Dein Weg

Die Kräuter verströmen einen eigenartigen Geruch. Hier in meinem kleinen Zimmer. Sie wurden extra für mich zusammengestellt. Ich bin auf die Wirkung gespannt. Sie sollen Blockaden brechen und die Kreativität anregen. Dazu ein Gläschen guten jamaikanischen Rum mit 52% vol.. Davon hat die Naturheilerin allerdings nichts gesagt. Ich nippe ja auch nur. Brennt leicht in der Speiseröhre. — Ich warte. Ich warte auf Worte. Muss mich einlassen. Muss ruhig werden innerlich. Schaue auf meine ausgestreckten Hände. Darunter die schwarzweiße Tastatur. Vor mir der graue Monitor. Ich streichele meinen Bart. Denke. Schreibe. Warte. Ich sehe die Worte, die ich schreibe, erst, wenn sie vor mir erscheinen. Ich höre sie in mir. Aber nicht als schizophrene Stimme. Es ist, als habe ich ein inneres Ohr. Ein ganz zarter Rauch steigt von dem Pfännchen, welches über der Kerzenflamme steht, auf. Wie fühle ich mich? Ich horche in mich hinein. Ich sehe in mich hinein. Ich fühle in mich hinein. Jeder Satz ist wohl überlegt. Kein Überfluss. Ich achte auf meine Körperhaltung. Heute vielleicht zum ersten Mal bewusst. Gestern habe ich Bukowski gelesen. Er schreibt, dass es nicht darauf ankäme, so rund und so glatt zu schreiben, als wäre der Text eine Billardkugel. Darauf käme es nicht an. Ich hab`s aber bei meinen Romanen versucht. Ich habe geschliffen und geschliffen, gefeilt und gefeilt, poliert und poliert. Da ich kein Profi bin, wird jeder Lektor sagen: Dein Zeug ist nicht rund! Dein Zeug ist nicht glatt. Das und das und das muss auch noch weggeflext werden! Wie ich jetzt darauf komme? Wie bist du darauf gekommen, ausgerechnet jetzt mich zu lesen? Es hätten ja auch fünf Minuten später oder früher sein können. Vielleicht wusstest du es vor zehn Minuten noch gar nicht. Lassen wir es so stehen. Es ist so still hier. Je stiller es ist, desto mehr hörst du. Ich bin ganz ruhig. Mir ist, als meditiere ich. Natürliche Kräuter. Jede meiner Bewegungen, jeder Atemzug ist mir bewusst. Darauf kommt es doch an: Bewusst durchs Leben zu gehen. Darauf kommt es mir an: Mit meinen Händen zu schreiben. Jetzt, in meiner völlig freien Zeit. Die freie Zeit zu nutzen. Sie voll zu machen. Mich leer zu schreiben. In gewisser Weise bin ich gerade leer. Und schwer. Es fällt mir nicht leicht, einen sinnvollen Text hinzubekommen. Er soll auch nicht deinen Sinn voll machen. Es kommt darauf an, wie ich mich während des Schreibens fühle. Ich fühle an meinen Schläfen. Ich drücke sie ganz zart. Ich nehme mir heut sehr viel Zeit. Ich denke – an dich. Du denkst an mich. Gerade jetzt. Denkst du oft das Gleiche, gehst du auf ein Ziel zu. Du bist auf dem Weg. Ob es der richtige oder der falsche ist, weißt du vielleicht schon. Und doch gehst du den Weg beharrlich weiter. Wenn du weißt, wenn du wirklich weißt, dass dein Weg nicht in Ordnung ist, bieg ab. Oder geh zurück. Such dir einen anderen. Jeder Mensch bekommt ganz ganz viele Möglichkeiten geschenkt. Dein Weg kann für dich wunderschön werden.

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