Lieber Maniker:

Depression hier, Depression da. Kurt Krömer, Torsten Sträter, Heinz Strunk, Sarah Kuttner, Robert Enke und und und … Endlich tut sich etwas. Jeden kann es erwischen. Keiner ist gefeit. Und was ist mit uns? Mit uns Manikern und Schizophrenen? Anscheinend müssen wir dringend Pionierarbeit leisten. Offensiv mit der „Krankheit“, die ja zumeist für den Betroffenen (zumindest in der Akutphase) keine Krankheit ist, umgehen. Nach vorn preschen. Und nicht nur für die Betroffenen, sondern, und das ganz ganz dringend, für die vielen Angehörigen. Sie leiden. Sie leiden mit. Und sie leiden für sich allein. Ich kann euch nur ermuntern, Selbsthilfegruppen zu gründen, damit ihr euch adäquat austauschen könnt. Damit ihr unter Gleichgesinnten seid. Oder fragt in einer Betroffenen-Gruppe nach, ob ihr ein- oder zweimal vorbeischauen dürft. Ein Maniker hat in einer akuten Phase keinerlei Krankheitseinsicht. Ach ja, er ist ja gar nicht krank. Er gibt Geld aus, nimmt Kredite auf, verprasst das Geld für Sachen, die ihn anblenden. Er geht fremd. Er tritt völlig selbstbewusst auf, weiß sich zumeist hervorragend auszudrücken, versprüht Charme aus allen Poren, wickelt Menschen durch seine ausgefeilte Rhetorik blitzschnell um den kleinen Finger. Du kannst ihm oder ihr (wenn er oder sie dazu auch noch interessant wirkt) kaum widerstehen. In ganz seltenen Fällen fallen die Betroffenen nach einem manischen Schub nicht in eine depressive Phase. Es gibt Maniker, die unterschreiten niemals die Mittellinie. Eine Manie kann über viele Wochen und Monate andauern – doch irgendwann reicht es – und zwar allen Beteiligten. Liebe Maniker: Denkt an eure Familie, an eure Kinder und guten Freunde. Sie sorgen sich um euch. Und wird sind wirklich anstrengend! Setzt nicht eure sozialen Kontakte aufs Spiel. Ich selbst habe einige sehr gute Freunde verletzt – sie wollen nie wieder etwas mit mir zu tun haben.

Der Himmel strahlt heute blau. Die Sonne scheint. Genießt das Wochenende. Verabredet euch.

Herzliche Grüße

Henning

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