Der erste Schluck Wein an diesem ruhigen Abend – hier in meiner kleinen Welt. Keine Bomben, keine Toten, keine Angst. Noch nicht. Heute war ein herrlich sonniger Tag. Am Abend habe ich ein Feuer lodern lassen und habe es genossen in die Flammen zu schauen, während das aufgespießte Würstchen am Stock langsam Farbe angenommen hat. Wir sollten solange wie möglich das Leben genießen. Jede Sekunde ausfüllen. Es ist an der Zeit sich Fehler zuzugestehen und sie gegebenenfalls wieder gutzumachen. Es ist an der Zeit Reue zu zeigen und um Vergebung zu bitten. Kannst du an keinen Gott glauben, dann kann es guttun, sich einem guten Freund zu offenbaren. Versuch, dich selbst freizusprechen. Wir sollten auf alles gefasst sein. Putin ist bereit. Vielleicht wartet er nur auf einen Fehler unsererseits. Vielleicht sagt er sich, mal sehen wie die Arschlöcher reagieren, wenn ich in Litauen oder in Estland einmarschiere. Vielleicht sagt er sich: Ich muss sowieso sterben oder in den Knast, also nehme ich so viele Menschen mit in den Tod wie möglich. Wir wissen es nicht. Er weiß mehr als wir. Besser gesagt: Er weiß andere Dinge als wir. Er weiß Dinge, die wir nicht einmal, zu diesem Zeitpunkt jedenfalls, erahnen können. Oder Dinge, über die wir lieber erst gar nicht nachdenken wollen. Corona hat schon einen mächtigen Schatten über die Welt gelegt. Und nun ist etwas gekommen, das den Schatten mit aller Kraft und Härte noch auf uns niederdrückt. Die Gedanken, die noch vor ein paar Jahren frei waren, sind nun besetzt mit Kummer, Trauer, Sorge und Angst. Wir sind betroffen über so viel Bösartigkeit. Wir leben in einer so modernen und kultivierten Zeit. Wir könnten uns alle an die Hände nehmen und gemeinsam singen und tanzen. Es gibt einen Spruch, der lautet: Die schönsten Dinge passieren unerwartet. – Die übelsten Dinge aber leider auch. Von einer Sekunde zu anderen kann dein Leben eine Kehrtwende nehmen. In unzählige und ungeahnte Richtungen.
