Ein leichtes Leben ist schwer zu leben

Auch wenn du es dir nicht eingestehen möchtest, eine Absage schmerzt. Dich. Sie haut dich aus dem Latschen. Da du nicht an Zufälle glaubst, glaubst du, dass deine Schreibe miserabel ist. Du zweifelst. Liegt es an dir? Liegt es gar nicht an der Schreibe? Oder sind deine Sachen schlicht gesagt, so beschissen, dass sie peinlich sind? Langweilig? Sinnlos? Wozu der ganze Scheiß? Weil du aus der Schleife nicht mehr rauskommst. Du hängst viel zu tief drin. Wäre es dir doch nur scheißegal. Nach außen schon. Innerlich sieht es anders aus. Kein Mensch kann in dich hineinschauen. Du wankst. Fühlst, dass du bald nicht mehr kannst. Der Körper schmerzt. Hier und da.

Du zweifelst nicht nur – du bist verzweifelt. Und doch wirst du immer weitermachen. Sobald dir etwas einfällt, schreibst du es auf. Und du wartest weiterhin auf die federleichte Geschichte. Doch wie ich dich kenne, und du weißt, ich kenne dich gut, wird es wieder ein schwerer Brocken – für dich. Es wird ein hartes Stück Kunst. Du hast es ein Leben lang versucht. Du glaubtest, du habest der Welt etwas zu sagen. Du glaubtest, du habest der Welt so unendlich viel mitzuteilen. Wenn du doch vergessen könntest. Auch wenn du unbedingt wolltest – du könntest nicht aufhören. Das Schreiben ist für dich ein Zwang. Du willst und willst und willst. Damals – die Geburt deiner Gedichte – da konntest du nichts für. Es war, als wären die Verse vom Himmel gefallen. Du brauchtest nur den Stift zu führen. Weder hast du zuvor Gedichte gelesen noch versucht, welche zu schreiben. Sie kamen über Nacht. Du wurdest also geboren, um zu schreiben. Und wahrscheinlich ist es gar nicht wichtig, ob man dich liest. Doch ist es dir, dir allein, wichtig. Sehnst du dich nach Anerkennung? Wonach du dich ganz sicher sehnst, ist Zeit zu haben. Genug Zeit zu haben, um schreiben zu können, wann du möchtest. Und wie lange du willst. Du hast keine Lust drauf, die Nächte abzubrechen. Hilfe von anderen Autoren oder Künstlern hast du nicht zu erwarten. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Dabei, wären deine Sachen gut genug, würdest du bestimmt Hilfe erfahren und auch bekommen. So viel hast du dir selbst kaputt gemacht. So viele Steine hast du dir selbst in den Weg gelegt. Steine, die du nie wieder beiseite gerollt bekommst. Felsenschwer sind diese. Riesengroß. Was du dir nicht alles eingebildet hast. Und was du dir alles eingebildet hast. Da sitzt du heut in deinem Zimmer und zweifelst. An deiner Schreibe. An deiner Person. Bemitleidest du dich etwa selbst? Beinahe lässt es sich so lesen. Erstens hast du gar keinen Grund. Zweitens bringt Selbstmitleid nichts. Gar nichts. Wie willst du ein federleichtes Buch zu Werke bringen, wenn du dich schwerer machst als du bist? Versuch ein leichtes Leben zu leben. Leicht gesagt. Leicht geschrieben. So leicht geschrieben: Leb ein leichtes Leben.

Es sind ja nicht nur die eigenen Steine, die du dir in den Weg gerollt hast. Natürlich kommen auch hin und wieder von außen welche hinzu. Schicksalsschläge. Neidhammel. Missgönner. Gedankenüberträger. Mach dich endlich frei. Schreib dich frei.

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