zum Abwinken dicht, derjenige ist süchtig, ist krank, sollte an sich arbeiten, damit endlich der Neid verblasst. Damit endlich die Missgunst weicht. Das Leben kann schön und einfach sein. Nicht immer, aber immer öfter. Jeder hat Scheiße erlebt. In der Kindheit, in der Jugend, wann auch immer. Die meisten hatten ein beschissenes Elternhaus – Hysterie der Eltern, Eltern getrennt, Alkoholismus, Missbrauch, was auch immer. Aber irgendwann, irgendwann muss man sich sagen: Hey, das hier ist MEIN Leben, ich lebe nun mal, ich hab zwar nicht darum gebeten, aber nun bin ich hier auf diesem kranken Planeten, jetzt mach ich was draus. Ich will leben! Und lieben! Nicht hassen. Nicht den Teufel anbeten. Das hier ist ein Geschenk. Ich kann mir jeden Tag einen runterholen, jeden Tag einen Orgasmus haben. Ich kann an die frische Luft, ich kann laufen, Fahrrad fahren, mich ins Auto setzen, ich habe zu essen und zu trinken, eine Wohnung, eine Heizung usw. Ich kann jeden Tag heiß duschen. Man kann hoffen, auf die Liebe des Lebens. Und ich bin nett zu anderen Menschen, damit sie auch nett zu mir sind. Und das sind sie auch. Und seid nicht ewig nachtragend, verdammte Scheiße. Macht das Beste draus! Macht endlich das aller Beste draus   !

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