Ein ausgezeichneter, fantastischer Morgen

Die Möwen kreisen. Du bist an der Ostsee, lieber TB. Ich wünsche dir einen schönen Urlaub. Genieß es, du hast es dir verdient. Nach all den Jahren. Nach all der harten Arbeit, die du leisten musstest. Nach all den schweren psychischen Krisen, die hinter dir liegen. Ich glaube an dich. Ich liebe dich.

Guten Morgen!

Ein ausgezeichneter, fantastischer Morgen – voller Frische und Klarheit. Letzte Nacht habe ich von meinem heroinsüchtigen Bruder geträumt. Er sah ja so frisch, so gesund, so lebensfroh aus. Ich fragte ihn: „Wollen wir mal wieder zusammen in die Röhre gehen?“ Er antwortete: „Klar, ich habe die letzten vier Nächte durchgetanzt!“ Vor vielen Jahren habe ich ihn zum letzten Mal in der List gesehen. Als verwahrlostes, obdachloses Wrack – im Winter, nur leicht bekleidet, frierend, einen Affen schiebend. Und von meiner verstorbenen Großmutter habe ich geträumt. Auch sie sah ganz gesund und jung und frei aus. Wenn so der Tod sein sollte, kann einem die Ehrfurcht und Angst vergehen. Ja, ich habe riesigen Respekt vor dem Tod. Weil ich zu wissen glaube, dass da noch was kommt. Ich glaube, dass es weitergeht – in welcher Form auch immer. Ich will aber nicht über den Tod schreiben, sondern vielmehr über das schöne Leben. Heute gehe ich zum Frisör. Heute habe ich Aikidotraining. Ich werde zum Getränkemarkt fahren und wenn noch Zeit bleibt, Holz hacken. Die freien Tage sind dazu da, um sie zu nutzen. So wie du sie im Urlaub an der Ostsee nutzt, lieber TB. Schwimmen. Surfen. Tauchen. Wandern. Menschen kennenlernen. Neue Freunde gewinnen …

Ein ausgezeichneter, fantastischer Morgen. Ohne das Gefühl zu haben, manisch zu sein. Nicht einmal hypomanisch. Zwar mit wenig Fantasie, doch voller Freude am Leben teilhaben zu dürfen. Danke. Meiner Mutter, meinem Vater kann ich danken. Gott kann ich danken. Wem auch immer – kann ich danken. Ich danke all meinen Freunden, die bis heute an meiner Seite sind. Ich kann mich auf sie verlassen. Sie können sich auf mich verlassen. Es sind nicht gerade wenige, die ich zu meinen guten Freunden zählen darf. Und noch mehr Kumpels gehören in meinen Kreis. Danke!

Am Dienstag habe ich einen Termin bei einem Neurologen, den ich noch nicht kenne. Wir gehen meine Rauchentwöhnung an. Ohne Hilfe schaffe ich es nicht. Der Wille ist da. Die Sucht ist leider aber noch stärker. Seit vierzig Jahren quarze ich. Dabei möchte ich doch alt werden. Sehr alt. Und wenn möglich (so wie es sich wohl jeder wünscht) gesund alt werden. Einiges, so glaube ich, liegt in unserer eigenen Hand. Klar, man kann es sich einfach machen und sagen: Wenn es soweit ist, ist es sowieso so weit. Nein! Ich glaube, jeder kann eine Menge beeinflussen. Zu viele Menschen aus meinem Bekanntenkreis sind viel zu früh verstorben. Immer mehr Menschen aus meinem Bekanntenkreis sterben an Krebs, bekommen einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall usw. Lasst uns versuchen gesund durchs Leben zu rennen. Selbst Udo hat den Absprung geschafft. Selbst unzählige Hardcoreraucher haben aufgehört. Warum also nicht ich!

Ein ausgezeichneter, fantastischer Morgen!

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