Schöne Scheiße. Es gibt massenhaft Menschen, die sich das Leben nehmen, weil sie es vor Paranoia nicht mehr aushalten. Dabei könnten sie gerettet werden – so wie ich damals. Krankheitseinsicht. Freunde, die einem helfen. Ärzte. Psychologen. Psychiater. Therapeuten. Man ist doch nicht vollbhindert, wenn man verrückte Gedanken hat. Da gibt es heute ne Menge gute Medikamente gegen. Man kann nach einer Krankheitsphase echt n gutes, schönes Leben führen. Ganz klar sein im Kopf. Man muss sich nicht, manchmal jahrelang, rumquälen. Guck dir die ganzen Durchgeknallten an, die nicht mehr existieren können, weil ihnen keiner geholfen hat. Die allene leben müssen. Keiner will mehr was mit ihnen zu tun haben. Die hausen in Köthenwald in WGs mit noch härteren Fällen zusammen. Na klar, gut, sehr gut, dass es überhaupt solche Einrichtungen gibt. Aber meiner Meinung nach muss es oft nicht so weit kommen. Chronisch muss das meistens gar nicht werden. Wenn man sich rechtzeitig öffnet, Krankheitseinsicht hat, Hilfe von außen annimmt. Immer noch ein Tabu-Thema: Schizophrenie. Schizo-Affektive Psychose. Wahnvorstellungen. Paranoia. Ja, in der Paranoia kann man wirklich echte Todesängste entwickeln. Da glaubt man keinem normalen Menschen mehr. Da gehorcht man nur noch seinen fiesesten Gedanken. Oft durch Drogen herbeigeführt. Manche vertragen das mit den Drogen. Soagr viele. Ich kenne einige. Die haben auf Droge noch nie Angst gehabt. Höchstens echte Angst, vor der Polizei zum Beispiel, oder vor ihren Dealern, wenn sie nicht blechen können. Aber es gibt eben genug Leute, etwa 4 % der Kiffer, die kiffen, obwohl sie es nicht vertragen. Sie sind aber abhängig, süchtig nach dem Zeug. Können einfach nicht aufhören. Und diese 4 % haben großes Glück, wenn sie geretten werden. Das Zeug wird ja auch immer stärker, immer psychedelischer. Freunde, ihr seid gefragt! Auf euch kommt es oft an. Kifft mit den Verrückten nicht auch noch zusammen. Gebt ihnen nichts, dann seid wenigstens ihr aus dem Schneider. Sagt nicht, dann holt er sich eben sein Zeug woanders. Na und? Aber ihr macht euch hinterher nicht so viele Vorwürfe. Ihr seid doch nicht bescheuert, ihr merkt doch, wenn einer durchdreht. Oder seid ihr selbst so benebelt, dass es euch scheißegal ist? Ja, wahrscheinlich.
Jedenfalls hats wieder einen erwischt, den ich kenne. Das hat mir wieder stark zu denken gegeben. Meine Selbsthilfegruppe „über den Berg“ ist restlos ausgebucht. Also eröffne ich jetzt eine zweite. Auf jeden Fall einen Psychose-Stammtisch im Havana, lockere Atmosphäre. Jeder kann kommen. Angehörige und Betroffene. Das erste Treffen findet voraussichtlich am Donnerstag, den 13. September, statt. Kommt vorbei. Um die Krankheit besser zu verstehen, um sich auszutauschen. Leute, verzweifelt nicht. Meine Mutter sagt immer: Für alles gibt es eine Lösung. — Aber tot ist tot! Da kann keiner mehr helfen! Das Ding ist gelaufen. Endgültig. Ich trauere mit den Angehörigen und Freunden, ein paar von ihnen kenne ich !