Hemingway / Henningway

Herrlich! Gestern war ich bei der Hochzeit eines wundervollen Freundes und dessen herzliche Frau. Ich war Trauzeuge, das Wetter hätte besser nicht sein können, ich habe drei Zigarren geraucht und einige Rum-Cola getrunken. Ich freue mich sehr für die beiden, sie haben sich spät kennen gelernt und sich nun doch noch das Jawort gegeben, um bis zu ihrem Lebenende gemeinsam ihren Weg zu beschreiten. — Ein Freund des Parres war anwesend, der mir Fotos von seiner Kubareise gezeigt hat. Ach, wie schön! Havanna, und vor allem – Hemingways Haus! Die alte Corona-Schreibmaschine, die er von Headley geschenkt bekommen hat, der massive Schreibtisch, die Köpfe der geschossenen Tiere, das Bad mit den Bleistiftnotizen an den weißen Wänden … Ich muss hin! Und danach oder davor gleich nach Key West, in sein anderes Haus. Ich will auch ein Hemingway sein, zumindest ein Henningway! Schade dass es solche Typen wie ihn nicht mehr gibt. Er hatte wirklich was vorzuweisen, schon in jungen Jahren hat er fanatstische Sachen geschrieben, und ja, er wollte immer der Beste sein, mit weniger hat er sich nie zufriedengegeben. Er konnte es, verstand das Schreibhandwerk, hatte Stil, und ich kann nur jedem raten, einiges von ihm zu lesen, es lohnt sich allemal. Von heute kommt da keiner mit, höchstens ich, sonst keiner. Nein, natürlich nicht, aber es ist zu schön, sich ab und zu so zu fühlen, als stünde man mit den größten Schriftstellern auf einer Ebene. Warum auch nicht, mit dem Alkoholkonsum kann ich jedenfalls schon mal mithalten, das ist zumindest ein Anfang, ist das nicht schön? Wenn ich doch endlich ein wahres Werk vorlegen könnte, das Geld bringt. Dann würde die Zeit, die ich zum Schreiben bräuchte, wie von selbst kommen, dann wäre es nämlich mein Vollzeitberuf, wo ich mir zeitbedingt nicht mehr reinreden lassen müsste. Es liegt ja immer was an, klar, das habe ich schon hundert Mal geschrieben, es bleibt aber auch dabei, so oft kommt irgendetwas unverhofft, und wenn es nur der Trockner ist, der den Geist aufgibt, wir ihn auseinanderbauen und den Keilriemen austauschen. Zwei bis drei Stunden weg, einfach weg. Jaja, der Trockner funktioniert wieder für ein oder zwei Jahre, ich weiß. 400 Euro gespart. Wäre mir aber scheißegal, wenn ich genug Geld hätte, da würde es nur noch um eins gehen: Bis zum Tod so viel wie möglich zu Papier zu bringen, etwas wirklich Wetvolles zu hinterlassen. — So, dabei belasse ich es jetzt erst mal. Vielleicht fallen mir ja morgen noch ein paar Sätze ein. Bis dann   !

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