Das glaube ich jedenfalls

Liebe Menschen da draußen,

mir fehlen die Worte. Wenn es schief läuft, bekommen wir einen Weltkrieg zu spüren. Und keiner von uns kann ihn dann noch aufhalten. Dann gibt es auch keine Flucht mehr. Das glaube ich jedenfalls. Ich bin bereit. Das glaube ich jedenfalls. Zum Glück ist mir mein Glaube geblieben. Mein Glaube an eine bessere Welt. Ob ich sie, die bessere Welt, miterleben darf, steht in den Sternen. Das glaube ich jedenfalls. Dies, nehme ich an, entscheiden höhere Mächte. Ich finde es zu schade, dass nie jemand an meine Gedichte geglaubt hat. Ich kann nur wiederholen und wiederholen und wiederholen: „Die letzte Version … vom Paradies“ enthält tiefe tiefe Wahrheit. Natürlich ist sie von einem Psychotiker verfasst worden. Natürlich bin ich, als ich diese vielen Gedichte geschrieben habe, sehr krank gewesen. Im Jahr 2003 (ich weiß nicht, wie oft ich es in diesem Blog schon verlauten ließ) glaubte ich, es sei meine Mission, den Irak-Krieg zu verhindern. In fünf Wochen schrieb ich rund 800 Seiten. Nie wurde ich ernst genommen. Und höchstwahrscheinlich werde ich es auch bis zum Schluss nicht. Es fällt mir schwer, das gebe ich gern zu, mit dieser Erkenntnis zu leben. Viele Menschen glauben, die Hölle finde hier auf Erden statt. Es wird missbraucht, vergewaltigt, gestohlen, gefoltert, getötet usw. Ja, die armen Opfer gehen tatsächlich durch die Hölle. Ich glaube aber, dass die „echte“ Hölle noch viel grausamer ist und in ganz anderen Sphären stattfindet. Jeder darf hier zum Glück glauben, was und wie er will. Ich weiß nicht, an wen ich mich noch wenden kann. Kein Verlag zeigt Interesse. Warum nicht? Es muss an mir liegen. Das glaube ich jedenfalls. Die Verleger denken, ich sei zu durchgeknallt. Das glaube ich jedenfalls. Ich würde Ihnen „Die letzte Version …“ auch schenken. Hauptsache sie wird schnell veröffentlicht. Noch schöner wäre es natürlich, wenn man mit dem Gewinn etwas Sinnvolles anfangen würde. Not gibt es ja zu genüge. Ja, es muss an meiner Person liegen. Ich gelte halt als verrückt. Gar als unberechenbar. Was absoluter Blödsinn ist. Seit 18 Jahren lebe ich in einer glücklichen Beziehung, mein Sohn ist fast zehn Jahre alt und kerngesund. Ich arbeite seit vier Jahren in der Seniorenpflege, bin stets pünktlich und zuverlässig. Ich habe viele gute Freunde und Kumpels, bin ein gern gesehener Gast und weiß mich zu benehmen. Ja, ich habe meine Hochs und Tiefs. Und ja, ich kann wieder erkranken. Aber das kann ich auch, wenn nichts von mir in der Welt erscheint. Weil ich es nicht verstehen will. Es kann doch nicht so schwer sein, einfach ein paar hundert Gedichte auf den Markt zu bringen. Es gibt so verdammt viel Schund auf dem Buchmarkt. Es will mir einfach nicht in den Sinn, dass mich keiner unterstützen mag. Ich habe in meinem Leben noch nie einem Menschen ins Gesicht geschlagen. Was ist so falsch an mir? Was ist so falsch an meinen Büchern? Worauf warten denn die Verlage noch? Es ist egal, ob Diogenes oder Suhrkamp oder Fischer oder sonst wer. Hauptsache, es geht schnell. Einen Versuch habe ich heute noch gestartet. Ich will nicht, dass sich dieser Text nach Selbstmitleid anhört. Tut er wahrscheinlich. Ich bin sauer. Ja, ich bin wütend.

Herzlich

Henning Taube

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