Diogenes

Du kommst gerade von der Arbeit. Fragst dich vielleicht schon, was das noch soll. Hast Angst. Wie viele Sätze kannst du noch schreiben? Zum Glück hast du gut geschlafen. Du konntest Kraft tanken. Wenn du Glück hast, hat dein Therapeut nächste Woche noch einen freien Termin. — In deinen Gedichten steht so viel Wahrheit. Du hast dich verschätzt, glaubtest, der Weltkrieg breche 2018 schon aus. Und immer noch ist kein Verlag bereit, deine Verse zu veröffentlichen. Du hast nicht den Mut, bei den Verlagen, die dein Werk vor sich liegen haben, anzurufen. Weil du sowieso nicht ernst genommen wirst. Aber ehrlich gesagt glaubst du, dass der Drops eh schon gelutscht ist. Du rechnest 1 und 1 zusammen. Du bist nicht blind. Du bist nicht taub. Du würdest dem Verlag, der an dich glaubt, deine Gedichte schenken. Du bildest dir sonst was ein. Okay. Gut. Was du willst, ist die Menschen warnen – vor der Hölle. Vor dem ewigen Feuer. Du hast eine Realität erlebt, die keiner außer dir kennt. Und so viele Leute denken, du machst dich nur lächerlich. Rafft es endlich! Es geht hier nicht mehr um Ruhm und Kohle. Es geht um Wahrheit. Du musst überlegen, wie du es jetzt anstellst. Rufst du an? Nein, du hast gerade soeben eine Dringlichkeitsnachricht an den Diogenes-Verlag gesendet. Das ist der Verlag, der in deinen Träumen vorkam. Du glaubst an diesen Verlag. Sonst könnte es nur noch Suhrkamp bringen. Bis Montag wartest du ab. Wenn du es schaffst, so lange durchzuhalten. Wie lange würde es dauern, bis das Buch auf dem Markt ist? Okay, du weißt nicht, ob du dich zu wichtig nimmst. Doch der Krieg ist zur Realität geworden. Du weißt nichts mehr zu schreiben.

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