Lesung an der KGS Hemmingen

Die Lesung heute morgen um acht war sehr interessant. Für die Schüler anscheinend auch. Sie haben wirklich viele Fragen zur Krankheit und zum Konsum von Drogen gestellt. Etwa 70 Schüler waren anwesend, aus den Jahrgängen 8 und 10.

Ein wenig komisch war es schon, die Aula zu betreten, durch die ich vor 31 Jahren selbst als Schüler gegangen bin. Diesmal saß ich auf der Bühne, sozusagen auf der „anderen Seite“. Diese Seite gefällt mir eindeutig besser. Als Schüler habe ich mich nie wohlgefühlt. Ich konnte mich nicht konzentrieren, habe nicht aufgepasst, mich nicht am Unterricht beteiligt, schlechte Noten mit nach Hause gebracht und nie Hausaufgaben gemacht. Ich habe die Schule gehasst. Ich habe damals fast alles gehasst. Mich selbst am meisten. Dann, als ich die Schule verlassen hatte, mit 16, ging es mit den Drogen los. Zwei Jahre später lebte ich in Berlin Kreuzberg, kein bisschen reif, eher noch ein Kind als jugendlich. Und dabei fühlte ich mich doch so erwachsen! Als ich heut die 12-Jährigen in der Schule sah, dachte ich zurück und stellte mal wieder fest, dass ich in diesem Alter schon geraucht habe. Mit 14 getrunken. Als Kind! Noch nicht einmal ausgewachsen, die Stimme noch hoch, auf dem Regal Matchboxautos. Fast alle haben damals geraucht. Ich bin froh, dass man heute mit Zigarette von vielen Kindern als asozial betitelt wird. Soll nicht heißen, dass man asozial ist. Mein Sohn möchte mich immer mal Zigarre rauchen sehen – wird er eines Tages. Ich frage mich, wie sich Menschen, die an der Armutsgrenze leben, Zigaretten oder Zigarren leisten. Ich habe 32 Jahre geraucht. Die letzten 20 Jahre mindestens 30 Zigaretten am Tag, meist mehr. Tabak, selbst gedreht, trotzdem ging das meiste Geld für den Konsum drauf. Sie wissen ja, ich liebe es, zu rauchen.

Egal jetzt. Gerne würde ich öfter an Schulen lesen, oder überhaupt irgendwo, wo es passt. Jede Lesung bereichert mich. Schizophrenie, viele Schüler hören zum ersten Mal von dieser Krankheit, wenn ich anfange zu erzählen. Ein Randthema. Ein Tabuthema.

Tun wir etwas dafür, dass es nicht dabei bleibt. Zu viele Menschen sind betroffen. Als Betroffene oder als Angehörige   !

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