Habe ich Angst vor dem Tod? Ich sage euch, es wird die spannendste Geschichte des Lebens. Schade, wenn man hier auf Erden sein Leben verkorkst. In dieser Form ist es das Einzige. Sagen wir, in dieser Periode. Wenn es gut läuft, 100 Jahre. Wirklich Frevel, sich selbst zu zerstören. Klar, bleibt jedem selbst überlassen. Jeder kann mit seinem Körper anstellen, was er möchte. Ich rede über die Menschen, die frei sind. Nicht über die, die zu was gezwungen werden. Gezwungen werden, zu hungern und zu dursten, gewzungen werden, ihre Körper herzugeben. Ich rede über die 80 Millionen Deutschen. Was für ein unsagbares Geschenk, hier leben zu dürfen. Was für ein Glück! Jaja, woanders ist es besser. Noch besser. Aber nicht für dich, du Verlierer. Deinen Verlust würdest du nämlich mitnehmen. Du wärst woanders auch nicht glücklich. Glück, eine kurze Dauer der Euphorie. Zufrieden? Ich nie. Ja, schon, aber nie lange. Ich will immer mehr. Immer mehr Zufriedenheit. Immer mehr Perfektion. Makellosigkeit. Und doch, wer soll das verstehen, liebe ich Ecken und Kanten. Liebe ich das Verrückte. Das Besondere. Das Außergewöhnliche. Das Besondere. Den Kick. Jaja, den Kick. Als Maniker braucht man ihn. Will man ihn. Sehnt sich nach ihm, wie der Kaktus, der sechs Monate keinen Tropfen Wasser bekommen hat, nach genau diesem einen Tropfen. Der Kaktus braucht ihn, sonst vertrocknet er. Er stirbt. Ein Tropfen Wasser reicht für weitere Wochen oder gar Monate. Ein ganzer Wasserschwall ist noch besser. Der kickt den Kaktus so sehr, dass er sofort beginnt empor zu sprießen. Sagt man „sprießen“ bei einem Kaktus? Keine Ahnung. Sonne und ab und zu Wasser. Sonne und ab und zu einen Dopaminstoß. Könnte jeder gebrauchen. Die Armen, die nur depressiv und nie manisch waren. Die Maniker hängen in der Irrenanstalt zusammen rum. Die Depris sind neidisch. Sind total genervt von den immer labernden Spinnern, die sich untereinander so gut zu verstehen scheinen. Aber selbst ein Ex-Maniker ist genervt von einem Akut-Maniker. Der Akut-Maniker ist ja soooo endlos witzig. Er lacht soooo schön über sich selbst. Er schreit fast vor Glück. Denn er hat das grooooße Los gezogen. Er zieht 4000 Mark ein. Er kauft sich einen Ferrari ohne Geld. Weil er es kann! Jawoll!!! Er liebt seine Zustände. Besser als jeder Rausch. Besser als Sex. Wozu Sex? Na ja, Sex in der Manie ist so ziemlich das Größte überhaupt. Da gehts nur drüber, wenn du glaubst, ein Engel zu sein. Oder noch besser, ein Gott! Du bist größer als die ganze Welt. Du stehst auf der Erde, die nur noch ein Fußball ist. Du greifst dir die Sterne, als wären es Eintagsfliegen. Pass nur auf, dass du nicht Angst vor dir selber bekommst. Wenn du größer als das ganze Universum geworden bist. Dann hast du es nämlich zum Gott geschafft. Und dann kommst du nach Hause. Und deine Freundin erzählt dir, du hast eine Psychose. Du bist ein Gott. Und sie erzählt dir, du musst in die Klapse. Sie, die dich angeblich liebt. Sie, die nicht einmal an sich selbst glaubt. Wie soll sie an Gott glauben? Sie ist so schwach wie ein zartes Spatzenküken, wo jeder draufspucken kann. Irgendwann hältst du die Spannungen in dir nicht mehr aus. Und diese Angst, diese schreckliche Angst. Lässt dich einliefern. Wirst zugepumpt. Nebenwirkungen. Krämpfe in den Beinen, im Magen, im Kiefer. Kannst nicht schlafen, zitterst, willst sterben, weil der Tod die einfachere Lösung wäre. Du merkst, du bist kein Engel, kein Gott. Dir wird bewusst, du bist krank. Irre. Wahnhaft. Du bist ein Nichts. Nichts wert. Deine Freundin ist jetzt die Macherin. Sie hat wieder die Oberhand zurück gewonnen. Du wirst fett durch die Medis, nimmst 25 Kilo zu. Hefeklos. Rauchst Kette. Betrinkst dich. Guter Cocktail, Pillen, Saft, Alk, Kippen, Kaffee, fettes Fressen, Pizza, Pizza, Pizza. Fernsehen, wenn du dich wieder ein bisschen konzentrieren kannst. Dann aber bitteschön Tag und Nacht. Deine Freundin redet von Selbsmitleid, du triefst, sie weiß nichts von Depressionen nach einer Manie. Nie ist sie geflogen, nie war sie in der Hölle. Du guckst dir das alles an. Doch dann, nach Monaten, es geht dir besser, nach und nach, immer ein Stückchen, so gut, dass du eines Tages die Medis reduzierst. Da ist er wieder, der Tropfen. Ganz plötzlich. JAAAAHHHH! Du machst Schluss. Du hältst die Negativität von ihr nicht mehr aus. Du nutzt die Chance. Sie weint. Ist aber gleichzeitig so was von erleichtert. Und du erst. Ja, und du erst. Frei wie ein Vogel. Jetzt bleib aber auf dem Teppich, verdammt! Flieg auf ihm. Spring um Gottes willen nicht wieder ab! Vertrau auf die höhere Macht. Werde nie wieder zu einem Gott. Lass dich lieber von ihm führen. Verdammt, du hast nur dieses eine Leben, zumindest in dieser Periorde hier auf Erden !