Guten Morgen.
Es regnet, der Himmel ist stahlgrau verhangen. Es ist kalt. Und doch habe ich die beste Laune, habe gut geschlafen, gut geträumt, fit um zwanzig nach sechs aufgestanden. Das Grau in mir vergeht langsam. Zum Glück. Ich kann so froh sein, dass ich kein Künstler bin, der auf Auftritte, Lesungen oder Konzerte angewiesen ist. Ich kann so froh sein, dass ich kein Gastronom bin. So froh und dankbar sein, dass ich in Deutschland zu Hause sein darf. Kein Krieg, keine Flucht, kein Hunger, kein Durst, ein warmes Haus, eine relativ gesunde Familie. Danke. Was für ein riesengroßes Glück! Und trotzdem will man oft noch mehr Glück. Ist unzufrieden, unbefriedigt, will den Kick. Momentan fühle ich mich in meiner Mitte. Und das ist gar nicht so schlecht. Minihochs und Minitiefs sind eigentlich ganz angenehm. Wenn ich zu euphorisch bin, bin ich meistens auch irgendwann tief traurig. Klar, der Zustand ist nie gleich. Aber heute, in diesem Moment, mit dem Geschmack des Tees und des Tabaks im Mund, fühle ich mich fantastisch. Ich höre von nebenan meine Frau lachen, die gerade telefoniert, ich höre die Tasten klackern, das Ticken der Wanduhr, das Licht in meinem Zimmer strahlt Gemütlichkeit aus. Es ist so wundervoll warm. Danke. Ich habe gute Freunde, ich habe ein gesundes Kind, ich habe einen angenehmen Job, nette Kollegen, immer was Leckeres zu essen und zu trinken. Ich bin kein Alkoholiker, kann also mit ruhigem Gewissen Wein, Rum, Whisky … trinken, brauche kein Dope, kein Koks, keine anderen harten Drogen. Könnte, wenn ich wollte, sofort den Berg hochgehen, um im Deister einen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Mein Kater liegt auf dem Sessel, relaxt, fühlt sich pudelwohl. Ich habe eben eine Stunde lang mit meinem guten Freund Cupi telefoniert, nachher spreche ich bestimmt noch mit TB über Skype, nachmittags fahre ich mit meinem Sohn und Andreas ins PPC und kaufe mir ein Stimmgerät und einen Gitarrenständer. Ich klimpere jeden Tag auf meiner Gitarre rum, habe neue Griffe gelernt, die ich jetzt perfektionieren möchte. Eigene Melodien spielen zu können, ist das Ziel. Texte sind ja genug vorhanden. Ich wünsche jedem von euch Zufriedenheit. Freunde spielen dabei eine riesige Rolle. Ohne Mitmenschen, die uns nahe sind, hat das Leben nicht viel wert. Langeweile macht die Seele krank.
Schmetterling
Ich fliege mit dir, mein Schmetterling, weiß strahlst du in der Sonne, ich küsse dich mein Schmetterling, wenn ich dich zu greifen bekomme. Flatternd erquickt uns der Flügelschlag, glücklich erfüllen uns die Blüten, wir lachen vor Freude in gleicher Art und lassen uns von der Sonne behüten. Ich lande mit dir, mein Schmetterling, auf wohlduftenden Zweigen, ich starte mit dir mein Schmetterling, von hoch oben betrachten wir Täler und Weiden. Wir lieben uns innig und rein, das Menschenauge erfreuet sich, es lacht vor Glück, wenn wir ihm erschein‘, mein Schmetterling, ich liebe dich.
Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich fliege. Ich habe mich von hoch oben unten stehen sehen und mich gefragt, wie es mir jetzt wieder gelingen kann, in meinen Körper zu kommen. Es war ein herrlicher Traum. Wie er ausgegangen ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall bin ich putzmunter aufgewacht. Vor kurzem habe ich von einem Goldbarren geträumt. In Majos Traumdeutungsbuch steht, wenn man von Scheiße träumt, hat dies was mit Geld zu tun. Ist es so, dass, wenn man von Gold träumt, was mit Scheiße zu tun hat? Cupi hat mir damals schon gesagt, man müsse lernen, wichtige von unwichtigen Träumen zu unterscheiden. Welcher Traum ist wichtig? Ach, es ist doch herrlich, wenn man gute Träume hat. Ich kenne Alpträume zu genüge. Über Jahre hinweg bin ich schweißgebadet aufgewacht, war immer der von Höllenengeln gejagte Verräter. Oder als ich noch damals täglich gekifft habe und ich aufhören wollte. Jeder, der täglich kifft, weiß, wovon ich schreibe. In einer meiner Psychosen habe ich mich als Schmetterling gefühlt, niemals war ich freier und glücklicher. Julia, Marius und seine Frau waren auch Schmetterlinge, wir flatterten wolkenleicht wie verrückt um uns herum und küssten uns ständig auf die Lippen. Alles war bunt. Blumen über Blumen um uns herum. Alles war warm. Wie von der Sonne angestrahlt. Und währenddessen ging ich mit geschlossenen Augen durch die kalte U-Bahnstation am Kröpcke. Es waren eben Halluzinationen. Aber was für Wundervolle. Wenn ich in meinen Träumen fliege, ist es nicht so, dass ich auf dem Bauch liege und meine Arme ausbreite, vielmehr ist es so, dass ich sitze und dabei laufe und mit den Armen rudere.
Der Gedanke
Nichts fließt leichter als der Gedanke, nichts fließt schwerer als der Gedanke, nichts fließt schneller als der Gedanke, nichts fließt zäher als der Gedanke. Nichts ist unaufhaltsamer als der Gedanke, nichts ist haltsamer als der Gedanke, nichts ist mächtiger als der Gedanke, nichts ist nichtiger als der Gedanke. Fang an zu glauben, hör auf zu denken, dann wirst du wissen, lass dich beschenken.