Psychosen

Es ist ganz still hier in meinem kleinen Zimmer. Oftmals brauche ich die Ruhe. Vor allem natürlich, wenn ich schreibe. Ich schreibe mehr, als ich rede. Na ja, kommt drauf an, wie ich gerade drauf bin. Wenn ich allein bin, schreibe ich zum Glück mehr, als ich rede. In meinen Psychosen habe ich ständig mit mir selbst gesprochen. Auch laut. Auch mitten in der Innenstadt. Weil ich glaubte, alles wird mitgeschnitten. Die Wanze trug ich in meinem Schuh. Oder in meinem Knie. Psychosen können derart interessant sein. Glück hat der, der sie eines Tages vermag zu reflektieren. Dazu ist zumeist viel Abstand nötig. Stabil musst du sein. Ein starkes Umfeld haben. Das Schreiben gehört für mich zu den besten und wirksamsten Therapieformen, die es auf der Welt gibt. Ist zu viel los in deinem Kopf, schreib es nieder. Dann ist es draußen. Und zack – kannst du an etwas anderes denken. Das Handwerk hält mich zudem auf dem Boden. Allerdings könnte ich heutzutage auch darauf verzichten. Ich sehe keine Anzeichen, keine Vorboten, keine Frühwarnsymptome für einen erneuten Wahn. Ganz normal möchte ich natürlich auch nicht sein. Aber wer ist das schon? Die Definition von „normal“? Gibt es Menschen, die davon überzeugt sind, normal zu sein? Bestimmt. Die Armen. Sie haben gar keine Ahnung, wie es ist, verrückt zu sein. Man könnte glatt Mitleid mit ihnen haben. Oder die ganz Armen, die in ihrem Leben „nur“ depressiv sind. Die nie eine Manie erlebt haben. Ich will nichts missen. Ich weiß, wie es ist, Stimmen zu hören. Ich kenne Höhenflüge und Abstürze. Das Alles gehört zu mir. Das Alles bin ich. Der Wahnsinn hat mich zu dem Menschen gemacht, meinetwegen getrieben, der ich heute bin. Ehrlich gesagt fühle ich mich meistens auch ziemlich normal. Manchmal langweile ich mich selbst. Dann sehnt es mich zum Beispiel ins Havana zu fahren. Wäre doch der Weg nicht ganz so weit. Vom Deister bis nach Hannover – 25 Kilometer. Sagen wir – 20. Deswegen wäre es so reizvoll, eine Wohnung in Linden zu besitzen. Nicht allein wegen des Havanas natürlich. Sondern wegen der vielen Menschen dort auf der Limmerstraße. Wegen des Austauschs. Ich habe kein Problem damit, mit irgendwem ins Gespräch zu kommen. Solange mich die Themen interessieren. Noch lieber als reden, höre ich zu. Beobachte. Konzentriere mich. Mache mir Gedanken. Genieße das Ambiente. Mein erstes Buch habe ich im Rolling Stones-Café in Linden geschrieben. Per Hand. In dem Café ist heute ein angesagter Pub. — Mit BLOCK bin ich fast durch. Ich überarbeite gerade die letzten 30 Seiten. Dann geht das Ding zu Cupi. Und zu Constanze. Und auf jeden Fall zu Jean. Wahrscheinlich werde ich es aber nach der nächsten Überarbeitung noch einmal gegenlesen. Und nochmal. Mein Plan ist es, Ende des Jahres den Abschluss zu finden. Irgendwie schade, dass es nicht mehr als 100 Seiten geworden sind. Ich habe nicht den Willen, es unnötig in die Länge zu ziehen. Ist eben ein Kurzroman geworden. Ob ich im Anschluss meine neue Idee verwirkliche, ob sie überhaupt zu verwirklichen ist, weiß ich noch nicht. Ich könnte mich auch am zweiten Teil von „weg“ versuchen. Bin mir noch unsicher. Etliche Sachen habe ich schon begonnen und bin dann doch nicht über ein paar Seiten gekommen. Auf jeden Fall starten Dietmar und ich wieder mit unserem Klangprojekt. Gitarre und Lyrik, oder auch Prosa. Dietmar spielt so wunderschön. Dietmar ist einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Ich bin unsagbar dankbar, ihn zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Er ist mit Samthandschuhen zu genießen. Würde ich ihn verletzen, könnte ich mir das wohl niemals verzeihen. — Jetzt ist es schon wieder halb zwölf in der Nacht. Morgen kann ich glücklicherweise etwas länger schlafen. Bis acht. Trotzdem mache ich jetzt Schluss und sage Gute Nacht!

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