Ich kann’s mir nicht angucken

Kann ich nicht. Ich beginne zu schwitzen, kann mich selbst nicht ertragen, wenn ich mich im Film sehe. Dann denke ich, alles ist aus. Mich lädt nie wieder jemand zu einem Interview ein. Dieses Zögern und Stottern der Antworten, dieses Verzerren der Gesichtszüge … Aber verdammt, so sehe ich nun mal aus. Was soll man machen! Kann man sich denn selbst schön finden? Ja, ich glaube schon. Models MÜSSEN sich schön finden. Ihr Kapital ist ihr Aussehen. Meines zum Glück nicht. Mein Kapital sind meine Psychosen. Mein Erlebtes. Die Krankheit. Damit presche ich nach vorn, lese in Schulen, im Knast, in Psychiatrien, in Kneipen und Cafés … Darüber habe ich geschrieben. Meine Phantasie kennt keine Grenzen, neue Romane zu schreiben fällt mir zurzeit nicht schwer. Keine Schreibblockade in Sicht. Zum Glück.

640 Leser waren heute auf meinem Blog. WAHNSINN! Die Zahl wird wieder schrumpfen, im Schnitt sind es zwischen 40 und 60 Klicks. Eine auch schon beachtliche Zahl, finde ich. Wie verkaufe ich meine Bücher Millionenfach? Herr zu Klampen, Verleger aus Hannover, sagt, ein Verleger könne nicht sagen, wie er einen Bestseller mache. Sonst hätte er schon längst einen. Und Tausende andere Kleinverlage auch. Die Autoren können es auch nicht sagen, wenn sie noch unbekannt sind. Sie schreiben drauf los. Manche von Anfang an um einen Leserkreis zu erreichen, aber die meisten, so glaube ich, erst mal für sich selbst. Ihre geistige Kreativität unterbringen. Und dann, wenn sie ihr Zeug selbst lesenswert finden, schreiben sie Verlage an. Und ernten vorgedruckte Absagen, oder auch nicht. Es kommt gar nichts zurück. Wenige aber haben Glück. Die Geschichte wird zum Buch, manchmal sogar zum Bestseller. Das heißt aber nicht, dass sie dann von diesem einen Buch leben können. Ich kenne Jörg Böckem, Bestseller-Autor und erfolgreicher Journalist. Ich glaube, er schreibt immer noch ums Überleben. Will aber nichts Falsches sagen. Mit dem Buch „Im Wahn der Zeichen“ hätte ich eine kleine Chance auf dem Buchmarkt. Mit dem „Weltbestseller“ (Gedichte) wohl auch. Beide „Werke“ sind konkurrenzlos. Klar, es gibt „Die Welt im Rücken“ von Thomas Melle, aber aus der Sicht eines Schizophrenen gibt es kaum Literatur. Literatur … Ist es das? Das sollen andere beurteilen. Ein Freund beurteilte: „Ein literarisches Meisterwerk ist es nicht“. Und wie ist es mit „weg“ – der kleinen Trilogie? Fiktiver Roman. Die Konkurrenz ist riesengroß und gnadenlos. Ich brauche einen Lektor für meine ganzen Sachen. Der neue Roman geht dem Finale entgegen. Kennt jemand einen Lektor, der nicht so viel Geld haben möchte? Und wie kann ich denn wissen, dass der Lektor seriös ist? Nachher streicht er die Hälfte weg und die Geschichte ist eine ganz andere. Und lesen will sie trotzdem keiner. Ha! Würde sich eine Agentur auf mich und meinen Kram einlassen? Leider habe ich vergessen, dies im Interview mit Herrn Heim zu thematisieren. Schwafel, schwafel, schwafel. Bin voll auf dem Redeflash. Könnte die ganze Nacht hier sitzen und tippen. Muss aber ins Bett – es ist zwölf. Die Uhr an der Wand läutet gerade. Morgen gehts nach Hamburg auf die Schanze, da will ich fit sein. Mit Jean Coppon, ein super guter, hoch begabter Schriftstellerkollege und Entertainer … Haben schon einige Lesungen gemeinsam über die Bühne gebracht. Und ein paar Gläser auch. Ich will nicht mehr so viel über Alkohol schreiben. Na ja, haue ich meine Jack Daniel’s-Geschichten raus, komm ich nicht drum rum. Wäre zu schade, würden sie in der Schublade austrocknen und der Alkohol würde verfliegen. Schließlich sind sie im Jack Daniel’s-Rausch herangerauscht. Mann, ich bin ja so was von poetisch. Das halt ich ja selbst kaum aus. Ich halt mich sowieso kaum selbst aus. Scheiße – nach zwölf. Ich schreibe schon so schnell ich kann. Meine Finger sind trotzdem zu langsam, die Gedanken viel zu schnell. Jetzt mal Durchatmen. Pause. Was mache ich in der Pause? Klar, denken. Und Wasser trinken. Quasselwasser. Auf Vilsa wird’s noch schrillsa. Jetzt ist gut. Aus. Schluss. Vorbei. Gute Nacht. Bis die Tage. Alles Gute. Viel Spaß morgen. Und überhaupt. Wir sehen uns. Wir telefonieren. Bye bye. Leb wohl. Auf Wiedersehn. Tschüss – Tschüss schreiben übrigens manche mit einem S, manche mit zwei. Kann man halten wir ein Dachdecker. Oder auch nicht. Chiao. Hau rein, Alter. Lass krachen. Adios. Jetzt müsste man Fremdsprachen sprechen oder schreiben können. Aber ich will ja sowieso Schluss machen und ins Bett gehen. Träumen. Wälzen. Denken. Vielleicht auch schlafen. Macht, was ihr wollt für heute. Vergesst mich nicht. Nä? Okay, dann haltet die Ohren steif …

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