Leer leer und nochmal leer. Kein Impuls. Wonach frohlockt es mich. Ich kann es euch sagen: Nach Farbe im Kopf. Nach Bildern sehne ich mich. Drauf einlassen, zumindest endlich mal wieder auf ein Buch eines guten Schriftstellers. Zwei Seiten schaffe ich, dann werfe ich das Exemplar in die Ecke und denke, wen interessierts. Mich nicht. Nichts bringt in mir den Funken zum Überspringen. Die Flamme ist aus. Nein, es sind nicht die derzeitigen Umstände, die von außerhalb auf mein Wirken Einfluss nehmen. Es sind die neuen Medikamente, die mir die Langweile bescheren. Versteht mich nicht falsch. Ich langweile mich nicht. Ich kann mich gut beschäftigen. Die Tage und Nächte sind nach wie vor zu kurz. Es ist die Langweile in meinem Hirn. Die Leere. Wie ausgestorben. Hohl. Vielleicht setze ich mich wirklich demnächst ans Drehbuch. Hey, mit BLOCK hat es so gut angefangen, 70 Seiten waren in null Komma nichts geschrieben – dann die Umstellung – und aus, Schluss, vorbei. Cut. Nichts mehr. Die volle Blockade. Genauso wie das Lesen. Mitten im Roman – zugeschlagen – und vorbei. Nichts packt mich richtig. Natürlich, ich weiß, die Medis schützen mich auf diese Weise. Nehmen mir daher eine Menge an Emotionen. Oder bin ich einfach zu ungeduldig? Oder geht es jetzt immer so weiter? Am 4. Januar habe ich einen Termin bei meinem Psychiater. Vielleicht weiß er eine Lösung. Verdammt – ja – ich fühle mich geschützt, ich fühle mich ziemlich sicher. Bei der Umstellung Mitte des Jahres ging es noch hoch und runter. Verlange ich zu viel? Kann ich nicht geschützt und dabei trotzdem kreativ sein? Keine Ausdauer. Nicht einmal eine halbe Stunde. Keine Poesie. Keine schönen Worte. Es ist schon 22 Uhr 45, ich überlege trotzdem, ob ich noch eine rauche. Der Befriedigung wegen. Ich versuche es erst mit einem Glas Whisky, um nicht gleich raus in die Kälte zu müssen. Der Wind fegt ums Haus. Der Walker brennt etwas, belebt aber sofort. Mir ist danach, mich zu verkriechen. Decke über den Kopf. Könnte ich ja tun, die Uhrzeit wäre angemessen. Mein Schlaf ist auch nicht der tiefste. Wilde Träume. Oft wache ich auf. Möchte morgens nicht aufstehen. Hört sich wohl doch nach einer Depression, einer leichten, an. Ein wenig an der Schraube drehen. Mehr Antidepressiva. Könnte ich versuchen. Auf Kosten der Sicherheit. Hin- und hergerissen. Total genervt von mir selbst. Aber es geht hier nicht nur um mich. Meine Familie braucht mich stabil. Sie braucht mich als Steuermann. Es ist meine Aufgabe, das Schiff sicher übers Meer zu führen. Der Sturm ist in Sicht. Er tost. Die Wellen toben. Eine turbulente Angelegenheit. Ein Abenteuer. Das ist das Leben. Spannung. 23 Uhr. Der Whisky wirkt schnell. Macht mich müde. Das ganze Leben macht mich müde. Das Leben macht mich wütend. Ab und zu auch glücklich. Manchmal zufrieden. Meistens unzufrieden.
Gute Nacht.