Hab gerad ne Lesung im Jugendknast Hameln klargemacht. Freu ich mich sehr drauf. Brauch ich zur Recherche für mein neues Buch. Spielt nämlich im Knast. Hartes Ding, den Zeitgeist voll treffend, arbeite schon dran. Ein Typ, der voller Hass ist. Auf der Suche nach sich selbst. Ob er sich am Ende findet … ich werde es nicht verraten, kenne den Schluss aber schon. Doch durch welche Gefilde und Abgründe mich eine Geschichte führen wird, das weiß ich vorher nie. Bin immer wieder selbst überrascht. Über die Protagonisten, die so auftauchen, was sie so anstellen, wie krank und verrückt sie sind. Krank ist das Projekt auf alle Fälle. Muss es. Was Normales schreibe ich nicht. „weg“ ist hart an der Grenze zum Normalen.
Ich bin zufrieden. Ehrlich. Weil ich akzeptiere, dass es so ist, wie es ist. Das heißt nicht, dass ich nicht noch immer die ganze Welt retten will. Aber das ist erst mal soweit aufgeschoben. Es dauert eben alles. Ich muss an die Öffentlichkeit, raus, Lesungen veranstalten, in die Zeitungen usw. Sagt eine Zeitung ab, schreibe ich die nächste an. Immer dranbleiben, nicht aufgeben. Hartnäckig bleiben. Ich schreibe seit 30 Jahren, ich werde auch die nächsten dreißig Jahre schreiben, wenn ich so lange lebe und nicht dement werde. Es gibt so viel Stoff auf Erden. So viele Menschen. So viele Ideen. Soooo viel Fantasie. Mein Kopf ist voll damit. Würde ich keine Medikamente nehmen, die meine Gedanken regulieren, würde ich durchdrehen. Mein Sohn ist wie ein Magnet, hat heut meine Therapeutin gesagt. Sie hat recht. Hol ich ihn um halb zwei aus der Schule ab, bin ich ganz bei ihm. Da hat kaum was anderes Platz im Kopf. Was für ein Glück, dass wir so viel Zeit füreinander haben dürfen. Wer hat das schon.
Es ist jetzt Viertel nach zehn, Zeit fürs Bett. Morgen um halb sechs klingelt der Wecker, ein neuer Tag beginnt. Ich freue mich drauf !
Hab eben erfahren, dass ein Kumpel, nicht mal 50, verstorben ist. Wurde erst drei Wochen später in seiner Wohnung gefunden, hatte nur sehr wenige soziale Kontakte. Leider. Deswegen koste den Tag aus, mecker nicht an allem rum, versuch positiv den Tag zu starten. Pflege deine Freundschaften, aber nur mit Menschen, die dich nicht aussaugen und dir zu viel abverlangen. Die nur ihre Egonummer durchziehen. Die dich angreifen usw. Ein Treffen darf nicht zur Pflichtveranstaltung werden – geben und nehmen. Nicht nur geben und nicht nur nehmen. Der Ausgleich ist wichtig. Zuhören. Ihr wisst das alles selbst. Macht das Beste draus .