Diese wunderbare Stille – abends um 22.00 Uhr – auf meiner Terrasse. Nur die Schwalben haben noch eine Menge zu tun. Ein zartes Lüftchen weht. Der Gin steht links neben mir auf dem Tisch. Keine Zigarette. Kein Verlangen. Zum Glück. Ich lächele. Ich lächele in mich hinein. Die Zeit vergeht. Und sie vergeht und vergeht. Nimmt uns mit – wohin auch immer. Zumindest unter die Erde eines Tages. Du hast Zeit. Doch wie lange, weiß kein Mensch. Vielleicht sagst du dir mit siebzig, okay, jetzt ist es an der Zeit. Die Jugend längst vorbei. Die Vierziger, die Fünfziger, die Sechziger … Und ich schon Jahre tot. Schade, denkst du. Und ich denke, schade. Ja, ich denke, schade. Du denkst zu weit. Was wäre, wenn. Manchmal weiß man Dinge, ohne zu wissen, wo das Wissen herkommt. Dann ist es einfach die Wahrheit. Und die Wahrheit kann einem einen ganz schönen Schrecken einjagen. Man will sie nicht hören, nicht sehen, erst recht nicht wissen. Denn wenn man sie weiß, fühlt man sie. Ach ja, ich hätte schon so oft schweigen sollen. Der Autor lässt das Herz durch die Finger sprechen. Der Redner trägt das Wort auf der zu lockeren Zunge. Gesagt ist gesagt. Geschrieben ist geschrieben. Abgeschickt ist abgeschickt. Der Gruß kommt von Herzen.
Jetzt könnte ich eine rauchen. Eine rauchen und in den Himmel schauen. Den Kick in der Lunge spüren. Zu mir sagte mal ein Pfleger in den Tagesklinik: „Herr Taube, Sie brauchen immer den Kick!“ Ja, das ist wohl so. Kein Grau. Keine Ödnis. Keine Langeweile. Abwechlung ist das Gewürz, welches das Leben bunt macht. Ich bilde mir ein, eine Zigarette mach es auch bunt. Doch reicht die Zigarette nicht mehr. Es reicht auch kein Joint. Kein Alkohol. Kein Sex. Was das Leben einzig und allein so richtig bunt macht, sind Begegnungen. Der Austausch. Gespräche. Die Gefahr. Was macht das Leben für dich spannend? Was macht es für dich gefährlich? Vergiss dich nicht. Nicht, dass du zu kurz kommst.
Es ist spät geworden. Es ist Zeit ins Bett zu gehen. Vertrödele nicht deine Zeit. Träum was Schönes.