Der Wein. Die Zigarette. Der leichte Wind, der mich etwas frösteln lässt – am Montagabend um Viertel vor neun auf meiner Terrasse. Ja, ich bin heute etwas melancholisch. Nicht depressiv. Also quasi ein Abend zum Genießen. Der Kirschbaum blüht weiß. Die Magnolie trägt noch immer ihre violettfarbenen Blüten stolz wie eine Königen ihre Juwelen. Weiße und rosafarbene Gänseblümchen zieren den frisch gemähten Rasen. Nur noch ganz leise unterhalten sich ein paar wenige Vöglein. Du hast das Gefühl, du könntest sie auf deinen Flügeln tragen. Über die ganze gesunde Welt. Ach, wäre sie doch nur so gesund, wie ich mich gerade fühle. Mich friert es etwas. Was machst du gerade? Wahrscheinlich liest du in diesem Augenblick meine Zeilen. Danke dafür. Ich streichele mir über den Bart, über das Kinn, über den Hals. Ziehe an der Zigarette, nippe vom Wein. Warte auf die richtigen Worte. Das Schreiben dieser Beiträge brauche ich anscheinend wie meinen Atem. Vielleicht reicht meine Konzentration und Ausdauer doch bald wieder für einen Roman? Ich kann derzeit überhaupt nicht in die Zukunft blicken. Hier am Deister scheint die Welt in Ordnung. Scheint. Könnte ich alles schreiben, was mir auf der Seele liegt, wäre ich ein Poet. Meine Worte würden dich mit Sternenstaub überdecken. Doch auch wenn die Worte nicht ganz so schön sind, sie nicht ganz so glänzen, die Sätze nicht verzaubern, so verzaubern sie wenigstens mich. Ja, ich verzaubere mich selbst. Die Melancholie trägt mich in mich. Ganz tief in mich. Zu den vielen Seelen, mit denen ich zu tun habe. Hallo. Fühlt ihr gerade das, was ich fühle? Mir wird immer kälter hier draußen.
Ich habe den Platz getauscht und sitze nun in meinem Schreibzimmer. Lege vielleicht gleich eine Scheibe auf. Lass mich treiben. Zumindest lass ich meine Gedanken treiben. Gedanken. Voller Magie und Macht. Voller Licht und Wärme. Fühlt sich deine Seele warm oder kalt an? Die Seele kann man wohl kaum fühlen. Die Seele fühlt. Sie fühlt Wärme und Kälte. Schmerz, Leid, Sehnsucht, Liebe. Der Geist ist für die Klarheit zuständig. Unser zuverlässiger Begleiter, wenn wir ihn nicht Tag für Tag überstrapazieren. Wäre schon schön, glaube ich zumindest, klar in den Tod hinüberzuwechseln. Wenn du deine Augen schließt, innehältst, kannst du vielleicht spüren, dass du unsterblich bist. Meiner Meinung nach vergeht das Bewusstsein niemals ganz und gar. Natürlich mag ich mich irren. Doch kannst du dir vorstellen, dass da plötzlich nichts mehr ist? Solange du lebst, sicherlich nicht. Gerade jetzt würde ich mich gern unterhalten. Aber nicht mit jedem x-beliebigen Menschen. Und schon gar nicht mit Menschen, die sich aufdrängen. Menschen, die sich aufdrängen, würde ich gern meiden. Was manchmal gar nicht so einfach ist. Ich schweife ab. Verlasse die Linie. Balanciere jedoch stabil auf dem Drahtseil. Springe nicht hoch. Schaue nicht in die Tiefe, wo die Gefahr lauert. Mein Blick geht geradeaus. Ich halte das Gleichgewicht.