Welttag des Buches

Heute ist der Tag des Buches. Und ich bin zwei Wochen nicht zum Schreiben gekommen, heute auch nicht. Aber dafür komme ich so gut wie jeden Abend zum Lesen, auch wenn es oft nur eine Viertel Stunde ist, weil mir die Augen zufallen. Immer liegt ein Buch auf meinem Nachtisch, manchmal auch zwei oder drei, und mein Tagebuch, wo ich auch so gut wie jeden Tag etwas reinkrickele. Mir gefällt es, ein paar Momente festzuhalten, seien es Gefühle, Gedanken oder Ereignisse. Vielleicht hat ja mein Sohn eines Tages Interesse, die Tagebücher zu lesen. Also ich hätte jedenfalls gern ein paar Gedanken meines Vaters heute noch. Ich weiß so wenig über ihn. — Zurzeit lese ich Philippe Djian, bin fast durch, freue mich darüber, dass ich so viel von ihm noch nicht gelesen habe, dass er so viel geschrieben hat, das ich noch nicht kenne. Aber ich wechsele die Autoren zumeist ab. Wen ich als Nächstes lese, weiß ich also noch nicht. Vielleicht wieder Heinz Strunk oder Schamoni, von denen habe ich auch noch nicht viel gelesen. Sehr schön. Packt mich ein Buch nach mindestens hundert Seiten nicht, lege ich es ohne mir weitere Gedanken darüber zu machen beiseite. Ich habe aber auch schon Bücher, die neunhundert Seiten haben, nach achthundert weggelegt. Oder Bücher mit siebenhundert Seiten, hätte ich nach vierhundert am liebsten auf den Müll geworfen. Ab damit in den Bücherschrank. Manchmal habe ich Geduld, manchmal platzt mir der Kragen. Tatsächlich mag ich gern Blabla-Bücher, aber wenn überhaupt nichts passiert, dann schönen Dank auch. — Heute jedenfalls ist der Welttag des Buches und ich kann nicht verstehen, wie man nicht lesen kann. Allerdings kann ein Sportler auch nicht verstehen, wie ich keinen Sport machen kann. Oder ein Fernsehgucker versteht nicht, dass ich das Ding bald zum Teufel jage. Na ja, zum Glück stört es nicht, zum Glück steht es nicht bei uns im Wohnzimmer, dann würde ich wohl auch öfter in Versuchung kommen. Ich mag gute Filme, ich schaue auch ab und zu Nachrichten oder Talkshows, für RTL 2 bin ich zu blöd, das verstehe ich nicht, was es da zu sehen gibt. Mich wundert es, dass so ein Sender überhaupt überleben kann, wie ist das möglich? Hm, ich denke lieber nicht länger darüber nach. Um Gottes willen, ich bezeichne mich nicht als schlau, nur weil ich gerne Bücher lese. Intellektuell bin ich schon gar nicht. Aber ehrlich gesagt, mag ich mir gerne intellektuelle Menschen in Talkshows anhören, natürlich ist es besser, man sieht sie nicht, deswegen ziehe ich das Radio vor. Ich mag keine Intellektuellen, die sich überaus wichtig nehmen, die den Wichtigmann raushängen lassen, die hochnäsig rüberkommen und die dem Normal nicht auf Augenhöhe begegnen. — Ohne Lesen kann ich nicht. Will ich auch nicht. Müsste ich mich auf einer einsamen Insel für Musik oder Literatur entscheiden, stünde meine Entscheidung fest. Von Musik habe ich keine Ahnung, und wenn einer unmusikalisch ist, dann ich. Und dass, obwohl ich vier Jahre in einer Deutschrockband gesungen habe, oder mehr gesprochen und krakeelt. Richtig Spaß hat es mir nie gemacht, oft bin ich mit Depressionen aus dem Übungsraum gekommen. Es gab nach vier Jahren keine bedeutenden Fortschritte. Manchmal ist es eben besser, seine Fresse zu halten. Zwei Auftritte hatten wir. Mein Gott, wie schlecht das war. Und dann sollten wir auf einer Hochzeitsfeier spielen. Klar, die totalen Depritexte zur Feier des Tages. Das Brautpaar hätte sich gleich mit dem Mikrokabel erdrosselt. Jedenfalls waren alle aus der Band beldeidigt, dass ich da nicht mitgemacht habe. So ist das, wenn man nicht auf die Texte achtet. Ist auch egal. Das Schöne am Schreiben ist, dass man nicht wie in einer Band auf einen anderen angewiesen ist, man ist ganz für sich allein, keiner redet einem rein, solange man schreibt. Und will man hinterher von keinem eine Meinung hören, kommt das Ding eben in die Schublade. Aber eigentlich, nein, nicht eigentlich, jeder Autor will gelesen werden, also ist es schon gut, kritsiert zu werden. Aber nicht nur von einer Person, es sei denn, es ist dein Lektor, zu dem du vollstes Vertrauen hast. Ich habe keinen Lektor, aber ein paar Leser, die gern meine Sachen durchackern. Vielen Dank dafür. Ich habe jetzt erst gelernt, dass man sparsam einen Roman anfangen sollte, um dann immer brutaler zu werden. Brutaler heißt nicht, dass man vom Morden schreiben muss. Ihr wisst, was ich meine. Mitreißender muss ein Buch von Seite zu Seite werden. Autoren sprechen vom Spannungsbogen. Man muss stets wissen wollen, wie es im Text weitergeht. Ich hab schon mal geschrieben, dass ich keine Krimis lesen mag. Na ja, vielleicht versuche ich es mal mit Poe. Ja, den werde ich mir gleich notieren, den alten Klassiker. Es gibt so viele Schriftsteller, die ich noch lesen muss. Ja, muss. Ich hab viel zu spät angefangen und ich lese zu langsam und zu wenig. Mein Leben dreht sich viel mehr ums Schreiben, als ums Lesen. So, ich mache jetzt Schluss und wünsche euch einen wunderbaren Wochenstart. Denkt dran, in vier Tagen ist schon wieder Wochenende! Zeit zum Lesen   !

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