Nimm dir ein wenig Zeit

Ich nehme mir ein wenig Zeit. Ich nehme sie mir. Es ist meine Zeit. Ich kann damit tun und lassen, was ich … Ja? Nein. Nicht immer. Gibt es überhaupt einen Menschen, der tun und lassen kann was er will? Will er das denn wirklich, was er tut? Will er jetzt nicht viel lieber auf einer Südseeinsel in einer Hängematte liegen, an einem Cocktail nippen, eine Zigarre qualmen und aufs Meer schauen? Viel lieber, als hier im Regen bei 12 Grad plus auf den Weihnachtsmann warten? Oder will er sich nicht viel viel lieber mit ein paar Freunden in einer Kneipe treffen? Im Leben wird man zu gewissen Dingen gezwungen. Die meisten suchen sich ihre Lebensumstände nicht aus, haben mehr Glück oder mehr Pech, wo sie ihr Leben verbringen. Wer kann sich schon aussuchen, wen er zum Nachbarn hat? Auf welche Schule er geschickt wird. Gibt es das Schicksal? Ist es Zufall, welche Freunde du hast? Ich nehme mir ein wenig Zeit. Für diesen Beitrag. Ich trinke dabei ein Glas Rotwein. Warte auf die Wirkung. Höre in die Stille hinein. Die Wanduhr steht still. Sie tickt nicht. Ich muss sie aufziehen. Auch im Haus ist es ganz still. Es ist gleich 23 Uhr, Dienstagabend. Ich nehme mir ein wenig Zeit. Für diesen Text. Ich höre in mich hinein. Da ist momentan nicht so viel. Alles ist ganz still. Geordnet. Kein Chaos. Aber auch keine Kreativität. Keine Inspiration. Oder nur sehr wenig. Keine Ausdauer. Ich warte auf den Frühling. Hoffe auf das Sprießen. Ist es Schicksal, dass es mir so geht, wie es mir gerade geht? Gerade jetzt? So kann ich ganz gut funktionieren, glaube ich. Und darauf kommt es derzeit an. Für meinen Sohn. Für meine Frau. Der Künstler schläft. Leider. Manche Dinge sollte man nicht unbedingt und mit aller Gegenkraft ändern. Sondern sie so hinnehmen. Kommt es denn, wie es kommen muss? Ist es schon so gekommen? Warum muss es denn so kommen, wie es kommt? Kann man das Schicksal beeinflussen? Manchmal kann man nicht denken, was man gern denken möchte. Andere Gedanken spielen einem Streiche. Du grübelst. Du denkst und denkst und gelangst an kein Ziel. Betest du? Betest du nur, wenn du einen Grund im Bitten siehst? Dann lass es lieber. Dank lieber. Kennst du das, mit schlechtem Gewissen einzuschlafen? Wenn es im Magen drückt. Mir ist dieses schreckliche Gefühl gerade aus Kindheitstagen noch bekannt. Ich nehme mir ein wenig Zeit. Für diese Zeilen. Ob sie wem was bringen? Und wenn, was? Ich würde dich jetzt gern sehen. Mit dir sprechen. Mich mit dir unterhalten über dies und das. Geht aber nicht. Weil ich nicht tun und lassen kann, was ich will. Will ich denn? Oder sind es nur Fixpunkte? Ideen. Und wenn du unbedingt etwas willst, schon ganz lange, ist es doch hinterher wahrscheinlich ganz anders. Dennoch sollte man im Leben einiges ausprobieren. Moral. Moral? Okay, Moral. Das Gewissen. Es beißt dich. Ein Zwicken kann man gut aushalten. Wenn es wieder nachlässt. Wenn es dich nicht verrückt macht. Das Gewissen kann dich zum psychischen Wrack machen. Du kannst einen Riegel vorschieben. Du kannst. Du könntest. Wenn du wolltest. Wenn du wolltest? Willst du? Oder willst du das andere? Irgendwie ja, irgendwie nein. Mehr ja als nein. Mehr nein als ja. Kannst du dein Leben verstehen? Wer kann das schon. Wo zum Beispiel befindet sich dein Ich? In dir? Wo denn? Im Bauch? Im Kopf? Im Herzen? Und der Geist? Und die Seele? Und das Bewusstsein? Und die Bewusstheit? Schlaue Bücher. Schlaue Menschen. Alleswisser. Möchtegern. Nerver. Nerventöter. Leckt mich am Arsch! Corona. Schicksal? Gott? Fügung? Zufall? Es gibt viel zu viele Menschen. Es gibt viel zu viele Hungernde. Verhungernde. Ich nehme mir ein wenig Zeit. Um einem Straßenmusiker ein paar Cent in den Koffer zu werfen. Gar nicht, um mir die Musik anzuhören. Sondern weil ich einen guten Freund habe, der auch Straßenmusik macht. Und weil ich weiß, warum er sie macht. Warum denn? Na? Ja, weil er an der Armutsgrenze lebt. Und weil er es liebt, Musik zu machen. Und weil er es braucht. Beides.

Mittwochmorgen.

Morgen ist Heiligabend. Schade, dass kein Schnee fällt. Draußen ist es gar nicht weihnachtlich. Bis auf die leuchtenden Fenster und Tannenbäume natürlich. Mein Sohn springt trotzdem wie ein Flummi durch die Gegend. Er kennt Weihnachten gar nicht bei Schnee. Er kennt den ganzen Winter gar nicht richtig. Vor drei oder vier Jahren konnten wir für zwei, drei Tage im Deister rodeln, das war es aber auch schon. Letztes Jahr lag nicht einmal eine ganze Woche im Harz Schnee. Vielleicht schneit es ja diesen Winter noch. Man kann nichts anderes tun, als die Wärme versuchen zu genießen. Du kannst das Wetter ja eh nicht ändern. Es dämmert, es ist acht Uhr. Mein Sohn schaut unten Fernsehen, meine Frau schläft noch friedlich.

Traum der Freiheit

Fern von diesem Leben, in einer anderen Welt, da habe ich gesehen, das, was wirklich zählt. Die Liebe und die Hoffnung für ein freies Land, die Menschen, die dort leben, haben das erkannt. Und immer immer wieder, sing ich meine Lieder, von meinem Traum der Freiheit, denn dieser ist geblieben. Vergessen Raum und Zeiten, ich fühl mich hier so frei, grenzenlose Weiten, verstummt ist euer Schrei. Und abgestoßen Gier und Leid, ich schrei es raus, mein Glück, du bittest mich zu bleiben, doch ich, ich muss zurück. Und immer immer wieder, sing ich meine Lieder, von meinem Traum der Freiheit, denn dieser ist geblieben. Die Schuld liegt nicht bei dir, drum mach dir keine Sorgen, ich will nur einfach frei sein, und das nicht nur bis morgen.

Die Freiheit. Nicht immer sind die Gedanken frei. Und dein ganzes Sein schon mal gar nicht. Du bist in deinem Körper gefangen. Manchmal fühlst du dich sehr wohl, ein anderes Mal schlapp und müde. Vielleicht schmerzt dein Körper und du kannst nichts dagegen tun. Vielleicht bist du gerade krank. Schicksal? Nimm dir ein wenig Zeit. Für dich. Vor allem für dich. Nicht immer für die anderen. Sei ruhig ein wenig Egoist. Die Zeit ist so so wertvoll. Tu dir was Gutes. Tu deinem Körper was Gutes. Deiner Seele.

Falls ich heute nichts mehr schreibe, wünsche ich euch einen schönen heiligen Abend. Gedenkt ein paar Sekunden Jesus Christus, wenn ihr mögt. Es kann nicht schaden.

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