Wie ein Schriftsteller

Ein wundervoller Tag neigt sich dem Ende. Seit zwei Wochen rauche ich nicht mehr. Seit zwei Wochen und einem Tag. Drei Hypnose-Sitzungen durfte ich genießen. Heute ist der erste Tag, an dem ich mich stundenlang ausgeglichen fühlte. Es könnte was werden. Es könnte tatsächlich was werden. Ach, wie frei wäre ich, könnte ich auf die Zigarette verzichten. So frei, wie vor meinem Leben. In der Hypnose bin ich in die Zeit vor meiner Geburt gereist. Ich fühlte mich im Bauch meiner Mutter. Mein Vater ist Kettenraucher gewesen, niemals hat er Rücksicht genommen. Weder als sie schwanger war, noch, als ich auf ihrem Bauch lag. Ich bin dahinter gekommen, dass ich zu meiner Nikotinsucht nichts kann. Schon vor meiner Geburt bin ich zum Raucher geworden. Als ich sechs war, habe ich meinem Vater eine Zigarette gestohlen und sie gepafft – ich fand den Geschmack einfach herrlich. Mit zwölf ging es dann richtig los. In der Hypnose habe ich einige Techniken erlernt, wie ich mich gegen das Verlangen des Rauchs wehren kann. Nie wieder möchte ich einen Zug „Tabak“ auf Lunge nehmen. Nie wieder möchte ich meine Lunge mit Nikotin verteeren. Zwei Hypnose-Sitzungen werde ich mir noch gönnen, dann sollte es reichen.

Du bist in mir. Ich bin in dir. Du bist in meinen Gedanken. Ich bin in deinen Gedanken. Du fragst dich. Ich frage mich. Was soll das? Ich kann es dir nicht sagen. Die Drosseln wünschen sich eine Gute Nacht. Sie singen nicht für mich – und doch. Genauso, wie ich sie gerade höre, hört sie niemand sonst auf der Welt. Genauso, wie ich sie gerade sehe, sieht sie niemand sonst auf der Welt. Genauso, wie ich gerade denke, denkt niemand sonst auf der Welt. Alles ist einmalig. Denk nicht so viel. Zu viele Gedanken verderben das Glück. Zu viele Gedanken verderben die Freiheit. Ich liebe den Sommer. Ich liebe es, hier zu sitzen – auf meiner Terrasse – ohne Zigarette – und über meine Gedanken nachzudenken. Sie kommen – und dann denke ich. Und dann tippe ich. Und dann lese ich. Und nun werde ich mir einen Gin-Tonic mischen. Ich sehne mich nach alten Zeiten. Ich sehne mich danach, mich so wie früher zu fühlen. Wie ein Schriftsteller. Ach, waren das herrliche Zeiten, als ich mich wie einer gefühlt habe. Es wird nicht wiederkommen, dieses alte Gefühl. Man wird älter. Gelassener. Fantasieloser. Realistischer. Wahrscheinlich fühlt sich nicht einmal ein Schriftsteller wie ein Schriftsteller. Wie soll er sich auch schon fühlen? Gestern hatte ich eine Lesung in einer Schule. Ich wurde gefragt, wie kann man sich das denn vorstellen, so ein Leben als Schriftsteller. Ich verrate euch meine Antwort nicht. Ist auch nicht wichtig. Doch eines verrate ich euch: Das Schreiben fällt mir von Tag zu Tag schwerer.

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