Ich habe seit ein paar Tagen keine Nachrichten mehr geschaut, ich weiß also gar nicht, was in der Welt los ist. Aber ich denke, gut sieht es nicht aus. Bei uns zu Hause war der Weihnachtsmann zu Besuch, er hat uns alle reich beschenkt. Es gab fett zu essen und zu trinken, hier im warmen Haus mit Fußbodenheizung und Warmwasser. Keine Spur von Elend, Angst oder Hoffnungslosigkeit. Der ganzen Familie gehts gut. Ob alle zufrieden sind? Kann ich nicht sagen. Meiner Frau und mir wird immer wieder bewusst, wie wunderschön wir wohnen dürfen – und doch, ja, ich weiß, ihr könnt es nicht mehr hören – fehlt noch das I-Tüpfelchen: Die Schreibwohnung. Hat aber auch noch Zeit, erst in vier Jahren, wenn mein Sohn ganztags in der Schule sein sollte, wird die Wohnung zum wahren Thema. Ich bin so scharf auf einen Arbeitsplatz, der nicht hier im Haus ist, weil ich mich viel zu schnell und zu oft ablenken lasse. Ich will nichts anderes als schreiben. Vielleicht bleiben mir noch zwanzig Jahre, in denen ich einigermaßen klar bin und was hinkriegen kann, diese wertvolle Zeit ist zu nutzen. Ich weiß jetzt schon, dass ich auf dem Sterbebett sagen werde, du hättest mehr schreiben sollen. Manchmal frage ich mich (aber nicht wirklich), ob ich das alles zu ernst nehme. Buk und Hem und Millionen andere Schriftsteller haben diese Art von Arbeit mindestens genauso ernst genommen. Jaja, ich weiß, ich bin eben nur Henning Taube. Aber eben auch ein Schreiber. Ein Autor. Ein Schriftsteller. So werde ich jedenfalls inzwischen manchmal angesprochen, was mich sehr ehrt. Ich bin stolz drauf, wenn mich jemand als Schriftsteller bezeichnet oder vorstellt.
Heute ist der zweite Weihnachtstag, es ist halb sechs am Morgen. Kein Schnee in Sicht. Kein Frost. Schade. Trotzdem – ich wünsche euch einen wunderschönen Tag. Lest ein gutes Buch, genießt den Tag, genießt die Woche bis Silvester, falls ihr frei habt.
Liebe Grüße
Henning
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