Jetzt erst recht!

Mach ich eben alles allein. Scheiß drauf. Es geht auf jeden Fall nach vorn, nie zurück. Manchmal ist ein Weg etwas steiniger, manche Wege dauern länger als andere. Hindernisse sind da, um sie zu überwinden. Steine werden die Böschung runtergerollt, Baumstämme werden kleingehackt, Flüsse sind auf Brücken zu überqueren, auch, wenn man sie erst bauen muss. Gut ist es, wenn man ein paar Gleichgesinnte findet, die einem behilflich sind. Menschen auf die man sich verlassen kann, die nicht nur an ihren Vorteil denken. Egomanen gibt es wie Sand am Meer. Egozentriker mit dem Tunnelblick. Ich, ich, ich, aber mal nachfragen, hey, wie gehts dir – Fehlanzeige. Ich, ich, ich. Man sollte an seinen Mitmenschen interessiert sein. Schätzen, was sie tun, falls sie was tun, und nicht immer das sehen, was sie nicht tun. Meine Frau sagt immer, jeder macht es so gut, wie er kann.

Leute, die Sonne scheint. Es riecht nach Frühling. Der Februar ist bald geschafft.

Ich sitze im „Eck“, so nenne ich die „Lounge“, in der ich jetzt den ganzen Tag schreiben und rauchen kann. Heute ist Freitag, 9 Uhr 20. Die Zigarre glimmt, der Kaffee steht rechts neben mir, der Laptop direkt vor meiner Nase. Besser geht nicht, ich darf so oft herkommen wie ich will. — Gestern hab ich den Druckauftrag für Mucho Guscho rausgeschickt, jetzt dauert es noch 8 – 10 Werktage, dann halte ich die ersten Exemplare in den Händen. Da ich wohl erst mal so klein weitermachen muss wie bisher, geht es jetzt darum, eine Werbeaktion zu starten. Ich muss mich um Lesungen kümmern, auch für F25, in Schulen, Unis, Knästen, Psychiatrien … Jede Institution muss individuell angeschrieben werden, eine Leseprobe muss ausgearbeitet werden usw. Viel Arbeit, in der ich viel mehr schreiben könnte. Wenn ich über eine Agentur versuche einen Verlag zu finden, schließt man einen Vertrag über anderthalb Jahre für jedes Buch ab. In dieser Zeit darf man weder Lesungen machen noch sein Buch selbst anbieten. Findet die Agentur keinen Verlag, hat man Pech gehabt. Aber anderthalb Jahre hat man stillzuhalten. Der Vorteil ist, dass das Buch danach wahrscheinlich lektoriert ist. Ich muss sehen, ob ich mich eines Tages darauf einlasse. Eine weitere Option wäre es, einen eigenen kleinen Verlag zu gründen. Den WahnArt-Verlag. Schwirrt mir schon ziemlich lange im Kopf rum. Ist aber unglaublich viel Arbeit, und das Schreiben bleibt wieder auf der Strecke. Ich muss auf jeden Fall noch aktiver werden, will ich etwas Geld mit der Schreiberei verdienen, müssen die Bücher unter die Leute gebracht werden. Man muss akzeptieren, dass man auf sich allein gestellt ist, das man keine Hilfe von außen zu erwarten hat. Dafür schreiben viel zu viele Deutsche. So langsam finde ich mich damit ab, und ich glaube, das ist ein riesiger Fortschritt und Vorteil. Kümmern ist angesagt. Ich habe ja das riesengroße Glück, dass ich so viel Zeit habe, dass ich meine Rente bekomme, nur einen Minijob machen muss – dann ist es eben so. Ich freue mich erst mal total auf die Lesung am 16.3 mit Jean und WAHN. Wir wollen so lange lesen, bis wir erschöpft sind und nicht mehr können. 16 Uhr gehts los, bis 20 Uhr ist geplant.

Ach, freu ich mich, dass die Sonne so schön scheint. Gestern waren es schon 15 Grad. Hier im Eck ist es so wundervoll, ich bin nicht abgelenkt wie zu Hause, ich kann mich voll aufs Schaffen konzentrieren. Büro mit Zapfhahn, hat Jean gemeint. — So, ich mache mich jetzt an „weg“ ran, nachher schreibe ich euch vielleicht noch ein paar Zeilen. Bis später   !

Jetzt ist später, ich bin gut vorangekommen. Die Uhr zeigt 11 Uhr 20 an. Eine Stunde habe ich noch, dann hole ich meinen Sohn aus der Schule ab, heut Nachmittag muss ich meinen Job machen, am Wochenende die Wohnung meiner Schwiegermutter renovieren. Ist alles okay, wenn man es zu akzeptieren lernt. Ich war ja immer der total verbissene Typ, bin ich bestimmt immer noch oft, ich arbeite daran, das zu verbessern. Lockerer zu werden, was das Schreiben angeht. Mich nicht ganz so ernst zu nehmen, wieder viel mehr Spaß und Freude daran zu haben. Am Schreiben habe ich ja immer Freude, aber oft nicht daran, was alles damit zusammenhängt, wenn man keine professionelle Unterstützung hat. Dieses Scheiß-Klinken-Geputze. Aber auch das kann angenehmer werden, wenn man es einfach macht und akzeptiert. Ich werde mich um eine weitere Lesung im Jugendknast Hameln bemühen, auch wenn es keinen Cent dafür gibt. Die Knastis waren bei meinen beiden letzten Lesungen bestens vorbereitet, viele hatten „Im Wahn der Zeichen“ gelesen, die Fragen waren sehr gut, besser als in allen Schulen. Leider reden alle immer nur sehr viel, die Lehrer versprechen, sich um weitere Lesungen zu kümmern, nichts geschieht, man muss dranbleiben, sonst bist du ganz schnell wieder vergessen. Der KGS Sehnde waren 50 Euro zu viel Geld für eine Lesung, 20 wollten sie zahlen. Ich weiß nicht, es geht ne Menge Zeit und auch Energie drauf. Benzingeld usw. Ich werde SICKs Verein kontaktieren, auf seiner letzten Lesunge habe ich ihm F25 geschenkt.

Also, bis die Tage

Henning Taube

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