Samstag, 23 Uhr.
ne halbe Stunde nehme ich mir Zeit, dann gehts ins Bett zu meinem Buch, das ich gerade lese. Weiß jetzt weder wie der Autor heißt noch das Buch, ist aber ganz, ganz leichte Kost. So was habe ich lange nicht mehr gelesen, tut gut, fiktive Geschichte in der Ich-Form geschrieben, ne Art Krimi oder so was. Finde ich meine Sachen ehrlich gesagt nicht schlechter. „Im Wahn der Zeichen“ schon, da muss ne Menge gestrichen werden, immerhin um 200 Seiten von 420. Freue ich mich sehr drauf. Weg mit dem ganzen Rotz! Weg mit dieser ganzen sentimentalen Scheiße. Immer auf dem Teppich bleiben, nicht zu viel Gefühl mit reinbringen. Distanz halten, dafür brauchte ich aber erst einmal 20 Jahre oder länger. Ist ja nicht ganz ohne, ne Krankheitsgeschichte aufzuschreiben. Wisst ihr, wo zu ich Lust habe? Auf Youtube was über mein Leben zu erzählen. SICK hat mich total geflasht, jetzt erst, habe gerade mal von 400 Folgen sieben geschaut. Das ist richtig gut. Das bringt voll Bock, ehrlich. Kann ich jedem empfehlen. Ich weiß nicht, ob ichs hinkriegen würde – kann mir jemand beim Filmen helfen? Ich erzähle ja so gern psychotische Erlebnisse von früher. Dazu ne Zigarre, n Bier oder n Wein, herrlich und ehrlich kann ich mir das vorstellen. Hat jemand von euch Lust und Zeit? Kennt jemand wen, der wieder wen kennt? Auf jeden Fall drehe ich einen Film mit Jean Coppong für den Rockliner von Udo. Wir wollen da in der Bibliothek auftreten, wenn es eine gibt. Drei bis fünfmal am Tag für ne Stunde. Vor zwanzig Leuten oder so was. Keine Ahnung. Ich lese Jack Daniel’s-Gedichte vor und Jean spielt zwischendurch ein paar Songs. Das fetzt wie der Fisch im trocknen Eimer. Bin total inspiriert heute Abend, und wisst ihr warum? Weil ich zwei Bacardi-Cola getrunken habe. Ist ganz anders als Wein oder Bier, leichter, schöner, schneller, ehrlicher vielleicht nicht, oder auch doch, ist auch scheißegal. Ein ganz anderer Zustand als nüchtern, kreativer, ist so, kann ich nicht ändern. Jaja, lasst mich in Ruhe mit euerm Alkoholikergefasele, davon will ich heute Abend nichts hören, und morgen auch nicht. Ich komme kaum mit den Fingern nach, so flutscht das hier. Prost! Als ich anfing, den Blog zu schreiben, da haben sich ja einige Freundinnen Sorgen gemacht, dass ich alkoholsüchtig sein könnte. Ja, Leute … Eines weiß ich: Rum wirkt ganz anders als Whiskey, und Wein ganz anders als Bier und so weiter, jede Sorte hat was für sich. Harte Sachen habe ich seit Monaten nicht mehr getrunken, ist Bacardi was Hartes? Mit Cola? Zwei Gläser? Jetzt habe ich ne Viertel Stunde geschrieben, es ist Viertel nach elf, 15 Minuten gebe ich mir noch, 15 Minuten müsst ihr mich noch ertragen. Aber endlich ist hier mal wieder was los auf dem Blog. Ich wäre ja schon fast selbst gestorben vor Langeweile. Aber wie ihr wisst, für den Roman war die nüchterene Zeit genau richtig und wichtig. Alkoholiker tun mir leid. Ich meine die, die nie wieder etwas trinken dürfen. Und die tun mir leid, die keinen Nutzen durch den Genuss von Alkohol erleben, die sich nur sinnlos zudröhnen und Scheiße labern, und kotzen, und lallen und torkeln und am nächsten Tag nichts mehr wissen. Nutzt doch das Zeug ein wenig. Ich darf ja schon keine Drogen mehr nehmen, sonst muss ich in die Klapse. Selbst Kiffen ist vorbei, vertrag ich nicht, auf Medis steh ich nicht, mochte ich noch nie, über andere Sachen spreche ich besser gar nicht erst. Man kann ja bekanntlich nur Dinge bereuen, die man NICHT getan hat, sagte mal jemand Großes. Wer, weiß ich nicht, irgendein Schriftsteller. Oder war es der Playboy Gunter Sachs? Ja, klar, der war es. Der hat das gesagt, und der hat nichts anbrennen lassen. Alle anderen haben es nachgeplappert, so wie ich. Da gibt es einige Dinge, die ich nicht ausprobiert habe, aber gern gewusst hätte, wie das so ist. Jetzt bin ich fast 50, bin verheiratet, habe ein Kind und bin zu feige. Gut so, für mich, für meine Familie in erster Linie. Segeln, ich bin noch nie gesegelt. Fallschirmsprung. Rennboot. Wasserski. Ach, ich könnte jetzt eine Million Dinge aufzählen, die mich reizen würden. Ha! – Gesegelt bin ich mal – drei Tage auf dem Eiselmeer. Kann ich mich aber nicht mehr dran erinnern wie das war. Hochseeangeln. Den Rest verschweige ich euch, würden wieder Sorgen entstehen. Ich will kein laaaaaaangweiliges Leben!!! Wollte ich noch nie. Ein Pfleger in der Klapse hat mal zu mir gesagt: Herr Taube, warum suchen Sie immer den Kick? Weil ich ihn brauche, weil ich ihn WILL, weil ich nicht tot sterben werde. Mal aus dem Rahmen springen, draußen dran langhangeln, ja klar, besser wieder zurückkommen, um klar zu sehen. Punkt 23.30. Schluss, Aus, Vorbei !
Sonntag 23 Uhr
War heute bei meiner Schwester und habe mir LP’s geliehen. Bowie, Marius, Alan Parsons, sogar Marillion, die ich ihr wohl mal geschenkt habe. Wundervoll. Könnte die ganze Nacht durchhören, viel, viel schöner als ne CD einlegen. „Ganz allein krieg ichs nicht hin“ von Marius, die dritte Scheibe, ’78. Besser geht nicht, ehrlich, von den Texten jedenfalls, von Musik habe ich nicht so viel Ahnung, gefällt mir aber gut, die Aufnahme ist auch sehr gut, ganz anders als die Christiane F. von Bowie, französische Pressung, ziemlich schlecht. Fuck, ich muss ins Bett, morgenfrüh um 6.45 Uhr ist Aufstehen angesagt. Gerne würde ich jetzt noch SICK auf Youtube anschauen, bin erst bei Folge 8, 400 sind es ungefähr. Das will ich auch, verdammt! Ich glaube, der törnt sich mit Dope an, kommt dann auf n Redeflash, ich würde n bisschen Gurgelwasser zu mir nehmen, geht auch, ölt auch die Stimme. Bisschen Show muss sein, nur n bisschen, bin ja kein Schauspieler. Warum eigentlich nicht? Ist ein schöner Beruf, ehrlich, kann man drin aufgehen. Erfüllung ist angesagt, deswegen bin ich so froh, dass ich schreiben kann, dass ich die Freiheit dazu habe, dank meiner Frau. Sie lässt mich machen, sie wusste von Anfang an, dass sie für die Familie sorgen wird. Nicht MUSS. Man kann ja vom Staat leben in Deutschland, wenn man es geschickt anstellt, will sie aber nicht, sie ackert wie sonst was. Aber sie liebt ihren Beruf, ja, und ich liebe das Rauchen und Trinken, natürlich, klar, Teetrinken. Scheiße, zehn nach elf … Trinke gerade Yogitee für den Abend, davor etwas Sekt und Cola für die Nerven. Nichts haut einen Seemann um – ihn schon. Lied von Udo. Herrlich. Oder Lady Whisky, Säufermond, und was es sonst noch so gibt. Breit geschrieben, nüchtern gegengelesen, für Gut befunden, Mucke zu gemacht, ab dafür – Hit! Dann viel zu viel Suff, die 90er. Totale Pleite. Udo sagt, schmeiß das Geld aus dem Fenster, kommt unten durch die Tür wieder rein. Hat er von Kalle Lagerfeld. Ich hab s von Stuckrad-Barre – Stuckiman. Auch völlig egal. Ich liebe das Leben, ich liebe den Genuss, ich genieße oft wochenlang kaum was. Warum? Weil ich soooooooo vernünftig bin. Ja? Ehrlich? Bin ich das? Sag ich euch nicht. Rock n Roll. Yogitee zum Einschlafen. Schöne Träume. Ich schnarche, wenn ich nüchtern bin und wenn ich betrunken bin – also egal. Das ist mein Leben. Na ja, schon, aber ich teile es mit meiner Familie. Der Rest ist mir egal, scheißegal. Klar, gute Freunde braucht man, sind wichtig. Aber da reicht es, dass sie sich auf einen verlassen können, es reicht, ein paar Stunden Glück oder Leid zu teilen, besser Glück, kommt immer besser. Und n Bier ausgeben, oder wenn man Geld hat, n Auto, oder ne Reise oder n Geschirrspüler, was gerade vonnöten ist. Quatsche ich Müll? Ich hämmer auf die Tasten, schreibe so, wie es gerade kommt. Es kommt, kommt, kommt, wie es kommen muss – alter Text von mir. Habe sowieso noch hundert Songtexte rumfliegen. Kann man was draus machen. Habe ich Udo, Herbert, Adel, Konstantin, Peter und … keine Ahung, zugeschickt, kam nie was zurück. Pro Text 2000 Euro oder so was. Na, interessiert? Hundert gibts für 150.000, vielleicht, wäre ein Angebot. Nee, zu billig, für 1,5.000.000 wäre gerechter. Weil da ja so ungleublich viiiiiele Hits bei sind, ehrlich jetzt mal. Schlager oder Rock, was ihr wollt. Macht doch, was ihr wollt. Halb zwölf gleich. Scheiße. Trinke ich jetzt noch n Rum? Der Tee ist gleich leer, müde kein Stück. Und morgen? Gäääääähhhhnnnnn. Umdrehen, Wecker auskloppen, mit dem Auto losdüsen, halb schlafend, halb wach, dann dem Freund beim Streichen helfen, ja, gerne, immer wieder gerne, würde ja nicht viel lieber schreiben und Musik hören und Zigarre rauchen und mittags n Sekt trinken. Nee, ich streiche lieber ne Tür umsonst. Nur so. Und noch eine. Und reiß n Balkonboden raus. Und haue mir selbst in die Fresse, nur so zum Spaß. Hey Leute, das macht Spaß, braucht ihr noch Hilfe.. Ich habe Zeit, viel Zeit, viiiiiiiiiiieeeeeel Zeit. Wir können auch stundenlang klönen, den gaaaaaaanzen Vormittag, mit viel Kaffee und Tee, Yogitee für den Abend am Morgen, das wäre doch was. Ich will schreiben, schreiben, schreiben. Drei Stunden vormittags, zwei Stunden abends, mehr will ich doch gar nicht. Außer ne Million, oder zwei, drei oder vier. n Volvo. Jetzt geht der Scheiß wieder los. Man, waren wir froh, dass n paar Monate Ruhe war. Ich nicht! ICH NICHT! Das bringt Bock, das macht Spaß, das fetzt. Spinnen, spinnen, spinnen, zumindest hier auf dem Papier! Papier – sehr witzig. Monitor, Monitor, Monitor. Kleines Ding, Laptop, Tastatur extra. Ist doch auch völlig wumpe, oder nicht? Halb zwölf. Es ist vorbei. Aus. Schluss. Noch n Schluck, komm, noch einen … Runterkommen. Abschalten. Laptop aus, Licht aus, Anlage aus. Ausziehen, Zähne putzen, bisschen in den Spiegel schauen und sich okay finden, zum Glück, auch wenn ich in den letzten Tagen drei Kilo zugenommen habe. Jaja … Endlich fühle ich mich hier wieder gut, wieder heimisch, wieder zu Hause. Yeah. Haut rein! Gute Nacht! Schöne Woche! Denkt mal drüber nach! Über was? Ob ihr für ein neues Buch für mich sammeln wollt. Ein paar Tausender … Ihr kriegt es auch nicht wieder, ich gebe alles selbst aus, ehrlich. Kennt ihr Straßenjungs: Ich brauch mein Suff, wie der Spießer den Puff … Hört euch das mal an. Sowieso eine der besten Scheiben, die es in der BRD jemals gab. Hab ich neulich auf dem Flohmarkt ergattert, ist noch genauso schön wie früher in den 80 ern. Jetzt reichts. Jetzt ist genug. Genug ist genug. Finito. Wäre ich jetzt unoriginell, würde ich schreiben: Ich habe fertig. Nachplapperer. Nachäffer. Haste keine eigenen Ideen? Doch, mein neues Buch ist eine ganz eigene. „Im Wahn der Zeichen“ sowieso. Ach, lasst mich jetzt endlich los. Lasst mich schlafen. Lasst mich in Ruhe. In unendlicher Liebe und der ganze Scheiß – euer Weltschriftsteller !