Freitagabend, 23 Uhr.
Ich möchte noch ein paar Sätze übers Altern schreiben. Ist 49 alt? Es gab Zeiten, da wurde man lange nicht so alt. Ganz ehrlich, mir macht gar nicht mein Körper zu schaffen, ich fühle mich relativ fit. Na ja … Übergwicht klar, weniger Haare, steifer usw. Aber egal. Auch geistig fühle ich mich nicht sehr alt. Mir macht etwas anderes zu schaffen. Mir macht zu schaffen, dass ich bis jetzt noch nicht erreicht habe, was ich mir so fest vorgenommen habe. Klar, es geht um Geld. Um was sonst. Es geht um die Verantwortung, meine Familie ernähren zu können. Wir leben gut, meine Frau arbeitet wie verrückt, ich tue das, was ich schaffe. Ich schreibe so viel wie möglich, aber natürlich zu wenig. Weil ich ständig etwas anderes tun muss. Ich will aber nicht den Hemingway raushängen lassen und die totale Egoschiene fahren. Ich müsste aber egoistischer werden, wenn ich mehr Erfolg haben wollte. Weniger Rücksicht nehmen, Streit in kauf nehmen, auf meine Umwelt scheißen. Schreiben, schreiben, schreiben. Ich schreibe fast jeden Tag, wenn nicht, überarbeite ich alte Sachen. Ich war ein miserabler Schreiber, schlechter ging nicht. Wenn ich heute die Sachen von vor ein paar Jahren lese, könnte ich im Boden versinken. Die Sachen beginnen erst jetzt sich zu formen. Sie bekommen eine Form, eine Struktur, einen Stil. Sie beginnen interessant zu werden. Sie verändern sich ständig, wie das Leben. Aber ich muss einen Punkt machen. Sonst bleibt es bei drei oder vier Büchern. Dabei ist mein Kopf so voll von Ideen. Würde ich Anerkennung finden, würde meine Arbeit endlich honoriert werden, würde man mich ernster nehmen. Dann könnte ich sagen, ich bin Schriftsteller. Und davon kann man leben? JA! Verdammt noch mal – JA! Wer sehnt sich nicht nach Anerkennung? Jedem tut ein Lob gut. Und Geld in der Kasse auch. Es sei denn, man entscheidet sich bewusst für ein anderes Leben, z.B. als Aussteiger. Bin ich aber nicht. Ich habe mich genau für dieses Leben entschieden, für eine Frau, für ein Kind. Und fürs Schreiben. Und nicht dafür, einen Job als irgendwas zu machen. Was geht mir an Zeit verloren! Die Kreativität bleibt auf der Strecke. Die Kunst. Sie wird fehlen. Wem? Zum Beispiel den Leuten, die seit über einem Jahr diesen Blog verfolgen. Ich werde gezwungen. Mir bleibt keine Wahl. Das Leben ist teuer. Wirklich, ich habe alles, was es zum Leben braucht, sogar noch viel mehr, ich lebe im totalen Luxus, in Saus und Braus, aber es fehlt trotzdem ne Menge. Ich will nur schreiben, mehr ist es doch gar nicht. Jeden Tag. Ich brauche 400 Euro im Monat zusätzlich. Gibt es nicht hundert Leute, die jeden Monat 4 Euro auf mein Konto überweisen können? 300 wären auch okay. Dafür könnte ich mich voll der Schreiberei hingeben. Ich liege ja nicht faul rum, ich schaffe etwas. Literatur. Kunst. Wer schreibt, bleibt. Ich hinterlasse was. Jaja, nimm dich nicht so wichtig. Ich weiß. Du bist nichts Besonderes. Schon klar. Wer macht den Anfang? 3 oder 4 Euro. Jetzt ist es wirklich ein Aufruf geworden. Muss mir das peinlich sein? Andere Künstler hatten auch ihre Gönner. Das gabs schon immer. Hätte ich mehr Zeit … Aber scheiße, ich kriege nicht umsonst Frührente. Wenn ich drei oder vier Stunden am Tag einer Beschäftigung nachgehe, die mich auslaugt, die mich nicht erfüllt, werde ich noch viel kränker. Aber jetzt ist mir gerade die Idee mit diesem Aufruf gekommen. Ehrlich, gerade erst jetzt, noch keine Sekunde vorher habe ich daran gedacht. Ihr würdet mir Freiheit schenken! Ich würde euch Bücher schenken! Hand aufs Herz, gibt es den Ersten? Bin ich jetzt einfach nur zu betrunken? Ich schicke das Ding gleich ab, ohne es morgen gegenzulesen. Was habe ich zu verlieren? Stärke? Charakter? Mag manch einer so sehen. Wenn ich Schulen wegen einer Lesung anschreibe, muss ich auch Klinken putzen, das gehört zum Geschäft. Bei 5 Euro bräuchte ich nur 60 Leute. Mir fehlen halt diese beschissenen 300 Euro im Monat, damit ich mir keinen Kopf mehr machen muss. Mit 400 wäre die Katze voll im Sack. Das wäre der Hammer. Ich bitte euch, mal drüber nachzudenken. Ich mache jetzt Schluss und lasse euch Zeit. Danke !