Die Liebe. Der Gott. Oder besser – die Göttlichkeit. Streck deine Antennen aus. Sie oder er wartet schon auf dich. Irgendwo. Es gibt immer ein Gegenstück, eine Seelenverwandtheit. Stell dir bildlich vor, was du dir wünscht. Immer wieder. Ich weiß, das ist Esoterik. Ich drehe das Arschloch, das mir diesen Kram erzählt, auch gedanklich durch den Fleischwolf. Weil es ja jeder im Prinzip weiß. Jedenfalls jeder, der einen Glauben besitzt. Du brauchst keinen Meister, den du anhimmelst. Keinen Guru. Keinen Heiler, der dir deine Kohle aus der Tasche zieht und dir erzählt, dass das Geld die Energie ist, mit der du bezahlst. Lese einfach ein paar Zeilen im neuen Testament. Verschleudere dein Zaster nicht an irgendwelche Hirnwäscher. Mach dich nicht von ihnen abhängig. Durch ein echtes Lächeln gewinnst du mehr, als durch Gelder, die du einem Scharlatan in den Rachen schiebst. Gib dein Geld lieber einem Obdachlosen, verspende dein Geld lieber an die Armen. Ich verabscheue Menschen, die sich für was Besseres halten. Gar glauben, sie wären weise. Die Nazis aus dem dritten Reich haben sich auch für was ganz Besonderes gehalten. Für Übermenschen. Ihr wisst – Esoterik und Rechtsradikalismus liegen ganz dicht beieinander, oder verschwimmen sogar. Ihr glaubt, ihr seid in dieses reiche Land hineingeboren worden, weil ihr im letzten Leben so gütig und barmherzig gewesen seid? Das hier sei eure Belohnung? Bildet euch darauf lieber nichts ein, denn wenn es wirklich so sein sollte, dann macht euch auf das nächste Leben in allergrößter Qual bereit. Aus dem einfachen Grund, weil ihr glaubt, was Besseres zu sein als die armen Flüchtlinge, die zu uns kommen – und die es ja nicht anders verdient haben, als ihre Liebsten zu verlieren, ihr Heim aufgeben zu müssen, zu hungern, zu dursten, vergewaltigt, missbraucht und verkauft zu werden. Aber ihr, ihr besseren Menschen, ihr Weisen und Alleswissenden, habt das ja nicht verdient. Aber sie! Sie schon.
Ich habe…
Ich habe Freunde und Verwandte belogen, ich habe meinen Vater verachtet, ich habe meine Liebste betrogen, ich habe nach Reichtum getrachtet. Ich habe Prominente beneidet, ich habe Versprechen gebrochen, ich habe mich zu teuer bekleidet, bin Prahlern in den Arsch gekrochen. Ich habe mich zum Lachen gezwungen, ich habe mich selbst verehrt, ich habe das Herz meiner Mutter zerbrochen, ich sah die wahre Liebe verzerrt. Ich war der Magie verfallen, ich habe gute Redner bewundert, ich war der größte Narr von allen, habe Recht mit Unrecht bekundet. Ich habe meinen Geist benebelt, ich ließ meine Seele nahrungslos, ich habe nur noch dämonisch geredet, und ich fühlte mich so Gottesgroß. Ich bitte tief um deine Vergebung, ich bitte tief um deine Gnade, ich bitte tief um Klarheit aller Vernebelung, ich bitte tief um Vollkommenheit ewiger Tage.
Bereue. Stelle sie dir bildlich vor, all die schlechten Taten. Bitte um Vergebung. Die ganze Scheiße, die du austeilst, kriegst du zurück in die Fresse. Und lern, endlich zu verzeihen. Tu es einfach. Vergessen wirst du es nicht, aber sei nicht dein ganzes Leben lang nachtragend. Ich weiß natürlich nicht, was dir widerfahren ist, das, was ich hier schreibe, ist schnell dahingekritzelt. Manche Dinge kann man nicht verzeihen. Aber es gibt bestimmt mehr Dinge, die du verzeihen kannst, als du im ersten Augenblick denkst. Der Täter wird sich am Ende zu verantworten haben. Nicht vor dir. Vor sich selbst. Denn in jedem von uns steckt ein Gott. In jedem von uns steckt ein Gericht. Geh mit offenen Augen, offenen Ohren und offenem Herzen durch die Welt. Du wirst empfangen, was du aussendest. Verschenkst du Gänseblümchen, wirst du Rosen bekommen. Doch erwarte sie nicht. Denk nicht, dem und dem habe ich geholfen, jetzt muss er mir halt auch helfen. Vergiss das ganz schnell. Der eine mag sich zwar verpflichtet fühlen, aber schon allein das Gefühl, sich verpflichtet zu fühlen, ist verkehrt. Entweder du hilfst gerne, oder du lässt es besser. Sonst wirst du am Ende enttäuscht sein.
Guten Morgen! Es ist Sonntag. Wenn ich jetzt lese, was ich da oben geschrieben habe, kommt es mir so vor, als wolle ich euch erzählen, wie ihr leben, oder wie ihr glauben solltet. Manchmal steigere ich mich beim Schreiben solcher Texte zu tief hinein. Es ist natürlich ganz allein eure Sache. Wisst ihr ja im Grunde selbst.
Nötig und vollendet
So schön ist es, göttlich zu reimen, so schön ist es, vor Freude zu weinen, so schön ist es, den Sinn zu erkennen, so schön ist es, langsam durchs Leben zu rennen. So zart ist es, weibliche Haut zu spüren, so zart ist es, sanft gestreichelt zu werden, so zart ist es, ihn einzuführen, so zart ist es, in Freiheit zu sterben. So fein ist es, Komplimente zu geben, so fein ist es, Komplimente zu kriegen, so fein ist es, das göttliche Leben, so fein ist es, die Eine zu lieben. So lieb ist es, danke zu sagen, so lieb ist es, einen Menschen zu bitten, so lieb ist es, sich mit dem Feind zu vertragen, so nötig ist es, zu akzeptieren fremde Sitten. So klar ist es, Gott anzunehmen, so klar ist es, heilige Verse zu dichten, so klar ist es, sich nach Liebe zu sehnen, so vollendet ist es, das Dunkel zu lichten.