Ich fühle mich leer. Meine Gedanken sind sonst wo. Mir fehlen die Worte. Ich warte. Ich warte. Nichts tut sich. Na ja, doch, ein wenig. Am Wochenende bin ich mit der Bahn nach Berlin gefahren. Siehst du die Flüchtlinge im TV, berührt es dich nicht ganz so extrem, als wenn du direkt neben ihnen auf dem Bahnsteig stehst. Junge Mütter mit kleinen Kindern, die nichts weiter dabei haben, als ihre kleinen bunten Köfferchen. Unsichere Blicke. Jugendliche Pärchen, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Oder hätten. Das ist die Frage. Keiner weiß, was kommt. Ich selbst schaue nicht positiv in die Zukunft. Wie auch. Morgens wache ich mit einem dumpfen Gefühl im Bauch auf. Waffen werden gebaut, um sie zu benutzen. Es wird darauf hinauslaufen, dass es für meinen Sohn eine Wehrpflicht gibt. Falls es nicht demnächst richtig knallt. Ich bekomme Anrufe, in denen es heißt: „Hey Henning, dir geht es gar nicht gut, oder?“ Doch, mir geht es okay. Den Umständen entsprechend. Ich kann euch beruhigen. Schaut lieber auf euch selbst, lenkt nicht von euch ab, schließt nicht von euch auf andere. Ich kriege mein Leben auf die Reihe. Wir leben hier in unserer kleinen „heilen“ Welt so gut es geht weiter. Wenn du ein Kind hast, ist es deine Pflicht, das Kind Kind sein zu lassen. Natürlich wird auch in den Schule über den Krieg gesprochen. Die ersten Eltern haben Flüchtlinge aufgenommen. Sobald mein Sohn Fragen hat, beantworte ich sie ihm so ehrlich und offen wie möglich. So, wie ich glaube, er die Wahrheit bzw. die Realität des Krieges verträgt. Dass wir hier auch nicht mehr sicher sein können, behalte ich für mich. — Ich bin leer. Ausgelaugt. Ich glaube. Ich glaube aber nicht mehr an den Menschen. Er hat es vergeigt.