Gedicht „Gelber Strohhalm“

Ich bin 30, total breit, tauche bei meiner Mutter im Großraumbüro auf. Sie sitzt kerzengerade am Schreibtisch und telefoniert. Ihr Haar ist grau geworden, noch immer ein wenig wellig, keine Spur mehr von blond. Sie sieht mich an und legt auf. „Paul, ich kriege Ärger, wenn du hier so auftauchst.“ – „Wie denn?“, frage ich. – „Na, wie denn … Mit der Mütze, und mit diesen schrecklichen Klamotten, dem Ohrring, dem Zopf …“ Sie mustert mich von oben bis unten, schüttelt mit dem Kopf und macht „Tsss …“ Dann nimmt sie den Hörer wieder in die Hand. Eine Minute vergeht. Wir starren uns an, wahrscheinlich hassend. Ich ziehe hoch und schlucke runter. Der Sicherheitsdienst kommt. Ein Schrank von Mann. 2 Meter. Ohne noch ein Wort zu verlieren, mache ich mich aus dem Staub. Meine Mutter hat den Hörer noch immer in der Hand, als ich mich ein letztes Mal umdrehe. Sie spricht hinein, zeigt ihre Dritten und guckt woanders hin. Ihr graues Haar liegt tadellos. Sie lacht. – Unten besorge ich mir eine schwarze Dose Jacky-Cola und einen gelben Strohhalm   .

Eine ganze Serie Gedichte ist bei mehreren Flaschen Jack Daniel´s im letzten und diesem Jahr entstanden. Untypische Gedichte, eher kleine Geschichten, die Sie von nun an immer mal wieder genießen dürfen. Gern bei einem Gläschen. Lassen Sie die Geschichten in Ruhe auf sich wirken, sie wirken nach.

Morgen um acht lese ich in der KGS Hemmingen aus „Im Wahn der Zeichen“. Ich freue mich sehr darauf und werde berichten. Und jetzt werde ich VFB Stuttgart gegen Hannover 96 schauen. Es geht um den Aufstieg   !

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