Es ist halb elf am Abend. Heute war ein wundervoller Tag. Sturm und Regen, aber egal, wir sind zum Atlantik gefahren und waren fasziniert von den 4 Meter hohen Wellen, von der Brandung, von dem starken Wind, der uns ins Gesicht gepeitscht ist. Ich könnte es hier locker noch zehn Wochen aushalten. Bis Weihnachten wäre gar nicht schlecht. Ich liebe diesen Urlaub, genieße jede kostbare Minute, lass mich vom Wetter nicht unterkriegen. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, die Hausbesitzerin hat in ihr „Büchlein“ geschrieben, sie versteht langsam, warum so viele Künstler Cape Cod aufsuchen. Man sieht es nicht auf den ersten Blick, aber jeder, der etwas feinfühlig ist, spürt eine magische Kraft. Und die kann man nutzen. Im Sommer wird man sie noch mehr fühlen. Man kann aufs Meer rausfahren, fischen, grillen, draußen feiern, es ist absolut mehr Leben wenn 50.000 Menschen hier versammelt sind. In Ländern, wo ewig Sommer ist, ist immer ein Fest, da herrscht dann noch mehr Magie. Ich denke an Kuba, an die Karibik, an Thailand usw. Ich mag den Winter, ich mag es, wenn Schnee liegt, aber ich bräuchte ihn nicht, wirklich nicht, ich könnte es gut in der andauernden Wärme aushalten. Mein Sohn liebt den Winter, er mag es, mit dem Schlitten die Berge hinunterzusausen und eine Schneeballschlacht zu machen. Also müssen wir irgendwann mal in die Alpen fahren, na ja, es reicht ja schon der Harz, wenn es gut läuft. Es gibt viele Menschen, die können ihren Kinder ganz, ganz viel bieten, schön ist es, wenn das die Leute auch zu schätzen wissen und ihren Kindern zu verstehen geben, dass das was ganz Besonderes ist. Denn die meisten Menschen auf dem Erdball sind arm, müssen oft hungern und dursten, jeder Tag ein Tag des Überlebens. Seid also dankbar, dass ihr euch diesen Blog in eurer warmen Bude bei einem Glas Tee reinziehen könnt und hört auf, euch über Kleinigkeiten aufzuregen. Schon gar nicht übers Wetter, das Gesprächsthema Nummer Eins, dann kommt Krankheit, dann Geld. Politik auch ein gern genommenes Thema, zum Aufregen genau richtig. Fußball nicht zu vergessen. Alles scheint in den westlichen Ländern wichtiger zu sein, als die Armut auf unserer Erde, wichtiger, als das Sterben unserer Natur. Ist so. Und jeder von uns gehört dazu, jeder, der Auto fährt, jeder, der den Müll nicht korrekt trennt, jeder, der Nesspresso und Cola trinkt. Ich gehöre dazu, ich gehöre Gott verdammt dazu. Bin der Schlimmste von allen, hole meinen Sohn mit dem Auto vom Kindergarten ab, so ein Scheiß. Hier in Chatham lebten die Menschen vom Fischen, es wird immer schwieriger, mit jedem Jahr. Das Meer wird immer dreckiger, es nimmt kein Ende, es werden immer mehr Bäume im Regenwald abgeholzt, es hört erst auf, wenn die Erde nicht mehr atmen kann. Jaja, lange wird es nicht mehr dauern, kannst du noch so viel schön reden. Mach weiterhin die Augen zu. Was für ein Glück überhaupt, dass es in den letzten 70 Jahren keinen Krieg in Deutschland gegeben hat, wir wissen nicht, was Krieg bedeutet. Unsere Kinder werden bestimmt nicht verschont bleiben. Ja, ich weiß, Schwarzmalerei, dann nimm dir doch n Strick. Leck mich am Arsch! Ich nehme mir keinen Strick, ich will ja noch ein paar Bücher schreiben, noch mehr Schwachsinn in die Welt tragen, es gibt ja noch nicht genug. Aber anscheinend sind meine Bücher so schwachsinnig, dass sie kein Verlag drucken lassen will. Oder umgekehrt: Sie sind nicht schwachsinnig genug! HA! Das wird es sein. Es dreht sich alles um Geld, um nichts anderes. Verkaufen, verkaufen, verkaufen, nichts anderes zählt für die Großen. Für die Kleinen auch nicht. Sie kämpfen ums Überleben, müssen sich ihr Brot und ihren Wein kaufen können, klar. Zum Glück muss ich nicht um jeden Satz kämpfen, mir fällt es leicht, diesen Schwachsinn zu schreiben, meine Finger kommen kaum hinterher. „Schreib ich schnell?“, hab ich gerade meine Frau gefragt. „Vor allem laut“, sagt sie. „Du haust darauf rum, die Tastatur tut mir richtig leid.“ Manchmal streichel ich sie auch, aber meistens nicht, die Tastaur jedenfalls. Ist schon cool: Da steht vor mir das kleine Tablet, und vor dem Monitor liegen die Tasten, ich könnte auf diese Art ein ganzes Buch schreiben. Die Tasten geben schöne Tastgeräusche von sich, fast wie die einer elektrischen Schreibmaschine. Ich finde jedenfalls, dass ich ziemlich schnell schreibe. Und laut! Ist doch wunderschön, dass man sich selbst zuhören mag. In meinen Psychosen spreche ich immer mit mir selbst, stundenlang … Ist ja zum Glück schon einige Jahre her. So, das reicht für heute, ich mache jetzt Schluss, lese den ganzen Schwachsinn noch mal und sende ihn euch zu. Hier, bitteschön !