Ich wollte telefonieren. Ich wollte spazieren gehen. Ich wollte dies und das erledigen. Vor allem möchte ich jeden Tag etwas schreiben. Man möchte oft zu viel. Man verlangt oft zu viel von sich selbst. Es ist nicht so leicht, zu akzeptieren, dass es vielleicht gerade nicht so gut läuft. Dass man schlapp ist. Wichtig ist es, dass du wieder zu Kräften kommst, dir keinen Sack überstülpst, worin du zu ersticken drohst. Geh an die frische Luft. Manchmal ist es ein wahrer Kampf nur einen Spaziergang von einer halben Stunde hinzukriegen. Sei mit Kleinigkeiten zufrieden. Belohne dich, wenn dir etwas gelungen ist. Sei freundlich zu dir. Schimpf dich nicht andauernd aus. Sieh immer zu, dass du die Perspektive wechselst, wenn du in deinem eigenen Brei brütest und grübelst. Versuch, dich nicht fremdbestimmen zu lassen. Aber manchmal ist es so – dir bleibt keine Wahl. Es ist vieles so leicht dahergeredet, wenn man selbst nicht betroffen ist. Im Grunde ist der Mensch doch für sich allein. Er allein geht durch Krisen und Krankheiten, er allein geht in den Tod. Er allein geht seinen Weg. Meinetwegen mit Weggefährten, aber am Ende, bei deinem letzten Schritt, lässt du los. Alles. Da bringt dir auch kein Geld mehr was. Vielleicht höchstens noch ein gutes Gefühl, dass du für deine Nachkommen gut gesorgt hast. Es ist nicht leicht loszulassen, vor allem nicht die Menschen, die man so sehr liebt. Jeder stirbt. Jeder für sich allein. Wenn du großes Glück hast, lassen dich deine Lieben gehen, zerren und zergeln nicht an deiner Seele, lassen sie frei, lassen sie dahinschwinden. Sag einem Sterbenden: Du darfst gehen! Geh! Lass ihn frei. Lass ihn los. Erst dann kann auch er loslassen, sich fallen lassen, sich befreien. Schenk ihm ein klitzekleines ehrliches Lächeln. Ein Nicken reicht aus. Der Tod ist immer an deiner Seite. Du gehst vor die Tür und bekommst einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt. Bist unachtsam im Straßenverkehr usw. Jederzeit kann es uns erwischen. Ganz plötzlich. Deswegen sollte man vorbereitet sein.