Kein Auto ist zu hören. Wieder sind es die Schwalben, die den hellen Himmel schmücken. Der silbergraue Kater unserer Nachbarn streift um meine Beine. Irgendwo quietscht eine Tür. Ein lauer Wind erfrischt mich. Es ist halb zehn am Abend. Tausend rosafarbene und weiß Gänseblümchen zieren das trockene Gras. Eine Drossel hüpft an mir vorbei. Der Kater ist auf der Stelle aufmerksam. Ein paar Wespen schwirren um die noch kleinen und grünen Sauerkirschen. Eine Mücke tanzt über meinem Kopf. Hier lässt es sich mehr als nur gut aushalten. Hier lebe ich. Ein Flugzeug fliegt in Richtung Süden. Ein anderes in Richtung Westen. Immer wieder flattern kleine Insekten herum, die Schwalben haben hoffentlich noch viele Jahre genug zu tun. Ich höre den Wind durch die Blätter und Büsche rauschen. Ein angenehmer Abend, an dem ich ganz ruhig und ausgeglichen bin. Gut gegessen habe ich – Zanderfilet und frisches Gemüse – eingeladen von meinem guten Freund TB, der heute seinen 57. Geburtstag feiern darf. Herzlichen Dank für diesen schönen Nachmittag.
Ich sitze auf meiner Terrasse und schreibe die Worte nieder, die mir gerade durch den Kopf gehen. Mehr ist nicht drin. Ob mir noch ein Roman gelingen wird, steht in den Sternen, oder auch nicht. Vielleicht soll ja wirklich alles so sein. Aber sind wir Menschen denn so wichtig? Nun steht ein Stern im Westen. Keine Ahnung, welcher es ist. Plötzlich ist der Wind viel stärker. Eine weiße Polle lässt sich über mich hinwegtragen. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin, und das, obwohl ich es gerne bin. Doch viel schöner ist es zu zweit, gar zu dritt. Eine intakte Familie macht das Leben runder. Meine Güte, sind die Schwalben schnell. Sie gehören auf jeden Fall zu meinen Lieblingsvögeln, diese eleganten Flieger und Gleiter. Krähen sind mir eher unsympathisch. Der Holunder blüht weiß, bestimmt zaubert meine Frau aus den Blüten in diesem Jahr wieder einmal einen leckeren Likör. Die Erbsen treiben in die Höhe, die Erdbeeren sind noch grün, Radieschen haben wir schon geernetet und gekostet. Eine Oase.
Je dunkler es wird, desto heller leuchtet der Stern. Schade dass meine Frau schon schläft, gerne würde ich jetzt hier mit ihr sitzen und klönen. Mir ist zum Weinen zumute, dabei bin ich doch zufrieden. Ich bin im Hier und Jetzt – jedoch ohne Fantasie. Ohne Bilder im Hirn. Das Leben ist lange nicht mehr so bunt, wie noch vor einigen Jahren. Ich renne nicht mit dem Kopf durch die Wand, nur um schreiben zu können. Ich habe einen Sohn – für ihn lebe ich. Für ihn übernehme ich Verantwortung. Für ihn bleibe ich auf dem Teppich und verzichte auf meine Fantasiereisen. Nicht immer ist das Leben ein Fest. Und schon gar nicht ist es immer gerecht. Was ist gerecht? So vieles ist ungerecht.
So, ich werde jetzt noch eine rauchen und zum Abschluss für heute Abend kommen.
Ehrlich – ich bin so dermaßen vernünftig geworden. Früher hat es in mir getobt. Ich war wie lodernde Flammen im Wind. Kaum zu bändigen. Ist das der Grund gewesen, warum ich so viel gekifft habe? Um mich zu regulieren? Möglich. Um zu vergessen auf jeden Fall – die ganze Scheiße, wie Schule und Eltern – damals. Heute sehe ich das anders – ich bin ja so dermaßen vernünftig geworden!