Schade, dass man müde wird

Es ist ganz still hier in meinem kleinen Zimmer. Und duftet nach Lavendel. Ich habe Lust heute Abend noch ein paar wenige Zeilen zu schreiben. Was dabei herauskommt weiß ich noch nicht. Bin planlos. Einer der Gründe, warum ich Romane verfasse, ist, dass so viel Unvorhersehbares passiert. Wendungen entstehen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Neue Darsteller tauchen auf. Denen ist Persönlichkeit einzuhauchen. Lebendigkeit. Auch wenn sie nur ganz kurze Rollen zugeschrieben bekommen sollen sie sich abheben. Es ist wie bei einer Komposition. Setzt ein neues Instrument ein, sollte man es auch hören. Jedes Instrument hat seinen Charakter. Jedes Instrument hört sich individuell an.

Nun warte ich wieder einmal auf Worte. Und auf Sätze. Und auf Absätze. Gerade höre ich wundervollen Jazz. Der mich belebt. Dazu ein Glas Wein. Vielleicht schwenke ich später noch auf Whisky um. 21 Uhr 30. Noch relativ früh am Abend. Morgen habe ich frei. Das heißt nicht, dass ich ausschlafen kann. Um sechs klingelt der Wecker – dieses dumme Arschloch. Ich habe trotzdem gute Laune. Bin leicht beduselt. Wundervoll. Hätte Lust in der Stadt zu wohnen. Würde ins Havana gehen. Mit Menschen ins Gespräch kommen. Hier ist es meistens ziemlich öde. Jedenfalls dann, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben kann. Jetzt gerade geht es ganz gut ab. Aber so eine kleine schnieke Wohnung in Linden – wäre nicht abgeneigt. Muss ja nicht gleich Hamburg oder Berlin sein. Linden würde mir reichen. Natürlich nur als Arbeitswohnung. Oder als Freizeitdomizil. Ich weiß, dass ich zufrieden sein kann. Auch hier in meinem Zimmer kann ich kreativ sein. Ihr seht – die Worte kommen. Die Sätze setzen sich auf den grauen Monitor. Ob sie euch interessieren oder nicht. Ich komme nur noch selten in die Stadt. Meistens bin ich zu faul loszufahren. Ja, jeder wird älter. Jede natürlich auch. Mich treibt es. Irgendetwas treibt mich an. Bin ich es selbst? Ist es gerade der coole Jazz? Habe hier einen netten Sound. Mein Kopf wippt mit. Und Prost! Ich fühle mich leicht. Nicht klar. Aber leicht. Fette Sau. Meine Hände tanzen über die Tastatur. Hallo Alex! Ich denke oft an dich. Und an dich. Und an dich. Und an dich. Schon bald ist Weihnachten. Schon bald ist Silvester. Wieder ist ein Jahr vergangen. Und jedem kommt es unheimlich schnell vergangen vor. Im Nachhinein zumindest. Manche Tage gehen nicht vorüber. Manche Tage vergehen wie Sekunden. Und die Nächte sind ja immer zu kurz. Am liebsten würde ich jede Nacht bis zwei oder drei wachbleiben. Um nichts zu verpassen. Um keine Idee zu verpassen. Gute Nacht! Ach, doch nicht. Es geht noch weiter. Wohin? Keine Ahnung. Auf jeden Fall noch nicht ins Bett. Schlafen kannst du, wenn du tot bist. Vielleicht. Wer weiß. Ich nicht. Nur die Toten wissen es. Oder auch nicht. Anstatt mich an den Roman zu zwingen, schreibe ich hier drauflos. Macht aber doch nichts. Jetzt werde ich tatsächlich müde. Schade.

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