Abschied

Abschied

Ich verabschiede mich derzeit davon, von der Schreiberei leben zu wollen. Ich verbschiede mich gerade davon, von der Schreiberei unbedingt leben zu müssen. Muss ich nicht. Ich lebe ja sowieso. Diese ganz neuen Gedanken (nach 33 Jahren) nehmen mir ungeheuren Druck von der Seele. Mich machen diese neuen Gedanken nicht einmal traurig. Ich fühle mich gar etwas freier. 33 Jahre lang habe ich um Anerkennung gebuhlt. 33 Jahre lang habe ich immer und immer wieder Verlage angeschrieben. Seit 2003 gebe ich Lesungen. Scheiß drauf. Es sollte nicht sein. Und wieder ist dieses wundervolle Lächeln auf meinen Lippen. Ich fühle mich gut. Die ganzen Verlage, die ich angeschrieben habe, wollen meine Bücher nicht veröffentlichen. Das Risiko ist wahrscheinlich zu groß. Die Bücher sind wahrscheinlich nicht anspruchsvoll genug. Schlicht: Sie sind zu schlecht geschrieben. Es macht mir nichts mehr aus. Wichtig ist, dass wir gesund bleiben bzw. gesund werden. Dass wir genug zu essen und trinken haben, dass uns nicht zu kalt wird – vor allem natürlich nicht im Herzen. Doch auch die Füße sollten warm sein. Es ist doch zu schön, dass wir uns noch in eine dicke, warme Bettdecke einkuscheln können. Dass wir noch immer ein ehrliches Lächeln auf unseren Mündern tragen. Dass wir freundlich zueinander sind. Ich kann sprechen. Ich kann hören. Ich kann lieben. Und ich werde geliebt.

Mehr möchte ich heute Abend gar nicht schreiben.

Bis bald

Henning

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