Ohne Kohle kein Brot

Manchmal vergeht die Zeit schnell. Manchmal denke ich, ich habe noch so viel Zeit. Sie ist lautlos. Und immer da. Sie stoppt nicht. Sie gibt nicht auf. Sie ist in dir und bei dir. Unsichtbar. Sie verändert dich. Sie verändert die Welt. Sie verändert die Sicht. Sie verändert deinen Raum. Kein Mensch besiegt die Zeit. — Ich habe keine Lust zu telefonieren. Bin heute Abend sowieso lustlos. Jedes Wort ein Krampf. Jeder Satz ein Kampf. Ein Zwang steckt dahinter. Und die Menschen klatschen Beifall. Wenn sie dich hören. Wenn sie dich sehen. Zusammenhangslos. Und doch alles zusammenhängend. Alles an einer Schnur. An einem Faden. Du und ich. Ich und du. Ihr und ich. Ich und ihr. Wir. Ich brauche keine Musik momentan. Ich brauche nur Ruhe. Ich genieße die Stille im Haus. Ich genieße den Wein. Die Zigarette. Ich feiere den Kick in der Lunge. Ein schlechtes Gewissen quält. Raubt Kraft. Macht müde. Drum gib dir Mühe. Quäl dich nicht länger. Gleich aus. Gedanken verwandeln sich in Wahrheit. Gedanken verwandeln sich in Realität. Denk an etwas anderes. Du hast das freie Denken. Es steckt in dir. Manche Gedanken sind körperlich zu fühlen. Im Bauch. Im Kopf. Im Unterleib. Im Herzen. Die Quittung kommt so oder so. Früher oder später. Kein Entkommen. Vielleicht Erbarmen. Manchmal fühle ich Angst. In meinen Träumen. In meinem Sein. In meinem Leben. Leb gesund. Dabei kommt es meistens nicht darauf an, was du isst. Die Seele rein zu halten ist wichtiger als auf den Leib zu achten. Solange es deiner Seele gut geht, geht es dir auch körperlich okay. Alles hängt zusammen. Nicht unbedingt das, was ich schreibe. Darauf kommt es nicht an. Hü und hott. Auf und ab. Erinnerungen ziehen sich durchs ganze Leben. An manchen Tagen fällt mir nichts ein. Jedenfalls nichts, was ich schreiben könnte. Es gab Zeiten, da glaubte ich, jeder Tag, an dem ich nicht schreibe, ist ein verlorener Tag. Habe ich nichts zustande bekommen, war ich unzufrieden. Dem ist heute zum Glück nicht mehr so. Doch ehrlich gesagt geht es mir immer ein Stück besser, wenn ich etwas geschrieben habe. So wie heute. Doch jetzt gerade scheint meine kreative Ader verstopft. Vielleicht hilft ja doch ein wenig Musik. Wirken lassen. Abwarten. Drauf einlassen. Louis Armstrong. Versetzt mich in eine andere Zeit. Ach herrje. Wunderschön. Sei doch glücklich jetzt. Feiere das Leben. Wie in der Musik kannst du beim Schreiben improvisieren. Den Moment spüren. Ganz im Hier. Ganz im Jetzt. In der Jugend noch spontan – verliert sich im Alter die Spontanität. Leider. Es sei denn, du hast dir deine Freiheit erhalten.

Sonntag. 22 Uhr 30

Ein Exposé zu schreiben fällt mir nicht gerade leicht. Für BLOCK bin ich gerade dabei. Fünfzehn Agenturen habe ich mir aus dem Netz herausgesucht. In den nächsten Tagen werde ich diese kontaktieren. Zum Ende des Jahres wird der Roman tatsächlich soweit überarbeitet sein, dass er komplett verschickt werden kann. Eine spannende Zeit liegt vor mir.

Ich bin heute Abend nervös. Nicht ausgeglichen. Mutlos. Schweiß steht mir auf der Stirn. Die Ruhe kann trügerisch sein. Mir gehts nicht so besonders. Frage mich, ob ich meine Arbeit schaffe. Auch wenn es nur ein paar Stunden in der Woche sind, sind diese für mich ausreichend anstrengend. Ohne Kohle kein Brot. Ich möchte mich erfüllen. Im Schreiben. Nur schreiben. Mehr ist es doch gar nicht. In mein kleines Zimmer zurückziehen und Ruhe haben. Ruhe von da draußen. Zu viele Menschen fordern mich ein. Zu viele Menschen wollen was von mir. So mein Gefühl im Augenblick. Druck baut sich auf. Das Bett ruft, obwohl ich nicht müde bin. Warum in Gottes Namen will kein Verlag meine Bücher veröffentlichen? Es liegt an mir. An meiner Person. So jedenfalls mein Glaube. Schizoaffektiv eben. Verbreite ich Angst? Bzw. verbreitet meine Krankheit diese Angst? Ich bin nicht der aalglatte gewünschte Schwiegersohn. Liest man auf meiner Website meine Vision, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Dabei ist es einfach nur eine Vision. Am liebsten würde ich mir gerade die Decke über den Kopf ziehen. Den Kopf in den Sand stecken. Könnte ich heulen, würde ich heulen. Ich schreibe und schreibe und schreibe. Ich kann nicht anders. Gelernt habe ich Maler und Lackierer. Ein unglaublich anstrengender Beruf. Druck. Druck. Druck. Schenkt mir doch einfach die Zeit, die ich brauche. Schenkt mir doch einfach das Geld, das ich brauche, um schreiben zu können, wann immer ich will. Die Wochen sind zerhackt. Ich leide. Willst du als Künstler leben, musst du da durch. Es sei denn, du hast großes Glück. Bist nicht krank. Bist aalglatt und der gewünschte Schwiegersohn. Bist der, den die Verleger haben wollen. Passt dich an. Schwimmst mit. Schreibst ohne Ecken und Kanten. Bist selbst ohne diese. Psst. Leise. Bloß nicht auffallen. Der Schuh drückt allzu oft. 53 Jahre. Mitten im Leben und doch im letzten Drittel angekommen. Bestimmt geht es mir morgenfrüh besser. Ganz bestimmt. Und Dienstag? Gehts wieder auf den Bau. Ich finde es schade, dass ich gestoppt werde in meiner Kreativität. In meiner freien Gedankenwelt. Heulen auf hohem Niveau. Selbstmitleid heute Abend. Zum Kotzen. Ab auf den Donnerbalken und ausreiern. 23 Uhr 05. Gute Nacht!

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