Guten Tag!
Poetry Slam im Faust am 21.10.21! Ich bin dabei.
Ich freue mich sehr drauf.
Wie siehts bei euch aus? Ich jedenfalls fühle mich klar und ausgeruht. Mein Therapeut, von dem ich soeben komme, hat den Eindruck, dass ich leicht „drüber“ bin. Ich merke davon ja meistens nichts, fühle mich höchstens ganz gut. Vor wenigen Wochen hing ich noch in einer Depression fest; die Medis wurden erhöht, nun scheinen sie zu wirken. Es ist gleich halb eins, ich sitze in meinem kleinen Schreibzimmer, die Wanduhr von 1910 steht auf Viertel nach elf (und das seit Monaten) und nippe am ersten Gläschen Rum. Es ist halb eins mittags. Ich habe gute Laune, habe die Jalousie runtergezogen, damit mich die Nachbarn nicht sehen. Sie bearbeiten gerade ihren Garten, der an unserem grenzt und ihren Zaun mit Wildkraut überwuchert. Ja, ich weiß, ich muss da mal hin bei Gelegenheit und die ganze Scheiße rausziehen. Vielleicht habe ich ja nachher noch Lust. Das schreibe ich jetzt, um mein schlechtes Gewissen zu entlasten. Hat wer von euch Lust zu gärtnern? Hätte eine Menge zu tun. Ach, ich schenke mir noch einen nach.
Der Herbst ist im Anmarsch. Ich liebe ihn. Vor allem die klaren sonnigen Tage. Ich erinnere mich daran, wie ich bei schönstem Sonnenschein die Skalitzer Straße runtergegangen bin. Braunes Laub lag auf dem Gehweg, ich wollte mir eine Wohnung anschauen. Damals, es war 1987, fühlte ich mich zum ersten Mal richtig frei. Dieses Gefühl werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Im eingemauerten Berlin, mit gerademal achtzehn. Wenn ich heute meinen Neffen betrachte (er ist 22), frage ich mich, ob ich damals auch so jung und rein ausgesehen habe. Höchstwahrscheinlich nicht. Mit achtzehn bin ich schon ziemlich drauf gewesen. Auf allem möglichen. Es war eine wundervoll freie Zeit. Die Zukunft nicht eine Minute im Blick. Nur Hier und Jetzt. Bis zum nächsten Joint. Wir waren ja so unglaublich cool. Und doch voller Komplexe. Hauptsache breit. Geackert habe ich natürlich auch, schließlich hieß es: „Junge, du musst unbedingt etwas lernen. Mach auf jeden Fall deine Ausbildung!“ Hab ich mich tatsächlich dran gehalten. Und ja, ich habe immer mal wieder davon profitiert. Manchmal darf man auf seine Eltern wirklich hören. Heute weiß ich, dass ich seit meinem zehnten Lebensjahr mit Depressionen zu kämpfen hatte. Bis heute.
Jetzt ist es schon spät am Abend. Ein sinnloser Text.