Schreiben und Lesen

Was für ein klarer Morgen! —  Ja, das war heute Morgen um zehn. Weiter fiel mir nichts ein. Jetzt ist es halb neun abends. Mein Sohn liegt im Bett, meine Frau muss noch arbeiten, ist noch nicht zu Hause. Und ich genieße meinen Urlaub. Aber lange halte ich es nicht mehr aus, dann muss ich wieder schreiben. Es ist nur so blöd jetzt etwas Neues zu beginnen, wenn das letzte Ding noch nicht mal im Kasten ist. Meine Frau liest gegen, kritisiert hart, braucht aber Zeit. Ich warte geduldig ab, bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn sie fertig ist, will ich mich gleich ranmachen und korrigieren. Dann würde das neueste Skript kurz nach dem Start wieder auf Eis liegen. Eine Freundin von mir meinte vorgestern, ne kreative Pause täte gut. Sie schreibt selbst und weiß, wovon sie spricht. Ich aber habe etliche Ideen für neue Sachen. Trotzdem, ich glaube, ich muss warten, sonst verheddere ich mich. Ich will ja, dass die Sachen gut werden. Klar, die Romane können ruhig einige Ecken und Kanten haben, aber sie müssen stilvoll sein. Vom Anfang bis zum Ende. Sie dürfen nicht langweilen. Ein Rausch muss durchs Buch gehen. Man muss wissen wollen, wie es weitergeht, zu jeder Zeit. Und hoffentlich ist nicht so viel vorhersehbar. Im Leben ist auch sehr vieles nicht vorhersehbar. Es kann jederzeit in eine andere Richtung gehen. Katasprophen kommen plötzlich, man kann sich nicht drauf vorbereiten. Das soll nicht heißen, dass ich Katastrophenbücher schreibe. Ich bin eher für die seichten Sachen zuständig. Einfache Kost. Komplizierte Sachen sollen andere zu Werke bringen. Krimis sowieso. Ich mag sie nicht mal lesen. Zurzeit lese ich wieder Djian, von ihm kann ich gar nicht genug bekommen. Es geht wie immer um einen Schriftsteller und Sex. Durchweg. Super. Meistens in der Ichform geschrieben. Sehr zu empfehlen. Man nimmt ihm seine Sachen ab, auch wenn man weiß, dass da unendlich viel Spinnerei bei ist. Alles könnte wahr sein, und ich finde, darauf kommt es an. In meinem neuen Roman sieht es vielleicht anders aus, der könnte auch etwas unglaubwürdig rüberkommen. Aber das wird mir am Ende meine Frau verraten. Ich bin gespannt. Nach Djian werde ich wohl wieder was von Schamoni lesen, dann Heinz Strunk. Oder umgekehrt. Ich hätte auch mal wieder Lust (nach Crazy) etwas von Benjamnin Lebert zu lesen. Ich bin auf den Stil gespannt. Crazy hat er mit 16 geschrieben. Das muss so um 2000 rum gewesen sein. Genau weiß ich es nicht mehr. Ein paar Übersetzungen von Hemingways Briefen kenne ich von ihm, sonst nichts. Crazy habe ich damals beneidet, oder besser, den Erfolg des Buches. Ich dachte, mein Zeug ist doch nicht schlechter. War es aber im Nachhinein. Mit den Sachen von heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Sie gewinnen an Form. Manch einer hat das Talent schon in ganz frühen Jahren, es gibt fantastische Bücher von ganz jungen Autoren. Ich musste mir alles abgucken, beim Lesen lernen. Wenn man so will, habe ich erst angefangen zu schreiben, dann zu lesen. Und das verhältnismäßig spät. Ich lese sehr langsam, leider, aber dafür hoffentlich sehr genau. Wahrscheinlich lese ich deswegen auch so gerne 200-Seiten-Bücher. Die hat man schnell durch, und zack, ist man schon bei einem neuen Schriftsteller. Ich lese fast nur Bücher von Männern. Warum auch nicht. Und dann am liebsten die in Ichform geschriebenen. Die bereiten mir am meisten Freude. So, jetzt habt ihr wieder etwas über meine Lieblingsbeschäftigung gehört, oder gelesen … Danke, dass ihr mir weiterhin treu seid.

In tiefer Verbundenheit

Henning

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