Geduld

Seit über 25 Jahren übe ich Geduld. Klar, wenn ich heute lese, was ich damals an die Verlage geschickt habe, tut es mir für die Lektoren oder die Vorzimmerdamen leid, sie mit so nem Schrott behelligt zu haben. Heute wundern mich die Absagen keine Spur mehr. Aber jetzt sind die Sachen in Ordnung, die ich schreibe. Es gibt auf dem Markt Schlechteres. Vielleicht reicht in Ordnung ja nicht. Herr zu Klampen sagte mir, kein Verlag wisse, wie man einen Bestseller mache. Es sei denn, berühmte Autoren schrieben nach ihrem Erfolg ein weiteres Buch. Das sage ich jedenfalls. Mir ist klar, dass es nicht leicht ist, von der Schreiberei leben zu können. Gerne würde ich zwei Lesungen in der Woche geben – gern in Schulen. Aber nicht mehr umsonst. Lesungen, gerade die aus dem wahren Leben, sind kräftezehrend. Ich gebe alles, was ich drauf habe. Erzähle aus meinem Leben, stelle mich zum Teil bloß. Umsonst nicht mehr. Eine Lesung in einer Bar, Gedichte oder Kurzgeschichten, ist was anderes. Warum ich überhaupt aus „Im Wahn der Zeichen“ lese? Ich will Aufmerksamkeit. Ich will Anerkennung. Ich will, dass das Tabu-Thema Schizophrenie mehr gewürdigt wird. Vorurteile abgebaut werden. Jeden kann es erwischen. Jeden Tag.

Nein, mir natürlich nicht. Ich bin immun gegen psychische Krankheiten. Ich bin stabil. – Na, dann haben Sie Glück gehabt. Aber Hunderttausende können das nicht von sich behaupten. Bourn Out. Depression. Posttraumatische Belastungsstörung. Psychose. Angststörung. – Die Therapeuten können sich vor Arbeit kaum retten. Bis zu einem Jahr Wartezeit für eine Therapie.

Aber darum sollte es in diesem Text gar nicht gehen. Es sollte um Geduld gehen. Große Ziele erforden diese zumeist. Glück gehört dazu. Können, na klar. Überzeugung. Wenig, am besten keine Zweifel, das Ziel zu erreichen. Tiefschläge einstecken. Über Steine springen, sie aus dem Weg räumen. Weitermachen. Dran glauben.

Haben Sie Geduld mit mir. Zweieinhalb Jahre. Sollte ich bis dahin keinen Verlag haben, sollte ich bis dahin Rentner bleiben, dann ist das ein riesiger Tiefschlag. Aufgeben? Nein, ich MUSS schreiben. Demnächst werde ich ab und zu ein Gedicht oder eine kleine Geschichte mit anhängen. Ich wünsche mir, dass Sie dranbleiben.

Vielen Dank   !

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